Album & Interview

5 Seconds Of Summer: Auf der Suche nach der Essenz

Musik
27.09.2022 06:01

Nach mehr als zehn Jahren gemeinsamer Bandgeschichte, ausverkauften Touren und zahlreichen Nummer-eins-Alben sind die australischen Sunnyboys von 5 Seconds Of Summer während der Pandemie in sich gegangen, um ihre bisherige Karriere zu reflektierten und die Essenz der Band zu finden. Auf ihrem fünften Album „5SOS5“ sei diese zu finden, erklären uns Michael Clifford und Calum Hood im Interview, gleichzeitig schließt man damit aber auch eine Tür zur eigenen Vergangenheit.

(Bild: kmm)

Die ersten drei Alben an die Spitze der US-Billboard-Charts zu bringen, im Fahrwasser von One Direction quer über den Globus zu touren und so nebenbei auch noch einen Ohrwurm nach dem anderen zu schreiben - die gerade einmal elf Jahre junge Karriere der gebürtigen Australier 5 Seconds Of Summer ist voller Höhepunkte und Sensationen. Das Quartett aus Sydney hat den Karriereschub schon vor Jahren genutzt, um nach Los Angeles zu emigrieren und von dort die Weltherrschaft an sich reißen zu wollen. Nicht zuletzt das Aus ihrer Freunde von One Direction gab Luke Hemmings und Co. den nötigen Motivationsschub, um sich selbst zur größten Boyband der Gegenwart hochzuspielen, was wiederum merkbar zulasten der kompositorischen Kantigkeit der Youngster ging.

Versöhnlich in der Rückschau
Schon ihr Drittwerk „Youngblood“ wies vor vier Jahren deutlich mehr Snythie-Pop-Spuren als Punk-Rock-Elemente auf, mit dem Nachfolger „Calm“ (steht für die Anfangsbuchstaben der Vornamen der Bandmitglieder, nicht für „ruhig“) ging es dann doch wieder einen kleinen Schritt zurück zum Ursprung, ohne aber die neuen Seiten deshalb gleich wieder ad acta zu legen. Dass es „Calm“ als bislang erstes Album nicht schaffte, die US-Charts zu erobern, lag nicht nur, aber mitunter auch an der Pandemie. Nur zwei Wochen nach dem globalen Shutdown im März 2020 erschien das muntere Werk, einen schlimmeren Zeitpunkt hätte die Band eigentlich nicht erwischen können. Doch in der Retrospektive war es gar nicht so schlimm, wie uns Michael Clifford und Calum Hood im „Krone“-Talk verraten.

„Wir waren schon vor Ausbruch der Pandemie ziemlich am Ende. Wir waren fast zwei Jahre lang auf Tour und hatten nebenbei auch noch dieses Album geschrieben. Natürlich hatten wir damit große Pläne, aber dann einmal auf die Bremse zu steigen und zu Kräften zu kommen, hat uns anfangs gar nicht so sehr gestört. Als wir wieder Energie hatten, war die Welt trotzdem eine ganz andere. Diese ungeplante Pause nutzten wir, um die zehn gemeinsamen Jahre in der Band und uns zu reflektieren, mit unseren Gedanken zu jonglieren und alles so offen wie möglich zu artikulieren. So kam dann das neue Album in Schwung und das Ergebnis ist jetzt zu hören.“ Schon der Titel „5SOS“ schlägt eindeutig in die Kerbe „Selbstfindung“ - ein eigenbetiteltes Album ist prinzipiell immer persönlicher als alle anderen.

Breiter und interessanter
„Das Werk fühlt sich ein bisschen wie ein Debüt an. Wir sind heute eine ganz andere Band als vor zehn Jahren, haben uns in vielerlei Hinsicht entwickelt und verändert und all das hört man diesem Album an.“ „5SOS5“ artikuliert musikalisch die nächste Entwicklungsstufe einer Band, die sich schon vor längerer Zeit von ihren Anfängen als YouTube-Coverband und Punkrock-Trendsetter distanziert hat. Auf Songs wie „You Don’t Go To Parties“ oder der Ballade „Older“ vermischt man die Stärken von früher mit der sanfteren Pop-Ausrichtung der Gegenwart, Tracks wie der Faserschmeichler „Take My Hand“ oder der autobiografische Opener „Complete Mess“ wären in dieser sanften Verletzlichkeit aber lange nicht vorstellbar gewesen. „Wir haben uns nie stur auf nur ein Genre festgelegt, sondern immer darauf geachtet, den nächsten Schritt zu gehen. Wir hoffen, dass unser Sound noch breiter und interessanter wird.“

Vier verschiedene Meinungen und Geschmäcker bedeutet auch, dass stets ein größeres Diskussionspotenzial vorherrscht. Doch die vier Vollblutmusiker scheinen schnell in die Spur zu finden, wenn es um die Band geht. „Es ist verdammt schwierig und leicht gleichzeitig“, lachen beide, „wichtig ist vor allem, dass jedes einzelne Mitglied der Band gehört wird. Jeder darf und soll seine künstlerischen Vorstellungen eines Songs auf den Tisch legen, von dort weg wird dann über alles diskutiert. Jeder in der Band ist ein großartiger Songwriter, Produzent und Künstler.“ Für das fünfte Album haben 5 Seconds Of Summer auch so selbstständig wie nie zuvor gearbeitet. Clifford hat die Songs zu einem großen Teil erstmals selbst produziert, auch das Songwriting blieb zumeist im eigenen Camp verhaftet.

Überbordende Kreativität
Die Frage, wie man als Band mit zunehmendem Alter reift oder sich entwickelt, geht nicht spurlos am Quartett vorbei. „Natürlich gibt es viele Bands und Künstler, die wir schätzen, aber wir haben schon früh verstanden, dass man nicht anderen Geschichten folgen, sondern eigene schreiben sollte. Jede Bandreise ist anders und auf ihre eigene Art und Weise einzigartig und wir gehen unseren Weg. Am Ende geht es immer um uns vier und was wir wollen, das ist das Wichtigste.“ Die Kreativität war bei 5 Seconds Of Summer so hoch, dass auf der Deluxe-Edition des Albums ganze 19 Songs gelandet sind. „Wir haben extrem viele Songs geschrieben und sogar noch einiges aussortiert. Hoffen wir einmal, dass die Leute die anderen Ideen irgendwann noch zu hören kriegen.“ Vorerst aber gibt es genug Material auf „5SOS5“ zu entdecken. Nur die Punkrock-Ansprüche der Frühzeiten sollte man lieber aufgeben…

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