Medikament möglich?

Forscher entdecken Achillesferse des Coronavirus

Wissenschaft
14.05.2021 12:56

Forscher an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich haben eine wichtige Schwachstelle des Coronavirus entdeckt: Stört man einen bestimmten Prozess, hemmt das die Vermehrung des Erregers SARS-CoV-2. Aus dieser Erkenntnis lässt sich möglicherweise ein Medikament entwickeln, das alle Varianten des Virus angreift.

Das Zauberwort heißt „Frameshifting“ (auch als Leserasterverschiebung oder Rasterschub bezeichnet). Dabei handelt es sich um eine besondere Art der Mutation. Beim schrittweisen Ablesen des Bauplans aus Ribonukleinsäure (RNA) „verzählt“ sich das Ribosom - die zelleigene Proteinfabrik - gelegentlich und lässt Buchstaben aus. Bei gesunden Zellen kommt das selten vor, denn aus einer falsch abgelesenen und kopierten Reihenfolge resultieren nicht funktionierende Proteine (Eiweiße).

Virales Medikament scheint möglich
Gewisse Viren wie Coronaviren oder das HI-Virus sind allerdings auf solche Verschiebungen des Leserasters zwingend angewiesen, um die Produktion ihrer Proteine zu regulieren. Der Covid-19-Erreger führt das sogenannte Frameshifting durch eine ungewöhnliche und komplexe Faltung seiner RNA herbei, berichten die ETH-Forscher. „Chemische Substanzen, die auf diese speziell gefaltete virale RNA abzielen, (könnten) möglicherweise als antivirale Medikamente genutzt werden.“

Allerdings fehlten bisher genaue Informationen über die Wechselwirkung der viralen RNA mit dem Ribosom der befallenen Wirtszelle. Einem Team von Forschern der ETH und der Universitäten Bern, Lausanne und Cork (Irland) ist es nun gelungen, diesen Vorgang zu beobachten, wie sie in der neuesten Ausgabe der Fachzeitschrift „Science“ erläutern. Sie haben das Virus sozusagen eiskalt erwischt.

Mittels ausgeklügelter biochemischer Experimente konnten sie das Ribosom an der „Frameshifting“-Stelle der Coronavirus-RNA „einfrieren“. Diesen Molekülkomplex konnten die Wissenschaftler dann mithilfe der Kryo-Elektronenmikroskopie untersuchen.

Konnten Virenvermehrung markant reduzieren
Sie gingen auch schon einen Schritt weiter und versuchten, den Vorgang mit chemischen Substanzen gezielt zu beeinflussen. Sie fanden zwei chemische Verbindungen, welche die virale Vervielfältigung um das Tausend- bis Zehntausendfache verringert - und das, ohne für die damit behandelten Zellen toxisch zu sein.

Da alle Coronaviren auf diesen „Frameshifting“-Mechanismus angewiesen sind, könnte ein auf diesen Vorgang abzielendes Medikament auch nützlich sein, um Infektionen durch andere, entfernt verwandte Coronaviren zu behandeln, so die Wissenschaftler.

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