„Krone“-Kommentar

Totenstill

Kolumnen
04.01.2022 06:00

Es gibt Bilder, die prägen sich unauslöschlich ins Gedächtnis ein, Bilder, die auch nach einer gefühlten Ewigkeit noch eine Gänsehaut verursachen, Bilder, die deutlich machen, wie es ist, wenn es um Leben und Tod geht.

Ein Vergnügungspark, der nie eröffnet wurde und vor sich hin rostet, ein völlig verfallenes Schwimmbad, mittendrin ein einzelner Schuh, ein Fußball, aus dem längst jegliche Luft entwichen ist. Gesehen im Dezember 2010. In der Geisterstadt Prypjat, rund vier Kilometer vom Kraftwerk Tschernobyl in der Ukraine entfernt. Alles ist heute, mehr als elf Jahre nach der Reise, noch detailgetreu spürbar - die Totenstille, das Entsetzen, das Grauen, die Fassungslosigkeit, die Angst, dass so etwas wieder passieren kann.

Einen Tag nach dem Reaktorunfall am 26. April 1986 wurde die damals knapp 50.000 Einwohner zählende Stadt Prypjat binnen drei Stunden evakuiert. Dass sie nie wieder zurückkehren können, sagte den Menschen niemand. Mehr als 200.000 Quadratkilometer wurden radioaktiv belastet, noch heute leben mehr als fünf Millionen Personen in kontaminierten Gebieten. Experten gehen davon aus, dass es bis 2065 in ganz Europa 41.000 zusätzliche Krebsfälle wegen Tschernobyl geben wird.

Angesichts dieser Nuklearkatastrophe mutet es zynisch an, wenn die EU-Kommission Atomkraft nun als nachhaltige Energie einstufen will. Nachhaltig sind nur die verheerenden Folgen. Man sollte die Brüsseler Beamten für einige Stunden in die Ruinenstadt Prypjat schicken.

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