„Abstruse Konstrukte“

Raab: Plagiatsvorwürfe „an Haaren herbeigezogen“

Politik
07.01.2022 19:31

Erneut hat sich der Plagiatsgutachter Stefan Weber die Diplomarbeit einer Politikerin vorgenommen: In der Arbeit von Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) hat Weber nach eigenen Angaben „zahlreiche Plagiate und Quatsch“ gefunden, wie er am Freitag in seinem Blog schrieb. Sie habe die wissenschaftlichen Grundregeln ihres Fachs nicht beherrscht. Im Büro der Ministerin sprach man von an den Haaren herbeigezogenen Behauptungen, die man nicht kommentiere.

Für die 2009 bei der Universität Innsbruck von Raab eingereichte psychologische Diplomarbeit zum Thema „Einstellungsstrukturen und Lebensbedeutungen ehrenamtlicher Mitarbeiter“ hagelte es von Weber nun Kritik: „Sie beherrschte die wissenschaftlichen Grundregeln ihres Fachs nicht“, schrieb der bekannte Plagiatsgutachter. Grund für diese Einschätzung: „17 Plagiatsfragmente“ habe er „auf 84 Seiten Fließtext gesichert, im Umfang von oft bis zu einer halben Seite.“ Davon betroffen seien auch ein Absatz des eigenen Fazits sowie Hypothesen.

„Lästige Fehler“
In Raabs Arbeit will Weber nun nicht nur Plagiate und damit fehlende Quellenangaben bei der Wiedergabe fremder Gedanken, sondern auch „lästige Fehler“ festgestellt haben. So sei der österreichische Psychiater Viktor E. Frankl in Raabs Diplomarbeit zu „Frank“ geworden. Außerdem sei im Fließtext zitierte Literatur im Literaturverzeichnis wiederholt nicht angeführt worden. Und auch der empirische Teil der Arbeit sei „Quatsch“, die Stichprobe wohl zu klein für statistische Berechnungen.

„Abstruse Konstruktionen“
Man kommentiere „abstruse Konstruktionen von selbsternannten Plagiatsjägern nicht“, hieß es unterdessen aus dem Büro der Ministerin. „Jeder, der sich seriös mit Wissenschaft beschäftigt, wird zu dem Schluss kommen, dass die Behauptungen an den Haaren herbeigezogen sind.“

Ob sie „getäuscht“ habe oder nicht, erscheine ihm nicht mehr wichtig, schrieb Weber in seinem Blog in Anspielung auf Ex-Ministerin Christine Aschbacher, bei der ein Gutachten zum Schluss gekommen war, dass es bei ihrer Magisterarbeit keine „Täuschungsabsicht“ vorgelegen habe. Aschbacher trat nach der Plagiatsaffäre zurück, durfte ihren Magistertitel schlussendlich aber behalten.

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