„Krone“-Kommentar

Kein Gefühl der Geborgenheit

Analysiert für die „Krone“: Innenpolitik-Experte Claus Pándi

(Bild: Julia Hürner, stock.adobe.com, Krone KREATIV)

Das Chaos mit den Corona-Regeln ist Gift für die Stimmung. Menschen, die an Verschwörungen glauben, könnten hinter dem Durcheinander glatt einen perfiden Plan vermuten. Selten steckt mehr dahinter als Unvermögen. Das macht die Sache nicht besser. Nach bald zwei Jahren Pandemie sind viele gestresst und müde. So wankt das Land ausgelaugt in den zweiten Virus-Winter.

Zu den nobelsten Aufgaben einer Regierung zählt es, der Bevölkerung das Gefühl von Geborgenheit zu geben. Bei allen Fehlern der demnächst abtretenden deutschen Kanzlerin, war diese Fähigkeit eine ihrer größten Stärken. Das anfänglich spöttisch gemeinte „Mutti“ ist zu Angela Merkels Ehrentitel geworden. Die Eindämmung der Pandemie läuft in Deutschland dennoch nicht besser. Das mag daran liegen, dass am 26. September, so wie bei uns in Oberösterreich, auch bei unseren Nachbarn Wahlen sind. Und Wahlkämpfe haben noch nie zu klügerer Politik geführt. Aber wer weiß, was bei den Nachbarn erst los wäre, hätten sie keine Merkel.

Nun hat Österreich keine Persönlichkeit wie Merkel. Die Opposition lässt aus. Mit einer Spur mehr Anstrengung hätte vielleicht noch der Bundespräsident die Rolle des Großvatis für alle einnehmen können. Einige Landeshauptleute kommen ihrer Verantwortung am ehesten nach, für die Vielen und nicht nur für einige wenige ausgewählte Freunde da zu sein. In einer Krise muss man die Leute zusammenhalten. Dann können auch ein paar Narren an Bord das Schiff nicht zum Kentern bringen.