Retter im Dauereinsatz

Traurige Bilanz: 39 Bergtote seit Juni in Tirol

Tirol
04.09.2021 07:10

Fast 40 Menschen starben seit Anfang Juni 2021 schon in den Tiroler Bergen. Wie bei den jüngsten Opfern am Donnerstag war meist Absturz durch Ausrutschen Ursache für die Dramen. „Vor allem die Touristen überfordern sich immer noch mehr“, weiß Tirols Bergrettungschef Hermann Spiegl.

Die nackte Zahl wirkt erschütternd: 39 Menschen ließen in den vergangenen drei Monaten in den Tiroler Bergen ihr Leben. „Diese Zahl liegt aber im Rahmen des zehnjährigen Durchschnitts“, sagt Viktor Horvath, Leiter der Alpinpolizei in Tirol. Ein Mittel gegen die klassische Unfallursache „Ausrutschen“ weiß der Experte nicht.

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Der Trend, gerade bei den Touristen, sich und den eigenen Körper zu überschätzen und zu viel zuzumuten, hat leider weiter zugenommen.

Hermann Spiegl, Landesleiter Bergrettung Tirol

„Wird schon gehen“ raus aus den Köpfen
Den Stein der Weisen hat auch Hermann Spiegl, Chef der Tiroler Bergrettung, diesbezüglich nicht gefunden. Einen Ansatz, wie sich solch tragische Ereignisse einschränken ließen, kennt er freilich doch. „Der Trend, gerade bei den Touristen, sich und den eigenen Körper zu überschätzen und zu viel zuzumuten, hat leider weiter zugenommen“, bedauert Spiegl. „Wer aus dem letzten Loch pfeift, ist eben deutlich anfälliger.“ Die Mentalität „Wird schon gehen und das unter allen Umständen“ müsse aus den Köpfen raus.

Müdigkeit als häufige Ursache
Beide tödlichen Abstürze am Donnerstag – im Wilden Kaiser und in den Stubaier Alpen – passierten im Abstieg. „Da hat die Reaktionsfähigkeit dann meist bereits abgenommen“, weiß Spiegl. Außerdem falle muskuläre Müdigkeit, die sich in der Abwärtsbewegung einstellt, nicht so auf.

Freilich: Selbst gute Alpinisten sind nicht davor gefeit, auf vermeintlich einfachem Terrain tödlich abzustürzen. Beim Einheimischen, der am Donnerstag nach einer (Kletter)tour im Wilden Kaiser auf einem Grasband ausgerutscht ist, handelte es sich um einen erfahrenen Bergsteiger.

Suche nach Konzepten
Aus welchen Gründen auch immer sich ein Bergdrama ereignet – einige Ortsstellen der Tiroler Bergrettung sind aufgrund der vielen Einsätze an ihren Grenzen angelangt. Dazu zählt etwa Ehrwald, wo erst diese Woche wieder – unter anderem – im Schneechaos zwei junge Deutsche in Turnschuhen von der Zugspitze geborgen werden mussten. Hermann Spiegl kündigt Maßnahmen an: „Wir werden im Herbst auf einer Sitzung mit den betroffenen Ortsstellen nach Konzepten suchen, wie eine Entlastung möglich ist.“

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