Vertrauen missbraucht

Immer öfter Langfinger im Hofladen beobachtet

Noch immer setzen viele Selbstbedienungsläden auf eine Handkassa; die meisten kaufen ehrlich ein.

(Bild: Uta Rojsek-Wiedergut)

Landwirte beobachten immer öfter, dass beim Einkauf geschwindelt oder gar geklaut wird. Aber Lebensmitteldiebstahl ist kein Kavaliersdelikt! Kameras und Co. wirken abschreckend. 

Tolle Lebensmittel direkt an ehrliche Menschen weitergeben, das wollen die Betreiber der Bauern-Hofläden. Das Vertrauen der Ladenbesitzer wird derzeit aber auf eine harte Probe gestellt. „Wir hören immer öfter, dass Bauern über Diebstähle klagen“, sagt Maria Ritzberger, LK OÖ. Oder es wird weniger bezahlt als mitgenommen wird. „Einige Betriebe haben darum die Selbstbedienung aufgegeben“, so Ritzberger. Oder den Automaten, weil dieser aufgebrochen wurde.

Jürgen Lederhilger vom Brandleitnergut in Neuhofen/Krems lässt sich trotz gemischter Erfahrungen vom Selbstbedienungsladen nicht abbringen; er stellt aber auf Bankomatzahlung um: „Das ist auch einfacher in der Buchhaltung!“

(Bild: Dostal Harald)

Banden machen Probleme
Jürgen Lederhilger, Landwirt in Neuhofen/Krems, hatte Probleme. „Es gab Tage, an denen die Tageslosung verschwunden ist. Das waren Banden, die herumfahren“, sagt er. Einige habe man nun erwischt.

Mit „echten“ Kunden hat er gute Erfahrungen: „Sie zahlen den fair kalkulierten Preis - das ist auch eine Wertschätzung.“ Von der Bargeldkassa aber wird er sich verabschieden: „Wir stellen auf Bankomatzahlung um.“

Mehr als Kameras
Die „Speisekammer“ in Ansfelden schließt nur nach Eingabe der Kreditkarte die Türe auf, bezahlt wird mit Karte , zudem gibt es Kameras. Gestohlen werde deshalb wenig, sagt Betreiber Martin Greul. Der Laden ist so gut wie diebstahlsicher – eine große Investition: „Das muss nicht für jeden Landwirt passen!“, betont er.

Martin und Beatrice Greul sind Pioniere bei Angebot und Sicherheit: Ihre „Speisekammer“ in Ansfelden öffnet die Tür nur, wenn man eine Bankomatkarte eingibt.

(Bild: Wenzel Markus)

Landwirtin stellte Diebe
Eine Kamera allein war in der Selbstbedienungshütte von Gudrun Rögl in Moosbach/Innviertel zumindest keine Hilfe, mehrmals ließen Unbekannte Waren mitgehen, bis sie die Langfinger ertappte und die Polizei holte, wir berichteten.

Jedes Delikt wird verfolgt
„Lebensmitteldiebstahl ist kein Kavaliersdelikt!“, betont Reinhard Steiner, Sprecher der Staatsanwaltschaft. „Diebstahl ist strafbar und wird immer verfolgt.“
Bleibt der Beutewert unter 100 Euro, ist die Tat gering. Sobald es um höhere Summen geht oder professionelle Täter, die das regelmäßig machen, drohen sogar Freiheitsstrafen.

(Bild: Krone KREATIV, Alexander Schwarzl, Markus Wenzel)

Kommentar: Bei Selbstbedienung zählt Fairplay
99 Prozent der Kunden in Selbstbedienungsläden zahlen anstandslos, ein Prozent schummelt oder klaut. Der Verlust für den einzelnen Bauern ist aber ungleich höher, als wenn jemand bei einer Lebensmittelkette etwas mitgehen lässt. Denn der Landwirt muss knapp kalkulieren, jede seiner Einnahmen ist wichtig. Außerdem ist es etwas Persönliches: Er vertraut seinen Kunden. Wenn diese zu Fairplay nicht bereit sind, sollten sie nicht mehr beim Bauern „einkaufen“. Übrigens: Derzeit boomen Gans, Ente, frisch gepresste Säfte oder herrlich duftender Speck in den Hofläden - die haben natürlich ihren Preis.