Bank schlägt Alarm

Griechen haben Milliarden Erspartes abgezogen

Ausland
24.05.2011 17:00
Die Sorge um die Ersparnisse treibt immer mehr Griechen dazu, ihre Spareinlagen bei den Banken abzuheben. Laut neuesten Zahlen der Bank von Griechenland wurde seit Anfang vergangenen Jahres fast ein Sechstel der privaten Spareinlagen abgezogen. Griechenlands Finanzminister Giorgos Papakonstantinou macht indes Druck: Wenn nicht bald Rettungsgelder fließen, sei das Land zahlungsunfähig.

Die privaten Geldeinlagen in Griechenland sind von Jänner 2010 bis April 2011 um mehr als 31 Milliarden Euro auf 165,5 Milliarden Euro zurückgegangen, gab die Bank von Griechenland am Dienstag bekannt. Ein Teil dieser Gelder wurde offenbar ins Ausland gebracht: Zöllner berichten, dass in der letzten Zeit wiederholt Menschen mit großen Geldpaketen im Gepäck bei Stichproben in den Flughäfen von Athen und Thessaloniki erwischt worden seien.

Aus Angst vor einer regelrechten Kapitalflucht hat der Generalsekretär des Verbandes der Banken Griechenlands, Giannis Gortsos, am Dienstag den griechischen Bürgern im Fernsehen versichert, dass ihre Geldeinlagen sicher seien: "Ich kann es Ihnen versichern. Das Geld ist garantiert - egal was unter den jetzigen Umständen passiert", sagte er. Allerdings gilt dies, wie auch in Österreich, nur bis zu einer Summe von 100.000 Euro.

Auch Firmen ziehen ihr Vermögen ab
Aber nicht nur private Sparer, auch Unternehmen ziehen ihr Geld zurück, wie aus den Zahlen der Bank von Griechenland hervorgeht. Im Jänner 2010 hatten sie noch 40,6 Milliarden Euro bei griechischen Banken angelegt, im April 2011 waren es noch 33,6 Milliarden Euro. Ein deutlicher Rückgang sei auch bei den Einlagen von Ausländern zu verzeichnen, diese Summe ging um 7,9 Milliarden Euro zurück.

Das griechische Finanzministerium geht davon aus, dass ein Teil der von den Konten geholten Gelder in den Konsum geflossen ist. Hintergrund: Die Griechen haben wegen der harten Sparprogramme in den vergangenen 14 Monaten durchschnittlich fast 20 Prozent ihres Einkommens verloren. Ein anderer - der größere - Teil, so vermutet das Finanzministerium, werde als Bargeld gehortet.

Griechische Regierung beschwört den Bankrott
Die griechische Regierung macht inzwischen mit deutlichen Worten auf die bedrohliche Finanzlage des Landes aufmerksam. Die nächste Tranche der Rettungsgelder von EU und Internationalem Währungsfonds in Höhe von 12 Milliarden Euro müsse bald überwiesen werden, sagte Finanzminister Giorgos Papakonstantinou am Dienstag dem Fernsehsender Skai: "Wenn das Geld bis Ende Juli nicht kommt, dann müssen wir die Rollläden runtermachen und die Regierung wird nicht mehr zahlen können."

Der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou und sein Ministerrat hatten am Vorabend nach einer Marathonsitzung ein neues hartes Sparprogramm bekanntgegeben. Griechenland muss demnach heuer weitere 6 Milliarden Euro und bis Ende 2015 weitere 22 Milliarden Euro sparen. Zudem sollen durch Privatisierungen staatlicher Unternehmen und den Verkauf von Immobilien des Staates weitere 50 Milliarden in die Staatskassen bis 2015 fließen. Das neue Spar- und Stabilisierungsprogramm soll Anfang Juni vom Parlament gebilligt werden - die Opposition sträubt sich zunächst. Die Gewerkschaft kündigte gar einen erneuten Generalstreik gegen das neue Sparpaket für den 21. Juni an.

Lob aus Brüssel, CDU-Politiker vergleicht mit Österreich
Am Mittwoch werden in Athen die Experten der EU und des IWF erwartet, die prüfen werden, ob die neuen Maßnahmen in die richtige Richtung gehen und Erfolgschancen haben. Nur dann kann Griechenland auf die neue Tranche hoffen. Aus Brüssel gab es am Dienstag dazu unterschiedliche Signale. Die EU-Kommission lobte in Bezug auf die vorgesehenen Sparmaßnahmen die Entschlossenheit der griechischen Regierung. Mit den zusätzlichen Sparschritten sollte das bereits fest vereinbarte Defizitziel für das laufende Jahr von 7,5 Prozent der Wirtschaftsleistung erreicht werden, sagte der Sprecher von EU-Währungskommissar Olli Rehn. Es müsse aber wie die Privatisierungen noch im Detail geprüft werden.

Zum Beispiel aus Deutschland gab es wiederum eher skeptische Stimmen. Der CDU-Wirtschaftsflügel fordert, dass weitere Finanzhilfen an den Abbau von Sozialleistungen geknüpft werden müssten. Diese sollten niedriger sein als in den Geberländern, sagte der Chef des CDU-Wirtschaftsrates, Kurt Lauk. Das sei zum Beispiel bei den Renten in Griechenland nicht der Fall. Für einen weiteren Vergleich bemühte Lauk die Alpenrepulik: Griechenland leiste sich nämlich viermal so viele Staatsdiener wie das ähnlich große Österreich. "Wir sind gegen ein Fass ohne Boden", so Lauk.

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