Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ) wird Österreich bei seiner Budgetrede am Dienstag „reinen Wein“ einschenken. Wie er 15 Milliarden Euro auftrieb und Österreich aufs Sparen einschwört.
Kaum ein Staatshaushalt wurde in so kurzer Zeit erstellt. Kaum ein Budget musste so viele Milliarden einsparen. Satte 15,1 Milliarden Euro suchte Finanzminister Markus Marterbauer für das Doppelbudget 2025/26. (Zur Info: 2025 sind es 6,4 Milliarden und 2026 8,7 Milliarden Euro). Nur sechs Wochen hatte der Sparefroh der Republik dafür Zeit.
Wie das gelang? Entgegen den ersten Zuschreibungen bei seiner Bestellung zum Finanzminister entpuppte sich der leidenschaftliche linke Ökonom nicht als „Sprengmeister der Koalition“. Im Gegenteil, sein Pragmatismus wurde zu einem Stabilitätsfaktor. Selbst in der ÖVP schätzt man mittlerweile die Handschlagqualität des roten Finanzministers.
Eine noble Geste kommt hinzu, die die Volkspartei honoriert – es kam keine Kritik von Marterbauer an seinem Vorgänger Magnus Brunner, der ihm wahrlich ein schweres Erbe hinterließ. Für politischen Kleinkrieg hat der Finanzminister keine Zeit.
„Sanierung passiert nicht aus Jux und Tollerei“
Am Dienstag steht der gebürtige Schwede vor seiner großen Stunde. Die Budgetrede im Parlament, mit der er Österreich vom schmerzhaften Sparkurs überzeugen muss. Wie bereitet er sich auf die Rede des Jahres, die über eine Stunde dauern wird, vor? Großteils hat er die Rede selbst geschrieben. Inputs für die Rede kamen auch „von außen“, um zusätzlich andere Perspektiven einzuholen.
Im engeren Kreis, sprich im Kabinett des Ministers, wurde Entwurf dann mehrfach kritisch-konstruktiv besprochen. Der rote Sanierer wünscht sich bei solchen Beratungsrunden von seinen Mitarbeitern Offenheit und Ehrlichkeit.
Marterbauer wird sich selbst als „Sanierer, der auf Basis von Fakten, Daten und wissenschaftlichen Analysen“ entscheidet, darstellen. Sein Anspruch ist, einen „transparenten Weg zu gehen“. Er will der Bevölkerung „bei der Budgetrede reinen Wein einschenken“.
So wird der Finanzminister auch vorrechnen, dass die Sanierung nicht „aus Jux und Tollerei passiere“, sondern ökonomisch unausweichlich ist – statt „Geld für Zinsen für die Staatsschulden auszugeben, braucht Österreich wieder Handlungsspielraum für Investitionen in Gesundheit, Pflege, Bildung“. Und er wird appellieren, dass „jeder einen Beitrag leisten muss, aber Sanierungslast muss gerecht zwischen den sozialen Gruppen und wirtschaftlichen Akteuren verteilt werden.“
Trotz des horrenden Milliardenlochs, das Marterbauer stopfen musste, ist er überzeugt, dass nur durch den „Geist der Zusammenarbeit, es Österreich gelingen kann, die Herausforderungen zu meistern“. Schön, dass Marterbauer trotz der Budgetkrise nicht die Hoffnung verlor.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.