Chinesen unter Druck

DJI setzt Geschäfte in Ukraine und Russland aus

Elektronik
27.04.2022 08:54

Der chinesische Drohnenhersteller DJI stellt seine Geschäfte in Russland und der Ukraine vorläufig ein. „DJI verurteilt jegliche Verwendung unserer Drohnen, um Schaden anzurichten, und wir setzen den Verkauf in diesen Ländern temporär aus, damit niemand unsere Drohnen im Kampf einsetzt“, erklärte ein Konzernsprecher. Dies sei „keine Aussage über ein Land, sondern eine Aussage über unsere Prinzipien“. Damit ist DJI das erste große chinesische Unternehmen, das seine Verkäufe nach Russland vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges einstellt.

DJI hatte in der vergangenen Woche bekräftigt, dass seine Produkte für eine rein zivile Nutzung bestimmt seien. Seine Partner hätten sich verpflichtet, seine Produkte nicht an „Kunden zu verkaufen, die eindeutig planen, sie für militärische Zwecke zu nutzen, oder dabei helfen, unsere Produkte für militärische Zwecke zu modifizieren“. „Wir werden niemals akzeptieren, dass unsere Produkte verwendet werden, um Schaden anzurichten, und wir werden weiterhin danach streben, die Welt mit unserer Arbeit zu verbessern“, zitierte der Nachrichtensender Al Jazeera aus einer Erklärung des weltgrößten Drohnenherstellers.

DJI unter Druck
Dessen Fluggeräte wurden seitens des ukrainischen Militärs bislang ausgiebig zur Aufklärung eingesetzt, während Bilder und Filmmaterial vom Schlachtfeld darauf hindeuten, dass auch Russland Drohnen des Unternehmens verwendet. Charles Rollet, Analyst bei der Überwachungsforschungsgruppe IPVM, sagte dem Sender, DJIs Schritt spiegele wahrscheinlich den Verbraucherdruck wider, dem das Unternehmen in Europa wegen der Behauptung ausgesetzt war, es habe Moskaus Kriegsanstrengungen unterstützt.

Chinesischer Balanceakt
„DJI ist ein vom chinesischen Staat unterstütztes Unternehmen, das aber als neutraler globaler Hersteller angesehen werden möchte. Die russische Invasion hat daher eine noch nie dagewesene Aufmerksamkeit auf das Unternehmen gelenkt, und ich denke, DJI ist unglaublich besorgt darüber, als Agent Pekings wahrgenommen zu werden“, sagte Rollet, der die Verbindungen von DJI zu mehreren chinesischen staatlichen Investitionseinrichtungen untersucht hat, gegenüber Al Jazeera.

„Aber sie tun dies auch, ohne die Ukraine konkret zu unterstützen. In dieser Hinsicht stehen sie also auch im Einklang mit der Haltung der chinesischen Regierung. Und wenn man sich ihre Erklärung anschaut, ist sie sehr knapp gehalten. Sie verwendet das Wort ‘Feindseligkeiten‘ und nicht Krieg oder Invasion.“ Dem Experten nach könnten andere Firmen diesem Beispiel folgen. „Anstatt nur die Invasion zu verurteilen und sich aus Russland zurückzuziehen, werden sie wahrscheinlich die ‘Feindseligkeiten‘ allgemein verurteilen, obwohl Russland der klare Aggressor ist, und sich aus beiden Märkten zurückziehen“, sagte er.

„Pragmatische Entscheidung“
James Char, Experte für zivil-militärische Beziehungen in China an der S. Rajaratnam School of International Studies in Singapur, bezeichnete den Schritt von DJI gegenüber Al Jazeera als „pragmatische Entscheidung“, die von kommerziellen Erwägungen geleitet sei. „Indem sich DJI von Russlands illegitimer Invasion in der Ukraine distanziert und sich aus dem russischen Markt zurückzieht, stellt es wie andere westliche Unternehmen sicher, dass sein Ruf und seine kommerziellen Interessen in anderen Teilen der Welt keinen Schaden nehmen“, sagte Char dem Sender.

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