Geheimnis gelüftet

Warum gigantische Einzeller stinken

Wissenschaft
24.06.2022 12:29

Weil sie einen „übelriechenden Geruch“ verströmen, erhielten vor der Westküste Afrikas lebende Einzeller, die bis zu 14 Zentimeter groß werden können, bei ihrer ersten Entdeckung im Jahr 1890 den Artnamen „foetida“ - nach dem lateinischen foetidus für stinkend. Warum diese sogenannten Foraminiferen der Art „Jullienella foetida“ derart riechen, war bislang jedoch ein Rätsel. Forscher des Naturhistorischen Museums (NHM) Wien haben es nun gelüftet.

Foraminiferen sind einzellige Lebewesen, die häufig von einem festen Gehäuse umgeben sind. Üblicherweise sind sie nur wenige Millimeter groß. Eine Gruppe der sogenannten agglutinierenden Foraminiferen vergrößern ihr Gehäuse jedoch, indem sie winzige Sand- und Mineralkörner auf ihrer Oberfläche aufkleben und so mehrere Zentimeter groß werden. Zu dieser Gruppe gehört auch „Jullienella foetida“, die in Wassertiefen von bis zu 100 Metern vor der Westküste Afrikas vorkommen.

Ein internationales Forscherteam, dem auch Anna Weinmann vom NHM Wien angehörte, hat nun mit verschiedenen bildgebenden Verfahren Exemplare dieser größten Flachwasser-Foraminiferen untersucht und die Ergebnisse im Fachjournal „PeerJ“ veröffentlicht. „Solche modernen, dreidimensionalen Aufnahmen erlauben uns, auch das Innere der Gehäuse zu untersuchen und zu verstehen, wie solche großen und trotzdem stabilen Gehäuse aufgebaut sind“, erklärt Weinmann in einer Aussendung.

(Bild: peerj.com)

Zellplasma im Gehäuse verursacht Geruch
Die Aufnahmen zeigen, dass die Gehäuse von internen Trennwänden durchzogen sind. Sie stützen die äußeren Wände und kanalisieren gleichzeitig das Zellplasma der Einzeller. Bei einigen Exemplaren fanden sich auch Reste vom Zellplasma innerhalb der Gehäuse - die wohl für den beschriebenen üblen Geruch verantwortlich sind.

Mithilfe der Aufnahmen konnte auch die wahrscheinliche Biomasse von „Jullienella foetida“ berechnet werden, die vermutlich zu den größten unter den heute lebenden Foraminiferen gehöre, betonten die Wissenschaftler. Um eine so große Biomasse zu bilden und aufrechtzuerhalten, ist die Art auf entsprechende Nahrungsquellen angewiesen, die sie in den besonders nährstoffreichen Küstenabschnitten des östlichen Atlantiks findet.

Mangels anderer gerüstbildender Organismen wie Korallen stellt „Jullienella foetida“ in ihrem Lebensraum vermutlich den einzigen größeren, festen Untergrund zur Verfügung, der wiederum von anderen Organismen besiedelt werden kann. So spielt die Art eine bedeutende Rolle für die Diversität im lokalen Ökosystem.

 krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele