Snapdragon 8 Gen 1

Red Magic 7 Pro: Pfeilschnelles Handy für Gamer

Red Magic, eine Tochter des chinesischen Mobilfunkkonzerns ZTE, hat mit seinem neuen Red Magic 7 Pro ein Gaming-Smartphone mit dem derzeit stärksten Prozessor auf den Markt gebracht, den man in einem Android-Handy kaufen kann. Für rund 800 Euro im Online-Direktvertrieb gibt es außerdem ein OLED-Display ohne lästige Löcher oder Einkerbungen - und einen winzig kleinen Lüfter. Wir haben den Gaming-Boliden mit bis zu 120 Hertz Bildwiederholrate ausprobiert.

Das Red Magic 7 Pro ist ein Android-12-Smartphone inklusive der üblichen Google-Dienste, das sich mit seiner futuristischen Aufmachung und der auf Leistung fokussierten Ausstattung an Smartphone-Gamer richtet. Oder an Gamer allgemein: In unserem Test machte es auch als Streaming-Empfänger für Cloud-Gaming oder Spiele-Streaming vom PC eine ziemlich gute Figur.

Potenter Prozessor, Display ohne Loch
Aber der Reihe nach: Herzstück dieses Gaming-Kraftpaketes ist der Qualcomm Snapdragon 8 Gen 1, ein im hochmodernen 4-Nanometer-Verfahren gefertigter Achtkern-Prozessor von Qualcomm, dessen mächtigster Kern auf bis zu drei Gigahertz hochtaktet. Er greift auf 16 Gigabyte RAM zurück, beim Speicher kann man zwischen 256 und 512 Gigabyte wählen. Wie viel man benötigt, muss man bei der Anschaffung bereits wissen: Einen Speicherkarten-Slot gibt es nicht.

Mit 6,8 Zoll bietet das OLED-Display reichlich Diagonale. Die Frontkamera ist - ohne Loch oder „Notch“ - im Bildschirm versteckt.

(Bild: Dominik Erlinger)

Im reaktionsschnellen Touch-Bildschirm sind sowohl ein Fingerscanner als auch eine Frontkamera mit für gelegentliche Videochats völlig ausreichender Bildqualität versteckt. Das 120-Hertz-OLED-Display zeigt auf 6,8 Zoll Diagonale Inhalte also bildschirmfüllend an, es gibt keine Einkerbungen oder Löcher, die bei der Nutzung stören könnten. Das Seitenverhältnis beträgt 20:9, die Auflösung liegt bei angenehm scharfen 2400 mal 1080 Pixeln. Helligkeit, Kontrast und Farbdarstellung überzeugen.

120-Hertz-Modus verkürzt die Akkulaufzeit
Der 120-Hertz-Modus sorgt, gepaart mit dem flotten Prozessor, der solche Bildraten auch liefern kann, für ein sehr flüssiges Spielerlebnis. Im Alltag raten wir aber zu einer niedrigeren Bildwiederholfrequenz, um den fest verbauten 5000-mAh-Akku zu schonen. Wer ihn bei 120 Hertz mit Spielen belastet, kann ihn an einem Nachmittag leersaugen. Wer das Red Magic 7 Pro primär als Smartphone nutzt, kommt mit 60 Hertz auch zwei Tage durch. Das Aufladen ist dank schnellem 65-Watt-Netzteil, das über USB-C auch kleinere Laptops versorgen könnte, binnen einer Stunde erledigt.

Selten in der Smartphone-Oberklasse: Es gibt einen 3,5-Millimeter-Kopfhöreranschluss.

(Bild: Dominik Erlinger)

Solide Kameras, moderne Funkausstattung
Die Kameras an der Rückseite liefern eine gute Bildqualität ab, können aber nicht mit den besonders vielseitigen Multi-Kamera-Setups noch teurerer Modelle mithalten, was vor allem am Fehlen einer Zoomlinse liegt. Die 2-Megapixel-Makrokamera, die man stattdessen verbaut, ist selten nützlich. Eine 8-Megapixel-Weitwinkelkamera liefert solide Weitwinkelaufnahmen bei guter Ausleuchtung, eine lichtstarke 64-Megapixel-Kamera (F/1.75) mit Pixelkombinierung erzeugt bei Tageslicht oder hellem Kunstlicht scharfe und helle Schnappschüsse. Wer gerne mit dem Handy filmt, wird aber vielleicht eine optische Bildstabilisierung vermissen.

Die 64-Megapixel-Hauptkamera macht bei Tageslicht grundsolide Fotos.

(Bild: Dominik Erlinger)

Die Funkausstattung ist modern: Unterwegs kann man, wenn ein entsprechender Tarif vorhanden ist, über 5G surfen. Zu Hause wird der WLAN-Standard WI-FI 6E unterstützt - der aktuell schnellste, der mit einem entsprechenden Router-Gegenspieler am 6-Gigahertz-Frequenzband unter optimalen Bedingungen zweistellige Gigabit-Datenraten ermöglicht. Für Cloud-Gaming und Spiele-Streaming ist man damit gut gerüstet, für Surfen und Video-Streaming sowieso. Daneben gibt es GPS, GLONASS, Bluetooth 5.2 und NFC, um Headsets oder Peripherie zu verbinden.

