„Krone“-Kolumne

Dating: „Danke, dass du normal warst!“

Soziologin und Sexualpädagogin Barbara Rothmüller diesmal über die absurde Freude über Normalität bei der Partnersuche. 

Egal ob für unverbindlichen Sex, eine längere Partnerschaft oder als Ergänzung einer bestehenden Beziehung: Dating birgt viele Hoffnungen, ist in der Realität aber für die meisten Menschen überraschend anstrengend. Jeder will sich von seiner besten Seite zeigen und möglichst elegant durch die Begegnung mit der oder dem attraktiven Unbekannten navigieren. Dafür fehlt einigen Menschen allerdings der Kompass.

„Danke, dass du normal warst!“, freute sich letztens Hannah, eine junge Frau, nach dem Sex. Und machte ihrem Sexpartner damit das vielleicht netteste Kompliment, das man sich als Single am Partnermarkt erwarten darf. „Danke, dass du mir vertraut hast!“, antwortete der Begleiter, in Anspielung darauf, dass sie ihn nach Hause mitgenommen hatte. So banal es klingt, aber wer das Risiko nicht in Kauf nehmen möchte, mit einer Bekanntschaft in einen Privatraum zu gehen, wird selten unverbindlichen Sex haben.

Dating setzt einen Vertrauensvorschuss voraus, der nicht immer gerechtfertigt ist. Die Forschung zeigt, dass heterosexuelle Frauen bei der Partnersuche Schutzmaßnahmen ergreifen (müssen), um sich vor zudringlichen oder grenzverletzenden Männern zu schützen. Das ist eine Zumutung des sexistischen Partnermarktes, die zu absurden Auswüchsen führt. Wie eben der Freude darüber, dass endlich einmal ein Mann bei einer sexuellen Begegnung „normal“ war. Die Latte hängt beim Dating heutzutage tief.

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