Pommers Feierabend

Hanger Games und das Telefonat mit der Kuh

Einen schönen Freitagabend.

Wie an dieser Stelle mehrmals berichtet, habe ich gestern blau gemacht, und so oft, wie ich in den vergangenen Stunden lachen musste, hatte ich am Ende das Gefühl, ich hätte mich blau gemacht. Die österreichische Innenpolitik hat momentan, bei aller Dramatik, die Wuchteldichte des Wiener Kabarettfestivals. Zuerst muss ich zugeben, dass ich ein Fan von Andreas Hanger bin. Der Abgeordnete, der auch als Batman-Bösewicht eine gute Figur abgeben würde, bat am Donnerstag als ÖVP-Riddler wieder zu einer Pressekonferenz und zauberte den Zusehern Fragezeichen ins Gesicht. Es ging um Scheinheiligkeit in der Politik, nicht um die eigene wohlgemerkt, und Hanger blaffte einen Journalisten an: „Die Spielregeln für eine Pressekonferenz definieren schon wir.“ Man kann nur von Glück reden, dass Hanger noch nicht vom „Squid Game“-Hype erfasst wurde. Faszinierend dabei ist, wie schmerzbefreit ein Mensch sein kann. Als Kamikazepilot wird Hanger mindestens einmal pro Woche über dem türkisen Epizentrum abgeworfen, stolz erhebt er sich aus dem Krater der Peinlichkeiten und steigt ins nächste Flugzeug. Es gibt noch die Androiden-Theorie, dass Hanger in Wirklichkeit ein auf Selbstzerstörung codiertes Maschinenwesen zum Zwecke der Ablenkung ist, aber das traue ich einer Partei, die für die Programmierung von Kaufhaus Österreich verantwortlich ist, nicht zu.

Was war noch? Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein wurde auf Instagram gesperrt, nachdem er mit einer Kuh telefoniert hat. Wer also dachte, dass seine Coronapolitik für die Fisch´ ist, wurde eines Besseren belehrt, sie ist für Hausrinder. Was zumindest das Wiederkäuen seiner Impf-Phrasen erklären würde. Es gibt dieses Foto, auf dem der Minister mit Kuh „Stella“ eine Videokonferenz abhält. Die beiden verstehen sich prächtig, vermutlich hat ihn „Stella“ auf sein „Zib 2“-Interview vergangenen Mittwoch vorbereitet, das am Ende trotz des Coachings auf keine Kuhhaut ging. Dort sprach er über eine Antikörperstudie, die ja „schon“ in Auftrag gegeben worden ist und noch „dieses Jahr“ Ergebnisse liefern wird, während die Zahlen gerade wieder explodieren. Sein Fazit: „Es ist für mich jetzt im Oktober nicht wesentlich, was im März ist.“ Allmählich nähern wir uns dem Kern des Problems. Ich werde mich zur Sicherheit dazu am Wochenende aber noch per Videokonferenz mit einem Haushuhn beraten.

Subtiler ist da schon der Humor unseres neuen Außenministers Michael Linhart. Den politischen Zustand unseres Landes beschreibt er im Ausland mit dem Wort Kontinuität. Diese Kontinuität möchte ich für Sie kurz zusammenfassen: Linhart hat nun den Job des ehemaligen Außenministers, der Kanzler geworden ist, nachdem ein anderer ehemaliger Außenminister Kanzler geworden ist, der mittlerweile zweifacher Altkanzler ist, weil nach dem Scheitern der Großen Koalition auch Türkis-Blau platzte und nach einer Übergangsregierung nun während einer türkis-grünen Regierung über die nächste Neuwahl debattiert wird. Ich kann nur sagen: Mögen Sie ein weniger kontinuierliches Wochenende haben.

Ich wünsche einen schönen Feierabend, so Sie einen haben.

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