Futuristische Optik mit RGB-Beleuchtung
Das Red Magic 7 Pro ist futuristisch designt und - bei Gamern offenbar ein Muss - sogar mit einer kleinen RGB-Lightshow ausgestattet. Es ist sauber verarbeitet. Wer mag, kann bei einer transparenten Variante einen Blick auf das Innenleben werfen. Dabei fällt vor allem der winzige Lüfter - natürlich beleuchtet - auf, der bei Bedarf die durchaus beachtliche Ausmaße annehmende Abwärme des Snapdragon 8 Gen 1 abführt. Ist der Lüfter aktiv, ist es ratsam, die gut klingenden Stereo-Speaker etwas höher zu regeln, um das hochfrequente Lüftergeräusch zu überdecken. Der Ventilator springt auch beim Schnellladen an, im Alltag wird man ansonsten kaum damit konfrontiert bzw. kann ihn abschalten.

Das Red Magic 7 Pro ist futuristisch gestaltet. Eine transparente Hülle liegt bei, lässt aber einige Teile der Rückseite mit Lufteinlässen frei.

(Bild: Dominik Erlinger)

Entsperrtaste, Lautstärkewippe - und Luftauslässe.

(Bild: Dominik Erlinger)

Geladen wird über USB-C - mit dem beiliegenden Schnellladegerät ist der Vorgang binnen einer Stunde beendet.

(Bild: Dominik Erlinger)

Wie der Lüfter sich auf die Langlebigkeit - immerhin kann, wie auch bei einem Laptop, mit der Zeit Staub und Schmutz eindringen - auswirkt, können wir nach kurzer Testphase noch nicht beurteilen. Wasser, wie es heute in der Smartphone-Oberklasse kaum mehr einem Gerät etwas ausmacht, sollte man mit dem luftigen Gehäuse aber unbedingt meiden.

Reichlich Power für Emulatoren
Die Spieleleistung des Snapdragon 8 Gen 1 reichte im Test für alles, was der Google Play Store zu bieten hat - zumeist leider mit In-Game-Shops angereicherte Free-to-Play-Games. Es gibt aber durchaus auch eine Handvoll Perlen, meist PC-Portierungen, die für Android erschienen sind. Und während der Play Store nicht unbedingt Quell unterhaltsamer Einzelspielerinhalte ohne In-Game-Geldmacherei ist, ist er doch ein Füllhorn der Emulatoren.

Ein eigener Schalter aktiviert den Gaming-Modus.

(Bild: Dominik Erlinger)

Hier macht sich der schnelle Prozessor ebenfalls bezahlt - er stemmt allerlei Retro-Games aus mehreren Jahrzehnten Gaming-Geschichte, Dreamcast-Spiele stellten ihn im Test beispielsweise vor keine Herausforderung. Mit einem Gamepad - vielleicht mit Smartphone-Halterung gepaart - können wir uns das Red Magic 7 Pro gut als Retro-Emulationsplattform vorstellen. Die beiden Touch-Schultertasten, die im Rahmen verbaut sind, können bei Touch-Steuerung auch hilfreich sein.

Software mit gewissen Gaming-Extras
Bei der Software handelt es sich um ein angepasstes Android 12 mit einigen Gaming-Extras wie einem Lüftungssteuerungs-Widget und erfreulich wenig Bloatware. Die üblichen Google-Dienste sind im Gegensatz zu manch anderen Geräten aus China vorhanden, stellenweise ist das Interface aber etwas unkonventionell übersetzt.

Der Gaming-Modus ist im Grunde ein spezieller Launcher mit Hardware-Tuning-Möglichkeiten und Screenshot- sowie Video-Capturing-Tools.

(Bild: Dominik Erlinger)

Als besonderes Extra gibt es einen Hardware-Schalter am Gehäuse, der das Gerät in einen Spiele-Modus versetzt - im Wesentlichen ein spaciger Spiele-Launcher mit Tuning-Overlay, in dem man etwa die Bildwiederholrate und Lüfterdrehzahl anpassen darf oder Screenshots und Videos aufnimmt. Wie es mit der langfristigen Update-Versorgung aussieht, können wir nach dem Testzeitraum noch nicht beurteilen.

Fazit: Das Red Magic 7 Pro ist ein Smartphone für die Gaming-Nische. Es stellt Prozessor und Display an erste Stelle und enttäuscht weder bei der Leistung noch beim Bild. Es wird mit seinem Mini-Lüfter aber sicher nicht jedem gefallen. Dafür ruft der futuristische Exot brachiale Spieleleistung ab. Auch der Sound ist gut. Akkuleistung und Kamera sind hingegen Mittelmaß, bei der Software gibt es im Detail auch Optimierungsbedarf.