Praxismaterial teurer

Wiener Kassenärzte fordern akutes Entlastungspaket

Wien
22.06.2022 11:00

Die Preise für medizinisches Bedarfsmaterial sind ebenso wie jene für  Energie stark gestiegen. Diese Kosten können Kassenärzte jedoch nicht an die Patienten weitergeben. Sie fordern höhere Vergütungen von der Gesundheitskasse. 

Wien fehlen Kassenärzte. Doch die Teuerung könnte noch mehr Mediziner dazu veranlassen, ins Wahlarztsystem abzuwandern. Neben Strom und Gas sind die Preise für Bedarfsmaterial in Ordinationen stark gestiegen.

„Wir stecken im System fest“
Doch anders als ihre privat praktizierenden Kollegen können sie diese Kosten nicht weiterverrechnen. „Die Kassenärzte brauchen dringend ein Entlastungspaket beziehungsweise eine sofortige Anhebung der Kassenhonorare durch die Sozialversicherung“, fordert Erik Randall Huber, Vize-Präsident der Wiener Ärztekammer. Andernfalls könne der Betrieb auf Dauer nicht aufrechterhalten werden. Huber: „Unternehmen, etwa in der Gastronomie, geben die Preiserhöhungen mitunter an die Kunden weiter. Wir stecken im System fest.“

Ist das Jammern auf hohem Niveau? Dr. Bonni Syeda betreibt eine Gruppenpraxis mit 40 Mitarbeitern in Floridsdorf.

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Unternehmen, etwa in der Gastronomie oder im Handel, können die Preiserhöhungen direkt an die Kunden weitergeben, wir Kassenärzte stecken im System fest. Wir haben höhere Ausgaben, bekommen aber von der Kasse keinen Cent mehr.

Erik Randall Huber, Vize-Präsident der Wiener Ärztekammer

Verteuert: Vom Katheter bis zur EKG-Batterie
Sie zählt Beispiele für die Mehrbelastung auf: Batterien für EKG-Geräte um 60 Prozent verteuert, Papier zum Abdecken der Patientenliegen plus 53 Prozent, Venenkatheter (Venflons) plus 50 Prozent.

„Wir machen 40 Magen-Darm-Spiegelungen am Tag und brauchen daher 40 Venflons täglich“, sagt Syeda. Dazu kommen die Energiekosten. „Wir haben zehn Ultraschallgeräte, in jedem Raum einen Computer, die Heizung etc.“, zählt die Internistin auf. Corona spielt auch eine Rolle: Im Frühjahr seien 90 Prozent der Mitarbeiter zeitweise ausgefallen, weil sie selbst infiziert waren oder kranke Kinder betreuten. Deshalb hat die Ordination vier neue Beschäftigte angestellt, um durch die erwartete Herbstwelle zu kommen. Mehr Personal, höhere Kosten.

Die Gesundheitskasse gibt sich zurückhaltend: „Es ist Sache der Politik, ob Ärzte von den Teuerungsausgleichen profitieren. Kostensteigerungen, die nicht durch solche Pakete erfasst sind, werden von den Ärztekammern in die Verhandlungen mit der ÖGK eingebracht und dort behandelt.“

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