Persönliches wohin man schaut: Briefe, Fotografien, Plakate, Filme, Objekte . . . in Schaukästen, an Wänden, im Raum. Kiki Kogelnik ist da! Im Werner Berg Museum, das ihre Biografie mit neu erschlossenen Archivalien erzählt und erstmals zur Ausstellung verdichtet.
Bleiburg, dieses kleine Städtchen an der slowenischen Grenze, in dem Kunst und Kultur so groß geschrieben werden - es hütet Kindheit und Jugend der gebürtigen Grazerin, die von Südkärnten ausgezogen ist, um die Kunstwelt zu erobern - in der Alten wie der Neuen Welt. Die Eckdaten ihres Lebens sind hinlänglich bekannt, „obwohl sie selbst ihre Biografie immer anders erzählt hat“, weiß Werner Berg Museumsleiter Arthur Ottowitz.
Neue Einblicke: Tief und persönlich
Über die enge Kooperation mit der Kiki Kogelnik Foundation in New York und Wien ist er ebenso begeistert wie von den Aha-Erlebnissen, die ihm die von Anna Sauer virtuos kuratierte Zusammenschau Hunderter Leihgaben geschenkt hat. „Wie viele andere Bleiburger habe ich gedacht, wir kennen sie gut! Und doch sind diese tiefen, persönlichen Einblicke ganz neu und überraschend. Viele Briefe aus der Kindheit sind an ihre geliebte Mutter Sieglinde adressiert, wie die Großmutter Bleiburgerin aus gutbürgerlicher Familie. Doch auch der Heimat ist Kogelnik zeitlebens treu geblieben. Im Geburtshaus der Mutter am Hauptplatz hat sie ihr drittes Atelier betrieben. Man kann also sagen, sie ist zwischen Wien, New York und Bleiburg hin- und hergependelt“, erzählt Ottowitz.
Eine umfangreiche Hommage an die Künstlerin
Wer sich bis 30. Oktober in das außergewöhnliche Leben von Österreichs einziger Pop Art-Künstlerin fallenlassen möchte, tut gut daran, viel Zeit mitzubringen. Denn die Schaukästen und Vitrinen, die weitläufigen Räume, die Filme und Tonbandmitschnitte strotzen nur so vor Lesens- und Hörenswertem. Mit dem Kuriosum von zwei Taufscheinen „einem evangelischen aus Graz und einem katholischen aus Bleiburg zehn Jahre später“, startet diese biografische Liebeserklärung an eine große Künstlerin und unabhängige Frau, die ihre Verlobung mit Arnulf Rainer gelöst hat, „weil er nur die Frau und nicht die Künstlerin heiraten wollte“.
Eine künstlerische Reise durch die Jahre
Nur eines von vielen Erinnerungssplittern, auf Wände geschrieben oder als auditives Bekenntnis ins Ohr gelegt, das Kogelniks künstlerisches Credo wie Weltsicht (auch) an ihrer Stimme festmacht und dem Besucher bis zum Partezettel an die Seite stellt. Und so sitzt man mit dem jungen Mädchen auf dem Fahrrad, geht an der Seite der „lieben Mutti“ zum Baden, ist mit ihr „vor Freude sprachlos“ über die Aufnahme an der Akademie für angewandte Kunst in Wien, schaut ihr beim Arbeiten in ihrem New York über die Schulter und ist zu Tränen gerührt am Ende ihrer Tage, als sie das Wasser der Lagune im Glas ihrer „Venetian Heads“ gefrieren lässt, die auf Antrieb von Galeristin Judith Walker entstanden sind.
Geboren 1935 in Graz, verbringt sie Kindheit und Jugend in Bleiburg. Nach Studien in Wien an der Akademie für angewandte Kunst und der Akademie der bildenden Künste in den 1950er Jahren und längeren Aufenthalten in Frankreich, Skandinavien und der Schweiz, zieht sie 1962 nach New York, wo gerade die Pop-Art-Bewegung entsteht und macht die Stadt zu ihrem Zuhause. Bleiburg bleibt Kogelnik zeitlebens treu, wo sie (neben Wien und New York) im Geburtshaus ihrer Mutter am Hauptplatz ein Atelier betreibt. Viele Keramiken entstehen hier. 1997 stirbt Kiki Kogelnik in Wien und findet im Familiengrab in Bleiburg ihre letzte Ruhe.
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