Kranzelreiten

Diese Weitensfelder Tradition vereint Alt und Jung

Kärnten
13.04.2022 09:00

Nur alle 25 Jahre laufen Burschen um den Kuss einer wirklichen jungen Dame: Heuer schlüpft Marie-Sophie in die Rolle der von der Pest verschonten Jungfrau.

Der Brauch ist 455 Jahre alt, und dennoch sehr präsent in der Marktgemeinde Weitensfeld: Jeder, der mitmachen darf, empfindet es als Ehre, die Tradition, die als schützenswertes immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe gilt, lebendig zu halten.

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Alle machen mit, die Reiter, die Musiker, die Vereine, die Unternehmer; und wir haben junge Leute, die gern dabei sein.

Astrid Reinsberger-Foditsch, Obfrau Pfingstausschuss

Um die Liebe laufen
Was war vor 455 Jahren geschehen? Die Pest hatte 1567 alle Weitensfelder dahingerafft. Alle? Nein, die Jungfrau vom Schloss Thurnhof in Zweinitz und drei Bürgersöhne des Marktes Weitensfeld waren verschont geblieben. Wer aber durfte sie heiraten? Um diese Frage zu klären, ließ die Jungfrau die Burschen um die Wette laufen.

Mittlerweile bekommt der Sieger die Jungfrau nicht zur Frau, sondern nur ein Kranzel und ein Seidentuch. Und für gewöhnlich steigt er auf einer Leiter zur steinernen Jungfrau, die das ganze Jahr über auf dem Hauptplatz steht. Manch ein Gurktaler nennt diese Statue Plåtztreapn, was aber durchaus liebevoll gemeint ist.

Damit die Pest nie mehr wiederkehrt, geht es zu Pfingsten dreimal im Galopp durch den Ort. „Und das seit 455 Jahren ohne Unterbrechung. Auch in der Pandemie haben wir den Brauch in kleiner Form gepflegt“, erklärt Erich Foditsch, der zu Pfingsten als Marktrichter die Proklamation verliest, als Zeremonienmeister das dreitägige Fest im Griff hat und im Grunde die Agenden des Bürgermeisters übernimmt. Franz Sabitzer hätte ohnehin keine Zeit, ist er doch seit gut 30 Jahren bei der Reitergruppe und führt diese sogar an: „Wir üben das Reiten vorher gemeinsam, auch auf dieser Strecke und nie mit jungen Pferden, denn bei so vielen Besuchern braucht es ruhige Pferde.“

Nicht üben müssen Julia Holzer (18) und Elisa-Maria Walcher (19): Die beiden beherrschen als Mitglieder der Landjugend Zweinitz allerlei Tänze und werden sich als Ehrentänzerinnen mit dem zweit- und dem drittplatzierten Läufer zum Gurktaler Walzer drehen.

Jungfrau im Mittelpunkt des Kranzelreitens
Die Laufstrecke ist nicht zu unterschätzen, ist sie doch 300 Meter lang und führt immer leicht bergauf. Laufen werden heuer am Pfingstmontag Alexander Ladstätter (18; Schüler an der HAK Althofen), Peter Burkart (18; HTBLVA Ferlach) und Franz Sabitzer junior (17; Agrar-HAK Althofen). Der Schnellste gewinnt zumindest für einen Kuss und einen Tanz sowie zahlreiche Bilder die Jungfrau des Jubiläumskranzelreitens: Marie-Sophie Tatschl.

Drei Tage lang wird gefeiert

Das Jubiläumskranzelreiten in Weitensfeld beginnt am 4. Juni mit Musik, Modenschau und Vorstellung der Protagonisten. Am Sonntag, 5. Juni, singen die Kranzelreiter in Zweinitz ihre Gstanzln. Am Montag, 6. Juni, wird der Wettlauf ausgetragen.

Die 16-Jährige nimmt nicht nur in einer der Hauptrollen an einer außergewöhnlichen Tradition teil, sondern stammt auch aus einer traditionellen Weitensfelder Familie: Der Name Fladnitzer steht seit 1856 für die Schmiedekunst. Seit 20 Jahren führt Petra Fladnitzer-Tatschl den Kunstschmiedebetrieb: „Ich bin sehr stolz auf meine Tochter. Das Kranzelreiten hat eine große Tradition für unsere Familie.“

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