Nur Trump schert aus

Bewegende Szenen beim Gedenken an 9/11

Ausland
11.09.2021 22:53

Zum 20. Jahrestag der Anschläge am 11. September hat US-Präsident Joe Biden die USA zur nationalen Einheit aufgerufen. Das sei die größte Stärke der Vereinigten Staaten im Angesicht der Not, sagte Biden bei einer Trauerfeier am früheren Standort des World Trade Centers in New York. In einer Videobotschaft erinnerte er zudem an die fast 3000 Todesopfer - Ex-Präsident Trump nutzte die Gelegenheit, um einmal mehr den chaotischen Abzug der US-Truppen aus Afghanistan zu kritisieren.

Biden würdigt in der Ansprache die bei den Anschlägen Getöteten und Verletzten sowie die Feuerwehrleute, Krankenschwestern und vielen anderen Helfer, die bei ihren Rettungseinsätzen ihr Leben riskiert oder verloren haben. Am 11. September 2001 hatten radikal-islamische Attentäter vier Verkehrsflugzeuge entführt. Zwei Maschinen wurden in das World Trade Center in New York gesteuert. Die Doppeltürme des Gebäudes stürzten darauf ein. Insgesamt kamen 2977 Menschen ums Leben. Tausende wurden verletzt. Zu den Anschlägen bekannte sich die Al-Kaida von Osama bin Laden.

„Einheit ist unsere größte Stärke“
Biden verwies auf die „dunkleren Kräfte der menschlichen Natur - Angst und Wut, Ressentiments und Gewalt gegen muslimische Amerikaner, gegen wahre und treue Anhänger einer friedlichen Religion“. Dies habe die amerikanische Einheit gebeugt, aber nicht gebrochen. „Für mich ist dies die zentrale Lektion des 11. Septembers, dass dann, wenn wir am verletzlichsten sind, (...) im Kampf für die Seele Amerikas, die Einheit unsere größte Stärke ist“, sagte Biden. „Einheit bedeutet nicht, dass wir dasselbe glauben müssen. Wir müssen einen grundlegenden Respekt füreinander und Vertrauen zueinander und in diese Nation haben.“

Video: Bidens Ansprache am Vorabend des Gedenkens

In seiner Videoansprache unterstrich der US-Präsident: „Es ist so schwer. Ob im ersten oder im 20. Jahr.“ Kinder seien ohne Eltern aufgewachsen, Eltern hätten ihre Kinder verloren und gelitten. In den Tagen nach den Anschlägen hätten viele Menschen großen Heldenmut bewiesen, sagte Biden. „Wir haben auch etwas gesehen, das es viel zu selten gibt: wahrhaftige nationale Einheit.“

Schweigeminute am Ground Zero
Biden und seine Ehefrau Jill besuchten am Samstag zunächst New York, wo beim Einsturz des World Trade Centers 2753 Menschen ums Leben kamen. Ein drittes Verkehrsflugzeug war in das Verteidigungsministerium im nahen Arlington im US-Bundesstaat Virginia gestürzt. In Shanksville, Pennsylvania, stürzte die vierte Maschine ab. Es wird angenommen, dass sie das US-Kapitol oder das Weiße Haus, den Sitz des Präsidenten, treffen sollte. Passagiere verhinderten dies und verloren ihr Leben.

Um 8.46 Uhr Ortszeit begann eine Schweigeminute an dem Ground Zero genannten Anschlagsort im Süden Manhattans - genau zu der Zeit, an der islamistische Terroristen vor 20 Jahren das erste von vier entführten Flugzeugen in den Nordturm des World Trade Centers in New York gesteuert hatten. Zur Trauerfeier an der heutigen Gedenkstätte kamen auch zahlreiche Angehörige von Opfern sowie Überlebende. Auch die ehemaligen Präsidenten Barack Obama und Bill Clinton waren mit ihren Ehefrauen anwesend.

Umrahmt wurde die Trauerfeier an der New Yorker 9/11-Gedenkstätte von viel Musik. Unter anderem trat Rockstar Bruce Springsteen auf und sang sein Lied „I‘ll See You In My Dreams“. Gedenkveranstaltungen gab es auch im Pentagon vor den Toren Washingtons und an der Absturzstelle in Pennsylvania. Biden wollte im weiteren Verlauf des Tages alle Anschlagsorte besuchen.

