Bei Opus-Abschied

Austropop-Weihnachtswunder: STS live auf der Bühne

Musik
22.12.2021 17:07

Neun Jahre nach ihrem letzten gemeinsamen Auftritt fanden Gert Steinbäcker, Günter Timischl und Schiffkowitz aka STS für die Opus-Abschiedskonzerte in der Grazer Oper wieder gemeinsam auf die Bühne. Im „Krone“-Interview verneinten sie aber eine gemeinsame Zukunft.

(Bild: kmm)

Den Opus-Abschied in allen Ehren, aber drei Herren aus derselben Generation stahlen Ewald Pfleger und Co. bei den beiden umjubelten Auftritten in der Grazer Oper fast die Show. Gert Steinbäcker, Günter Timischl und Helmut „Schiffkowitz“ Röhrling standen nämlich an beiden Abenden gemeinsam auf der Bühne, um als Stargäste den STS-Evergreen „Fürstenfeld“ zu intonieren. Diese Konstellation gab es das letzte Mal im Juni 2012 in der Grazer Stadthalle zu bewundern. Zwei Jahre später gaben die Austropop-Legenden endgültig ihr Karriereende bekannt. Das geschah damals nur semifreiwillig. Timischl war es aufgrund einer Arthrose im Schultergelenk nicht mehr möglich Gitarre zu spielen und so entschied man sich mit Würde, aber ohne offizielle Abschiedstour aufzuhören.

Einfach so passiert
Opus-Gitarrist Pfleger, gut vernetzt und mit allen befreundet, hat für die Schlusspunkte seiner Band aber an den richtigen Schrauben bei den einzelnen STS-Musikern gedreht. „Gert wurde von Ewald angerufen und hat gar nicht gewusst, dass wir zu dritt spielen“, lacht Schiffkowitz im „Krone“-Gespräch, „auch dass der Günter kommt, hätte ich im Leben nie geglaubt. Ich dachte Gert singt seinen ,Großvater‘ und ich mein ,Fürstenfeld‘, aber dass wir dann alle an Bord waren, hat die Lage verändert.“ Von einer Reunion oder einem Comeback wollen alle drei nichts wissen. „Diesen Auftritt als Reunion zu bezeichnen wäre kühn. Dafür müsste man mindestens vier oder fünf Songs spielen.“ Auch Steinbäcker hält wenig vom Trubel um die temporäre STS-Wiederkehr. „Es freut die Leute, wenn wir uns zu dritt hinstellen, das ist wunderbar. Aber daraus ein großes Ding zu machen ist Blödsinn. Das interessiert mich nicht.“

Ein Zeichen gegen die Wiederkehr-Gerüchte setzte die Band schon damit, dass die drei Mitglieder einzeln zu den Interviews erschienen. Vor allem die Teilnahme des fast völlig aus der Öffentlichkeit verschwundenen Timischl kann als Austropop-Weihnachtswunder gesehen werden. „Wenn die Opus-Jungs rufen, dann darf ich nicht fehlen. STS und Opus haben sich in den Monaten von ,Live Is Life‘ und ,Fürstenfeld‘ immer wieder überschnitten, das war damals eine unglaubliche Zeit.“ Timischl war in den 80er-Jahren selbst bei Opus an Bord, Schiffkowitz immer wieder gern gesehener Gast bei diversen Live-Auftritten in den letzten Jahren. Nur Gert Steinbäcker hält zu Pfleger, Rüdisser und Co. etwas mehr Distanz. „Wir waren immer befreundet, hatten aber nur sehr spärlich miteinander zu tun. Es sind auch zwei verschiedene Arten von Musik. Kontakt hat es immer gegeben, aber wir haben nie direkt miteinander zusammengearbeitet.“

