Nach Fall von Mariupol

Neuer Vormarsch der Russen im Donbass befürchtet

Ausland
21.05.2022 14:01

Die Ukraine befürchtet einen weiteren Vormarsch russischer Truppen, nachdem diese die Hafenstadt Mariupol und das Asow-Stahlwerk vollständig eingenommen haben (siehe Video oben). Der ukrainische Militärgouverneur des Gebietes Luhansk, Serhij Hajdaj, meldete am Samstag massive Gefechte im Donbass. So steht etwa die ostukrainische Stadt Sjewjerodonezk seit Tagen unter Beschuss, es gebe Tote und Verletzte. 

„Die Russen löschen Sjewjerodonezk wie Mariupol aus. In den Vororten der Stadt laufen Kämpfe“, teilte Hajdaj im Nachrichtenkanal Telegram mit. Der Gouverneur beklagte Bombardements aus der Luft in der Region, Russland wolle das Gebiet in Schutt und Asche legen. Zugleich wies er Aussagen von Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu, kurz vor der kompletten Einnahme der Region Luhansk zu stehen, als „Unsinn“ zurück. Schoigu habe keinen Überblick mehr über die Lage seiner eigenen Streitkräfte.

Gefahr von Luftangriffen aus Belarus
Der ukrainische Generalstab registrierte eine Vielzahl von russischen Angriffen im Land. Der Schwerpunkt der Kämpfe liegt laut dem Lagebericht vom Samstag weiter im Osten der Ukraine. Dort seien elf Angriffe vom Feind abgewehrt und unter anderem acht Panzer zerstört worden. Auch der Artilleriebeschuss ukrainischer Stellungen gehe weiter, hieß es. Bedroht sieht sich die Ukraine auch weiter von Russlands Verbündetem Belarus, der aber offiziell kein Kriegsteilnehmer ist. Der Generalstab wies auf die Gefahr von Luftschlägen aus dem Nachbarland hin.

Schiffe der russischen Kriegsflotte seien im Schwarzen und im Asowschen Meer für Kampfhandlungen und Aufklärung unterwegs, teilte der Stab in Kiew mit. Das Militär beklagte, die russischen Besatzer gingen außerdem am Boden mit Terror gegen die ukrainische Zivilbevölkerung vor. So verhinderten sie etwa, dass aus dem von ihnen besetzten Gebiet Cherson die Menschen auf das von der Ukraine kontrollierte Territorium fliehen könnten. Auch die Öffnung von humanitären Korridoren werde blockiert, sodass keine Lebensmittel und Medikamente in das Gebiet gebracht werden könnten. Ältere Menschen, Kranke und Kinder seien dort gefangen.

Die russische Grenzregion Kursk wirft der Ukraine unterdessen mittlerweile täglichen Beschuss vor. Am Samstag sei das Gebiet Gluschkowo angegriffen worden, schrieb Gouverneur Roman Starowoit auf Telegram. Zu möglichen Opfern machte er keine Angaben. Schon in den vergangenen Tagen hatte Starowoit die Ukrainer für Zerstörungen in grenznahen Ortschaften verantwortlich gemacht. Am Donnerstag soll im Dorf Tjotkino ein Mensch gestorben sein. Die Ukraine äußert sich zu den Vorwürfen nicht.

Moskau: Waffenlieferungen zerstört
Russlands Verteidigungsministerium teilte unterdessen mit, ukrainische Ziele von Schiffen im Schwarzen Meer aus mit Raketen beschossen zu haben. So seien in der Region Schytomyr aus Europa und den USA gelieferte Waffen mit Marschflugkörpern des Typs Kalibr zerstört worden, hieß es aus Moskau. Zudem sei ein Militär-Trainingslager unweit der Hafenstadt Odessa mit Raketen und Artillerie angegriffen worden.

Das russische Verteidigungsministerium hatte am Freitag mitgeteilt, dass die letzten ukrainischen Kämpfer in dem Asow-Stahlwerk in Mariupol sich ergeben hätten - mehr als 2000 insgesamt. Damit sei die Stadt komplett unter russischer Kontrolle, hieß es. Der ukrainische Generalstab in Kiew teilte mit, der Feind habe mit der Minenräumung des Gebiets um den Hafen begonnen, um ihn wieder funktionstüchtig zu machen.

Nach Darstellung des Generalstabs geht es den russischen Streitkräften weiter darum, die komplette Kontrolle über die Gebiete Luhansk und Donezk zu erlangen, um einen Landkorridor auf die von Russland 2014 annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim abzusichern. Die Einnahme Mariupols gilt dabei aus russischer Sicht als wichtiger Teilerfolg.

Neue Angriffe auf Charkiw
Die ukrainischen Behörden meldeten auch neue russische Angriffe in der ostukrainischen Stadt Charkiw. Im Kiewer Bezirk der Millionenstadt sei am Freitagabend der Markt beschossen worden. Dabei brannten mehrere Händlerpavillons ab. Die dazu veröffentlichten Fotos von den schweren Zerstörungen waren zunächst nicht überprüfbar.

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