Redeverbot für Arzt

Mordanklage in Dubai: “Ich stehe wortlos vor Gericht”

Österreich
07.08.2011 14:45
Die Verhandlung des in Dubai mit einer Mordanklage konfrontierten österreichischen Arztes Eugen A. ist am Sonntag auf den 7. September vertagt worden. Der Mediziner wird zu den Vorwürfen aber auch an diesem Tag keine Stellung nehmen dürfen. Denn die arabische Strafprozessordnung verbietet dem Angeklagten, sich zu äußern oder Fragen zu stellen. Auch wird für ihn kein Dolmetscher gestellt. "Ich stehe wortlos im Verhandlungssaal. Dass es um mich geht, weiß ich nur, weil mein Name ausgerufen wird."

Nur wenn nicht-arabische Zeugen aussagen, werde übersetzt, so Eugen A. Zudem habe der Mediziner auch keine Möglichkeit gehabt, sich vor der Verhandlung schriftlich zu erklären. Das habe der Richter verwehrt. Wie erwartet hat der Termin am Sonntag wegen des Fastenmonats Ramadan nicht lange gedauert. "Es war enttäuschend", so der Arzt. Die Verhandlung sei "eine Sache von zehn Minuten gewesen".

Jetzt muss der 50-jährige Oberösterreicher, der auf nicht schuldig plädiert, einen weiteren Monat bangen. Zudem dürfe er weder arbeiten noch ausreisen. "Die Zeit arbeitet gegen mich", sagte A. Bei der nächsten Verhandlung im September sind die ersten Zeugeneinvernahmen geplant.

Soll Patienten getötet haben
Die Anklage beschuldigt den 50-Jährigen und einen indischen Kollegen, einen querschnittgelähmten Patienten im Februar 2009 durch Unterlassung von Hilfeleistung und eine hohe Dosis Opiate getötet zu haben. Der 50-Jährige soll eine Order ausgegeben haben, dass der Kranke im Falle eines Herzstillstands nicht wiederbelebt werden soll. "Diese Geschichte kostete mich zwei Jahre meines Lebens", so der Intensivmediziner.

Der indische Kollege war der diensthabende Arzt, als der Patient einen Herzinfarkt erlitt. Laut Eugen A. war der Inder zu diesem Zeitpunkt mit einem weiteren Patienten beschäftigt und hatte daher keine Zeit, den gelähmten Patienten zu reanimieren. Dieser verstarb um 3.30 Uhr. Eugen A. sei zum Zeitpunkt des Todes bereits seit 36 Stunden nicht mehr im Krankenhaus gewesen, betonte er. Zwei seiner Kollegen hätten anschließend eine ärztliche Untersuchung verlangt - ein "Intrige", wie der Mediziner erklärte, "weil sie zuvor bei einer von mir verfassten Jahresbewertung schlecht weggekommen sind", sagte der Oberösterreicher.

Ursprünglich hätte der Inder - laut A. von den beiden Kollegen "instruiert und gebrieft" - gegen ihn aussagen sollen. Doch "völlig überraschend" wurde er ebenso wegen Mordes angeklagt. "Der indische Kollege ist sozusagen ein ungeplanter Kollateralschaden", sagte der Mediziner.

Wirtschaftliche Interessen als Motiv?
Als Motiv werden dem Oberösterreicher wirtschaftliche Interessen vorgeworfen, er habe das Bett wieder frei bekommen wollen. Er soll dem Patienten eine Überdosis Morphium gegeben und ihm zu wenig Sauerstoff verabreicht haben. Das wäre aber laut Eugen A. gar nicht möglich gewesen, da der Mann vom Hals abwärts gelähmt gewesen sei und er von einer Maschine beatmet wurde.

"Es kann so zu keinem Atemstillstand kommen, das würde auch ein medizinischer Laie wissen", so der Arzt. "Und wenn ich ihm ein halbes Kilo Morphium gegeben hätte, wäre er nicht daran gestorben, sonst würde ja jeder Patient in Narkose sterben."

"Habe keine Order gegeben"
Er habe zudem nie eine sogenannte "Do Not Resuscitate"-Order (DNR-Order, nicht wiederbeleben, Anm.) ausgegeben, so A. Allerdings habe es eine solche im Rashid Hospital gegeben. "Hätte ich Sterbehilfe leisten wollen, wäre es durch diese Policy gedeckt gewesen." Sterbehilfe werde in den Vereinigten Arabischen Emiraten gleich geahndet wie Mord, sagte A. "Die Order wurde vom Spital 14 Tage nach dem Vorfall als ungültig erklärt", erläuterte A.

"Keiner der Zeugen kann sagen, dass ich persönlich diese Order gegeben habe. Alle haben das über Dritte gehört. Ich habe die Zeugenaussagen durchgelesen. Ich hab mir gedacht, 'so ein Schmarrn'", so Eugen A. "Doch es ist beunruhigend, dass es trotz dieses Schmarrns soweit kommen hat können. Eineinhalb Jahre lang hat es Untersuchungen gegen mich gegeben, und es ist immer schlimmer geworden."

Der 50-Jährige ist fast täglich mit dem österreichischen Botschafter in Kontakt. "Die Öffentlichkeit, die ich nun durch die Medienberichte habe, gibt mir eine gewisse Sicherheit, um gröbste Ungereimtheiten zu verhindern", so Eugen A.

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