Forderung aus Tirol

Männergewalt: Mehr Geld für wirksamen Schutz

Tirol
09.06.2022 18:00

Im Kampf gegen Gewalt an Frauen fordern SPÖ-Frauensprecherin Selma Yildirim und die Geschäftsführerin des Tiroler Gewaltschutzzentrums Eva Pawlata klares Handeln von Landes- und Bundesregierung. 

„Wir müssen uns endlich eingestehen, dass wir in Österreich ein Problem mit Männergewalt haben“, fordert SP-Nationalratsabgeordnete Selma Yildirim eindringlich. Nachdem vergangene Woche wieder eine Frau in Tirol von einem Mann getötet wurde, ruft Tirols rote Frauenvorsitzende gemeinsam mit der Geschäftsführerin des Gewaltschutzzentrums Tirol, Eva Pawlata, die Politik zu ernsthaftem Handeln auf. Vor mehr als einem Jahr habe man von der Bundesregierung 228 Mio. Euro für den Gewaltschutz gefordert, 25 Millionen wurden ausbezahlt. Viel zu wenig, kritisiert Yildirim.

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Der Bund und Landesregierungen müssen in die Gänge kommen. Diese Untätigkeit kostet Frauen ihr Leben.

NR Selma Yildirim, Tirols SPÖ-Frauenvorsitzende

Wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen fördern
Kurzfristig gehört mit dem Geld laut der SP-Politikerin etwa die Zusammenarbeit zwischen Opferschutzeinrichtungen und Exekutive verbessert. Mittel- und langfristig geht es aber um mehr: „Es ist eine Frage der Machtverteilung. Die wirtschaftliche Abhängigkeit von Frauen ist das Hauptübel“, kritisiert Yildirim. Man müsse am Zugang zu Bildung, Arbeitsmarkt und Kinderbetreuung arbeiten, konkretisiert Eva Pawlata.

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Frauen bleiben in Gewaltbeziehungen nicht, weil sie bleiben wollen, sondern weil sie bleiben müssen.

Eva Pawlata, GF des Gewaltschutzzentrums Tirol

Denn könnten sie sich und ihre Kinder alleine versorgen, würden Frauen sich eher von gewalttätigen Partnern trennen und diese auch anzeigen. Derzeit komme es in Gerichtsprozessen oft vor, dass sich Frauen, die vom Partner misshandelt wurden, der Aussage entschlagen – aus Angst. Pawlata verweist in dem Zusammenhang auf Länder mit mehr Gleichberechtigung: Dort würden Betroffene Gewaltbeziehungen viel früher verlassen. Außerdem würden mehr Delikte zur Anzeige gebracht.

Gewaltambulanzen ohne Verpflichtung zur Anzeige
In Österreich können in diesem Kontext Gewaltambulanzen helfen. Dort werden durch gerichtsmedizinische Untersuchungen Beweise für die Gewalttaten gesichert, ohne dass Opfer Anzeige erstatten müssen, wenn sie das nicht wollen. Die Untersuchungsergebnisse werden stattdessen in einer Beweisdatenbank gesammelt. Sollte es zu einem späteren Zeitpunkt doch zu einer Anzeige und einem Gerichtsverfahren kommen, können sie abgerufen werden, damit der Täter nicht aus Mangel an Beweisen freigesprochen wird. Solche durchgängig geöffneten Gewaltschutzambulanzen brauche es in jedem Bundesland, betonen Yildirim und Pawlata.

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