„Individualistensport“ der anderen Art in Rust: Mit Tausenden, drei Zentimeter kleinen, handbemalten Figuren wird die Kriegstaktik aus der napoleonischen Zeit nachgestellt. Manchmal gewinnt der tatsächliche Verlierer.
Hans Hallwirth, ehemaliger Spitzenleichtathlet im Stabhochsprung, Zehnkampf und Sprint, führt seit sieben Jahren das Hotel Sifkovits in Rust. Ein Raum mit 60 Quadratmetern wird einmal im Jahr zum Kriegsschauplatz, dann nämlich, wenn sich die Herren der Zinnfigurenwelt Katzelsdorf (NÖ) mit der napoleonischen Zeit beschäftigen und mit drei Zentimeter kleinen, handbemalten Soldaten Schlachten nachstellen.
„Es kommt auch viel darauf darauf an, wer besser schießt, schneller marschiert, früher ermüdet.“
Franz Rieder, Zinnfigurenwelt Katzelsdorf
Im Vorjahr – so wie auch tatsächlich 1809 – musste sich der französische Kaiser auf dem Spielfeld zu Aspern dem Heer von Erzherzog Karl geschlagen geben, heuer – wie 1814 – wurde Napoleon auf vier Tischen von Österreichern, Preussen, Württembergern und Russen in Paris gefangengenommen. Das gelingt nicht immer. „Es steckt viel Strategie dahinter. Und noch mehr Geschicklichkeit“, erklärt Franz Rieder von der Zinnfigurenwelt.
Jeder der acht Teilnehmer hat 500 Figuren zur Verfügung und muss, ähnlich wie beim Schach, auf den Zug des Gegners reagieren. Ein Schiedsrichter beäugt die Szenen. Setzt man auf Infanterie oder Kavallerie? „Es kommt auch viel darauf darauf an, wer besser schießt, schneller marschiert, früher ermüdet“, so Rieder, der an den drei Spieltagen in Rust „die Gegenwart vergisst“ und von einem „Individualistensport“ spricht, dem im Burgenland, Wien und Niederösterreich zirka 1800 Spieler frönen.
Die Affinität von Hans Hallwirth zu Napoleon beruht übrigens nicht auf Zufall. Der Franzose hat drei Monate im Wiener Schloss Thürnlhof gewohnt, das Hallwirth gehörte. Die Devotionalien hat der 73-Jährige nach Rust mitgenommen und im Hotel Sifkovits ausgestellt.
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