„Vorsicht: Fälschung!“

Das Internet als Tummelplatz für Kriminelle

Österreich
01.04.2022 06:00

2021 gab es so viel Produktpiraterie wie noch nie. Besonders alarmierend bei Medikamenten - auch Käufer können sich strafbar machen. Wenn ein Marken-Handtäschchen so billig ist, dass es einem fast den Atem raubt, dann handelt es sich wohl um eine Fälschung. Und dennoch werfen Tausende Österreicher - entweder bewusst oder aus völliger Realitätsferne - die vermeintlichen Schnäppchen in einen Online-Warenkorb und lassen sich die Waren nach Hause liefern. 

Doch in vielen Fällen kamen die Lieferungen beim Empfänger gar nicht an, weil die Rechnung ohne den heimischen Zoll gemacht wurde. Denn wie aus dem sogenannten Produktpiraterie-Bericht hervorgeht, wurden im Vorjahr mehr als 8200 Sendungen mit insgesamt knapp 320.000 Fälschungen abgefangen. Waren im Wert von satten 12,3 Millionen Euro - hätte es sich eben um Originale gehandelt.

Tatsächlich handelte es sich jedoch um Fälschungen – und das fügt der heimischen Wirtschaft Schaden zu: „Produktpiraterie und die Verletzung der Rechte von gesetzestreuen Herstellern und Händlern sind ein enormes Problem“, erklärt Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP). „Der Schutz und die Durchsetzung von Rechten des geistigen Eigentums sind unerlässlich, um die redlichen Unternehmer zu unterstützen.“

Zitat Icon

Produktpiraterie ist ein enormes Problem für unsere Wirtschaft. Gefälschte Medikamente stellen darüber hinaus eine Gefahr für Konsumenten dar.

Magnus Brunner, Finanzminister (ÖVP)

Unterm Strich gab es in Sachen Produktpiraterie im Vorjahr ein Plus von 150 Prozent! Verantwortlich dafür war ein durchaus kurioser Fall im Frühjahr 2021: Ein chinesischer Versandhändler überschwemmte den Markt regelrecht mit gefälschten Waren, darunter Schuhe, Taschen, Textilien und sogar Gesichtsmasken. Der Zoll reagierte mit Schwerpunktkontrollen, bis die Produktpiraten plötzlich wieder von der Bildfläche verschwanden. Diese Form der Kriminalität ist zwar in wirtschaftlicher Hinsicht schädlich, stellt aber zumindest keine Gefahr für Leib und Leben dar.

Fakten

  • Rund 8200 Sendungen mit mehr als 300.000 gefälschten Produkten zog die Zollbehörde im Vorjahr aus dem Verkehr. 
  • Die beschlagnahmten Waren hatten (gemessen am Originalpreis) insgesamt einen Wert von mehr als 12 Millionen Euro.
  • Eine massive Zunahme gab es unter anderem beim Schmuggel von Medikamenten - hier war ein Plus von 650 (!) Prozent zu verzeichnen. Dies ist vor allem auf Pseudoephedrin-Tabletten zurückzuführen, die für die Produktion der Droge Crystal Meth benötigt werden.
  • Wer Fälschungen über das Internet bestellt, kann sowohl zivil- als auch strafrechtlich verfolgt werden - es drohen teils hohe Geldstrafen.

Entwurmungsmittel und Crystal-Meth-Rohstoff
Anders schaut es freilich beim Handel mit gefälschten Medikamenten aus. Mehr als 2,6 Millionen (!) Pillen und Co. wurden aus dem Verkehr gezogen – eine sagenhafte Steigerung von 650 Prozent. Diese Rekordmenge lässt sich auf einen kapitalen Fund von Pseudoephedrin-Tabletten zurückführen, die bekanntlich für die Produktion der Modedroge Crystal Meth benötigt werden – die „Krone“ hat bereits über den Fall berichtet. Zudem wurden nicht weniger als 42.000 Tabletten des Entwurmungsmittels Ivermectin sichergestellt.

„Die Bedingungen, unter denen gefälschte Medikamente produziert, gelagert und transportiert werden, entsprechen nicht annähernd den geltenden Standards. Das Ergebnis: Mit Schadstoffen verunreinigte oder wirkungslose Produkte“, warnt Gerhard Marosi, Produktpiraterie-Experte im Finanzministerium.

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