Junge Frau verschwand

Mordprozess ohne Leiche in Wien neu aufgerollt

Der Wiener „Cold-Case-Fall“ der spurlos verschwundenen Architektin und Jungmutter Elisabeth G. wurde wieder aufgerollt und neues Beweismaterial gefunden.

Staatsanwältin Julia Kalmar ist überzeugt: „Der Angeklagte hat seine von ihm getrennt lebende Gattin auf bislang unbekannte Art getötet und deren Leiche an den Folgetagen an einem bislang unbekannten Ort abgelegt!“

Man darf staunen. Ein Mordprozess ohne Leiche und ohne Tötungsart? Aber mit zumindest einem Motiv, ist die Anklägerin überzeugt und legt „eine lückenlose Indizienkette“ im mehr als einstündigen Eröffnungsplädoyer vor.

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Das „Cold-Case-Management" hat den Fall neu aufgerollt. Was wir nun haben, ist eine lückenlose Indizienkette.

Staatsanwältin Julia Kalmar ist von der Schuld überzeugt.

Die kleine Tochter als Einnahmequelle
Demnach wurde die junge Architektin und Mutter Elisabeth G. am 6. Dezember 2005 in Wien von ihrem Noch-Ehemann Heinrich getötet, weil sie sich getrennt hatte und die kleine Tochter mitnahm. Die aber nicht nur sein Lebensmittelpunkt war, sondern auch seine einzige Einnahmequelle. Denn der Mann war – Hausmann. Und bezog Kindergeld und auch Kinderbeihilfe. Die Staatsanwältin grenzt den Tatzeitraum zwischen 16.02 Uhr und 17.43 Uhr ein. Die erste Zeit war das letzte Telefonat mit ihrem Vater, die zweite Zeit eine Bankomatabhebung.

Danach hatte sie ihren Noch-Ehemann aufgesucht, um Sachen für sich und die Tochter zu holen. Dabei dürfte es, so Julia Kalmar, zu einem Streit gekommen sein, den die Frau nicht überlebt hat. Sie verschwand spurlos ...

Die Ermittlungen wurden irgendwann eingestellt. Ein „Cold-Case-Fall“. Bis man ihn erneut aufrollte. Und neues Beweismaterial fand. Ihre Handydaten z. B. – immer eingeloggt in nächster Umgebung zu seiner Wohnung. Auch Anrufe fand man noch – „die der Ehemann getätigt hat“, ist die Staatsanwältin überzeugt. Er habe nur ihre Anrufliste „abgearbeitet“.

Rechnung über Baumaterial
Dann stolperte man bei seiner Kontoöffnung über eine Baumaterial-Rechnung: Folie, Trockenbeton, Bitumenanstrich. Schließlich die eingesetzten Blutspürhunde – sie entdeckten im Wohnzimmer des Hauses einen 12,5 Zentimeter großen Blutfleck – und nicht im Bad, das gleich neben dem Eingang ist.

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Sie sind verwitwet? – Ratlosigkeit beim Angeklagten – „Mit der Todeserklärung für Ihre Frau!“ – „Ach so, dann ja!“

Richterin Claudia Zöllner fragt Heinrich G. zu Personalien.

Der Ehemann – mittlerweile 65 und Pensionist, einst erfolgreicher Ruderer – will es jedenfalls nicht gewesen sein. Er tischt eine Geschichte von einer Handverletzung auf, die zuerst klein war, nun sehr groß. Doch niemand hatte die Frau je mit einem Verband gesehen! Das Baumaterial? Er wollte den Weg zur Garage sanieren. Der war aber neu gepflastert und längst fertig.

Am ersten von vier Verhandlungstagen gibt es von ihm eine ganz neue Version ihres Verschwindens: Sie habe dies schon einmal gemacht, nach der Geburt der Tochter. 13 Tage sei sie weg gewesen, ohne Kind. Wegen der Stillpsychose. Fortsetzung Mittwoch.

Gabriela Gödel
Gabriela Gödel
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