Überwachung daheim

Funkarmband sagt Chef, ob Arbeiter glücklich sind

Digital
18.01.2021 14:46

In ganz Europa arbeiten Millionen Menschen wegen der Corona-Pandemie vom Home-Office aus. Viele schätzen die Flexibilität bei der Heimarbeit, doch die Kommunikation mit Kollegen und Vorgesetzten leidet bisweilen unter den neuen Arbeitsbedingungen. Auch die Work-Life-Balance bleibt bei manchen auf der Strecke. Ein Problem, das die britische Firma Moodbeam mit einem Funkarmband angehen will, das dem Chef auf Knopfdruck mitteilt, wie es dem Mitarbeiter psychisch geht.

Es sieht aus wie ein Fitness-Armband mit zwei Buttons. Doch das Funkarmband Moodbeam aus Großbritannien misst nicht Schrittzahl oder Herzfrequenz, sondern soll Vorgesetzten Auskunft über das psychische Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter geben. Wer den gelben Knopf drückt, ist glücklich. Wer den blauen Knopf drückt, teilt über eine Begleit-App am Handy und ein Web-Interface mit, dass er gerade unglücklich ist, berichtet die BBC.

Eine Pflicht, das Armband zu tragen, gibt es nicht. Moodbeam-Mitgründerin Christina Colmer McHugh: „Firmen versuchen, mit ihren Mitarbeitern im Home-Office verbunden zu bleiben. Hier kann man 500 Mitarbeiter fragen, ob es ihnen gut geht, ohne zum Telefon greifen zu müssen.“ Laut der Erfinderin des Armbandes werde es in Betrieben gut aufgenommen. Viele Mitarbeiter seien glücklich, das Feedback-Armband nutzen zu können. Man habe sogar davon Abstand genommen, die Daten anonym auszuwerten, weil viele Mitarbeiter identifiziert werden wollen, sagt McHugh.

US-App fragt Mitarbeiter nach ihrem Befinden
Das Funkarmband ist nur ein technologisches Hilfsmittel von vielen, die derzeit in Betrieben erprobt werden, die den Kontakt zu Mitarbeitern im Heimbüro intensivieren und deren seelisches Befinden überwachen wollen. In den USA schlägt beispielsweise die App Modern Health in eine ähnliche Kerbe: Sie stellt Fragebögen für Mitarbeiter bereit und erstellt auf dieser Basis mentale „Trainingspläne“ mit Videotelefonaten mit Psychologen und digitaler Mediation für jene, die Unterstützung brauchen.

Microsoft will „virtuelle Heimfahrt“ einführen
Home-Office-Mitarbeiter, die ob der unscharfen Trennung zwischen Job und Privatleben in den Burn-Out abgleiten, will auch einer der größten Lieferanten einschlägiger Software verhindern. Daher arbeitet Microsoft an einem Feature für den Kooperationsdienst Teams, das eine Art „virtuelle Heimfahrt“ ist. Gegen Ende des Arbeitstages erhält der Mitarbeiter eine Benachrichtigung, dass er den Tag Revue passieren lassen, seine Aufgaben für den nächsten Tag definieren und die Arbeit niederlegen sollte. Ein Übungsangebot in einer Meditations- und Schlaf-App gibt’s obendrauf.

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Niemand hat Freude am Pendeln, aber in unserer Forschung haben wir herausgefunden, dass die Leute die kognitive Trennung schätzen, die sie bewusst zwischen Job und Privatleben wechseln lässt.

Microsoft-Manager Kamal Janardhan

Microsoft-Manager Kamal Janardhan: „Niemand hat Freude am Pendeln, aber in unserer Forschung haben wir herausgefunden, dass die Leute die kognitive Trennung schätzen, die sie bewusst zwischen Job und Privatleben wechseln lässt. Es gibt einen Bedarf, den Menschen die Möglichkeit zu geben, Struktur und Wohlbefinden in lange Arbeitstage zu bringen.“

Ein Ziel, das auch die britische Firma Yonderdesk verfolgt: Sie verkauft virtuelle Bürosimulationen, die an ein Videospiel erinnern. Gewissermaßen eine andere grafische Oberfläche für Kooperations-Tools, in der ein virtuelles Büro mit fest zugewiesenen virtuellen Arbeitsplätzen an die Stelle der Chatfenster anderer Dienste tritt.

Experte sieht Tools skeptisch
Hightech-Tools zur Überwachung von Home-Office-Mitarbeitern sind eine Entwicklung, die angesichts der noch Monate andauernden Home-Office-Arbeit in Europa und der Welt wohl noch eine Weile en vogue bleiben wird. Sie sei aber sinnlos, wenn kein ehrliches Interesse bestehe, die Mitarbeiter bei Bedarf auch tatsächlich zu unterstützen, warnt ein Experte.

Chris Rowley von der Cass Business School der University of London: „Das sind hehre Absichten rund um die Stimmung und mentale Gesundheit der Mitarbeiter. Aber in Wahrheit müssen Arbeitgeber, die sich um ihr Home-Office-Personal kümmern wollen, bei der Belegschaft das Gefühl der Isolation reduzieren und das Gefühl von Zusammengehörigkeit und Gemeinschaft stärken.“

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