Überdosis G‘fühl
Das Gefühl, wenn auch nur für jeweils einen Song an zwei Abenden, als STS auf der Bühne zu stehen, löste aber nicht nur im begeisterten Publikum etwas ganz Spezielles aus. „Es ist wirklich sehr schön“, erklärt Schiffkowitz, „das heißt aber nicht automatisch, dass wir jetzt wieder beschließen, gemeinsam auf Tour zu gehen. Das will keiner von uns.“ Günter Timischl, seit fast einem Jahrzehnt komplett aus dem Rampenlicht verschwunden, hat sich schnell wieder daran gewöhnt. „Im Vergleich zu früher waren die zwei Auftritte stresslos. Auf einer Skala von eins bis zehn würde ich aber sagen, dass meine Aufregung bei sieben lag. Mit den beiden auf der Bühne zu stehen, im Hotel zu übernachten - da kommt schon Tournee-Feeling auf.“ Steinbäcker sieht es, seinem Naturell entsprechend, naturgemäß nüchterner. „Ich habe da keinerlei seltsame Gefühle. Wir haben ja immer zusammengearbeitet und ein gutes Verhältnis miteinander. Die Jungs waren bei jeder meiner Soloplatten im Studio dabei.“

Die Freundschaft ist geblieben und der Kontakt untereinander noch immer gegeben, wenn auch nicht mehr so häufig wie früher. Das liegt schon allein an den unterschiedlichen Lebensweisen der drei Protagonisten. Schiffkowitz bereist nach Möglichkeit den ganzen Globus, Steinbäcker verbringt einen Großteil des Jahres in seiner Wahlheimat Griechenland und Timischl genießt die familiäre Ruhe auf seinem Bauernhof in Fürstenfeld. „Ich habe unseren Erfolg eigentlich nie verstanden und ich denke, den anderen beiden ging es ähnlich“, lacht der Pop-Rentner, „das war so ungewöhnlich und unnatürlich. Ich bin aus einem kleinen Provinznest und habe mich nie als Star gesehen, mich nie ins Rampenlicht gedrängt.“ Daheim greift Timischl trotz chronischer Verletzung noch hier und da zur Gitarre. „Aber alleine spielen mag ich nicht. Ich bin ein klassischer Bandmusiker. Ich klimpere manchmal gerne herum, setze mich aber nicht hin, um konzentriert Lieder zu schreiben.“

STS sind kein Gulasch
Blut geleckt haben die drei deshalb aber nicht. „Wir könnten es sicher machen, aber ich bin gegen das Aufwärmen. Das geht nur mit Gulasch oder Chili con Carne“, sagt Schiffkowitz bestimmt, „es war eine schöne Zeit und wir haben mit Dialektmusik den größtmöglichen Erfolg gehabt. Was vorbei ist, ist vorbei. Aber ich könnte mir schon vorstellen, im passenden Rahmen zwei bis drei Songs zusammen zu spielen. Wir sind ja in bester Freundschaft voneinander geschieden.“ Timischl könnte rein physisch nur mehr stimmlich daran teilnehmen. „Singen geht immer, mit dem Spielen habe ich die Probleme. Die Lieder, die wir 200.000 Mal gespielt haben, die schaffe ich auch, wenn du mich um 3 Uhr in der Früh aufweckst, aber mehr als drei Nummern wären nicht drin. Ich bin froh, dass ich mit meinem Fürstenfeld einen schönen Rückzugsort habe.“

Auch STS-Jungspund Steinbäcker sieht diesbezüglich keine Zukunft. „Ausschließen tue ich im Leben überhaupt nichts, aber das wird so nicht passieren. Wenn wir etwas planen, dann würden wir das anders angehen. Wir haben ein gutes Verhältnis und dadurch ist im Prinzip alles offen, aber im Moment denkt sicher niemand daran.“ Schiffkowitz und Steinbäcker arbeiten an ihren nächsten Soloalben, während Timischl wieder die Abgeschiedenheit der Steiermark schätzt und auf den Golfplatz gehen wird. Steinbäcker wird zudem vor dem Sommer ein „Best Of“-Album mit vier neuen Songs veröffentlichen und plant für November/Dezember 2022 eine eigene Abschlusstour durch Österreich. Mit Gästen, die er jetzt noch nicht verraten will. Die Chance auf ein erneutes STS-Zusammentreffen auf heimischen Konzertbühnen bleibt jedenfalls intakt…

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