„Krone“-Kommentar

Kleiner oder großer Tisch?

Kleiner oder großer Tisch?Heute ist nun auch der deutsche Bundeskanzler Scholz in Moskau. Muss er Platz nehmen an Putins XXXLarge-Tisch wie Frankreichs Macron, oder darf er an das intime Teetischchen wie Kasachstans Tokajew?

Die Sitzordnung im Kreml hat groteskerweise nichts mit Politik zu tun, sondern mit der Bereitschaft des Gastes, sich vor der Begegnung mit Putin in Moskau auf Corona testen zu lassen. Die Franzosen lehnten ab: „Wir geben den Russen doch nicht die DNA unseres Präsidenten!“

Der deutsche Kanzler hat ein viel ernsteres Problem: Es fehlt ihm die Autorität der Angela Merkel, und das hat er schon bewiesen.

Deutschland hätte die Möglichkeit, Putin die Brücke zu bauen für einen Ausweg aus dem Eck, in welches er sich verrannt hat. Die Berliner Ampelkoalition weigert sich ja, an die Ukraine Waffen zu liefern, weil sie nicht will, dass auf den Schlachtfeldern von vor 80 Jahren mit deutschen Waffen geschossen wird. Deutschland wird deshalb im Westen heftig gescholten.

Angesichts des politischen Schadens, den sich Putin mit seiner Drohkulisse schon eingebrockt hat - (die NATO „geboostert“) -, müsste es ihm doch wichtig sein, die besonders engen Wirtschaftsbeziehungen mit Deutschland nicht aufs Spiel zu setzen.

Putin kann jetzt nicht mehr die „Manöver“ abblasen, ohne einen „Erfolg“ vorzuweisen. Die Europäer sind im Kreml nur Statisten. In Putins Fokus ist Biden. Der ist zwar schwach, aber hartnäckiger, als sich Putin gedacht haben mag.