Ex-Präsident Bush beklagt fehlende Einheit
Vizepräsidentin Kamala Harris sagte in einer Rede an der Gedenkstätte in Shanksville, die Zeit nach den Terroranschlägen habe gezeigt, „dass Einheit in Amerika möglich ist“. Ex-Präsident George W. Bush, der nach den Anschlägen einen „Krieg gegen den Terrorismus“ ausgerufen hatte, beklagte allerdings die politische Spaltung des Landes. Nach 9/11 habe er ein „unglaubliches, widerstandsfähiges, vereintes“ Land angeführt, sagte der Republikaner. „Diese Zeiten scheinen sehr weit weg von der heutigen Zeit.“

Trump wirft Biden „Inkompetenz“ vor
Deutlich wurde die Spaltung des Landes auch durch eine Videobotschaft von Bidens Vorgänger, Donald Trump. In einer am Samstag veröffentlichten Videobotschaft warf Trump dem Demokraten „Inkompetenz“ beim Afghanistan-Abzug vor und sagte, der Präsident habe wie ein „Dummkopf“ gewirkt. Anders als die Ex-Präsidenten Obama, Clinton und Bush wollte Trump am Samstag an keiner offiziellen Gedenkzeremonie teilnehmen, dafür am Abend einen Boxkampf kommentieren.

Kurz: „Müssen weiterhin gegen islamistischen Terror ankämpfen“
Auch in Europa gedachten zahlreiche Politiker der Opfer. Bundeskanzler Sebastian Kurz schrieb auf Twitter: „Heute jähren sich zum 20. Mal die abscheulichen 9/11 Terroranschläge in den USA, darunter auf das World Trade Center in New York. Wir müssen weiterhin gemeinsam mit den USA entschieden gegen islamistischen Terror & gegen Radikalisierung ankämpfen!“

Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) warnte vor der immer noch vorhandenen Gefahr des Terrorismus: „Wir werden auch weiterhin für unsere Werte Demokratie, Menschenrechte und Freiheit einstehen.“ Gerade an einem Tag wie dem 11. September müsse man geschlossen gegen Extremismus auftreten, twitterte er während eines Besuchs in Abu Dhabi.

„Terrorismusbekämpfung ist eine wichtige Säule der bilateralen Beziehungen zwischen UK und Österreich“, sagte Leigh Turner, bis vor Kurzem der britische Botschafter in Österreich, zur „Krone“. „Im November wird sich Innenminister Karl Nehammer dazu in London mit seiner britischen Amtskollegin Priti Patel austauschen, um die Kooperation weiter zu intensivieren."

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Ich kann mich gut daran erinnern, wie ein Kollege hereingekommen ist, um mir zu sagen, dass etwas in New York geschehen war. Ich war damals als Verantwortlicher für wirtschaftliche Zusammenarbeit vor allem mit den ökonomischen Auswirkungen von 9/11 befasst.

Der ehemalige britische Botschafter in Österreich, Leigh Turner

Der Geschäftsträger der US-Botschaft in Wien, Mario Mesquita, sagte anlässlich des Jahrestages, die Welt habe sich in den 20 Jahren seit 9/11 verändert, gleichgeblieben sei aber, dass die USA zu den Grundwerten der Demokratie, Freiheit, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit stünden. Man schätze in dem Zusammenhang „die bewährt starke Partnerschaft und Solidarität mit Freunden und Verbündeten, wie Österreich, die dieselben Werte teilen“.

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Die Anschläge vom 11. September 2001 waren ein Wendepunkt in der jüngeren Geschichte der USA. Die Terroristen wollten den Geist Amerikas zerstören, doch stattdessen weckten sie die Entschlossenheit der Nation, die Freiheit zu verteidigen und zu bewahren.

Mario Mesquita, Geschäftsträger der US-Botschaft in Wien

„Offene Wunde in unseren Herzen“
„Am 11. September gedenken wir derer, die ihre Leben verloren haben, und würdigen die, die alles riskiert haben, um ihnen zu helfen“, schrieb EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Europaparlaments-Präsident David Sassoli erklärte, die Anschläge auf das World Trade Center in New York und das US-Verteidigungsministerium seien „eine offene Wunde in unseren Herzen“. 20 Jahre später sei der Kampf gegen den Terrorismus immer noch nicht beendet. „Wir werden immer wachsam bleiben“, betonte der Italiener.

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