Ex-HG-Pharma-Chef:

„Wir haben sogar Morddrohungen erhalten“

Tirol
05.01.2022 09:00

HG-Pharma-Gründer Ralf Herwig im Gespräch mit der „Krone“ über die Entscheidung der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA), die Berichterstattung von so mancher Medien, sein Verhältnis zu Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) und die teilweise harsche Kritik vonseiten der politischen Parteien.

Krone: Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft leitet kein Ermittlungsverfahren ein. Was sagen Sie?
Ralf Herwig: Ich habe davon am Montag von einer Journalistin erfahren und war im ersten Moment nicht sicher, ob ich der Info trauen konnte. Aber natürlich bin ich erleichtert. Diese Vorwürfe waren Mutmaßungen und Vorverurteilungen, das muss man leider sagen. Nun zeigt sich, dass die Vorhalte ungerechtfertigt waren und dass mein gesamtes Team und ich unsere Arbeit korrekt ausgeübt haben.

Die Kritik in den vergangenen Monaten war hart.
Ja. Meine Familie und ich wurden wüst beschimpft, wir haben Morddrohungen erhalten, die Kinder konnten nicht mehr zur Schule gehen. Ich war erstaunt darüber, wie gewisse Medien nach oberflächlicher Recherche zuerst Mutmaßungen aufstellten und uns nur für wenige Stunden Gelegenheit zur Stellungnahme einräumten. Dagegen ist ein Strafprozess ein Ponyhof. Ich habe gelernt, dass man sich gegen solche veröffentlichte Vorhaltungen nicht wirksam wehren kann. Ich müsste mich ja gegenüber einem einzelnen Journalisten nach allen Regeln der Kunst strafrechtlich verteidigen, noch bevor die zuständige Staatsanwaltschaft entschieden hat, ob sie mich überhaupt strafrechtlich verfolgt. Der vermeintliche „Aufdecker“ hingegen gewinnt in jedem Fall - nämlich Aufmerksamkeit. Egal, was hinterher herauskommt.

Hat Landeshauptmann Platter Sie rasch fallen lassen? Wie ist Ihr Verhältnis zu ihm?
Ich bin Landeshauptmann Platter zuletzt im Winter 2020 auf einem Krisenmeeting begegnet. Ich habe Verständnis dafür, dass es nach den medialen Vorwürfen gegen mich zu keinem Kontakt mehr kam. Er hat die Beurteilung der Vorwürfe der Staatsanwaltschaft überlassen, so wie es sein soll. Für ein Gespräch wäre ich jederzeit offen.

Alle politischen Parteien haben sich auf Sie eingeschossen. Verständlich?
Einzelne Politiker haben sich durch ihre unqualifizierten Äußerungen in der Sache selbst gerichtet. Ich verstehe nicht, welche Motivation hinter diesem Handeln steckt, außer dass manche offenbar mehr Aufmerksamkeit wollten – egal um welchen Preis.

Die Datenleck-Causa ist hingegen noch aufrecht.
Ja, das ist korrekt. Doch die Staatsanwaltschaft ermittelt nicht gegen HG Lab Truck, sondern gegen unbekannt. Dabei geht es aus meiner Sicht um Datendiebstahl, für den sich andere werden rechtfertigen müssen.

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