Rund zehn verbliebene Besetzer wurden von den Beamten hinauseskortiert. Schon zuvor hatte sich unter den rund 100 Teilnehmern einer Rechtsvorlesung Unmut über die "Besetzung" breitgemacht. Die Jus- Studenten protestierten mit Zwischenrufen wie "Setzt euch rüber zu McDonald's" oder "Die Philosophiefakultät ist weiter drüben". Die Besetzer konterten mit: "Das ist ein öffentlicher Raum." Gegen 8.15 Uhr erschienen die Polizeibeamten, die von den Jus- Studenten mit "Ein Hoch auf die Exekutive" begrüßt wurden. Unmittelbar danach begann wieder der Vorlesungsbetrieb. Auch in allen anderen kurzfristig besetzten Hörsälen finden wieder reguläre Veranstaltungen statt.
Rektorat: "Aktionen wie diese schaden"Unklar blieb vorerst, wie die Studenten am Dienstagabend in den versperrten Hörsaal gelangen konnten. Berichte über ein gewaltsames Aufbrechen der Schlösser schienen sich allerdings nicht zu bestätigen. Auch das Gerücht, dass möglicherweise ein Uni- Mitarbeiter den Saal aufgesperrt haben könnte, ließ sich vorerst nicht verifizieren.
Das Rektorat der Universität Wien kritisierte die Besetzung, erstattete umgehend Anzeige und bemühte sich noch in der Nacht auf Mittwoch darum, die Protestierenden zum Abzug zu bewegen, um den regulären Vorlesungsbetrieb um 8 Uhr wieder aufnehmen zu können: "Aktionen wie diese schaden den heute gemeinsam formulierten Zielen und den bevorstehenden Verhandlungen. Störungen, die den Lehrveranstaltungsbetrieb gefährden, schaden den Interessen der Studierenden. Es wird nicht möglich sein, Ersatzräume für Lehrveranstaltungen zu finanzieren."
Divergierende Meinungen in StudentenschaftDas Internet, das bereits bei den Protesten im vergangenen Jahr ein wichtiges Informations- und Organisationsmedium war, erfüllte diese Rolle auch diesmal. Social- Media- Plattformen wie Twitter und die Homepage der Protestierenden (siehe Infobox), die auch eine Video- Live- Übertragung aus dem Audimax anbot, wurden intensiv genutzt. Dabei zeigte sich, dass die Meinungen innerhalb der Studentenschaft teilweise stark divergierten: Neben voller Unterstützung - auch aus dem Ausland - gab es doch zahlreiche kritische Postings zu lesen, in denen davor gewarnt wurde, sich das Rektorat der Hochschule und in der Folge die Öffentlichkeit zum Feind zu machen.
Unter den Hunderten Postings bei Twitter, "Tweets" genannt, stachen Mitteilungen eines gewissen "Georg Winckler" besonders ins Auge, der sich mit den Studierenden solidarisch zeigte und behauptete, das Audimax persönlich aufgesperrt zu haben. Wer allerdings tatsächlich glaubte, dass sich Uni- Rektor Georg Winckler tatsächlich persönlich den Protestierenden angeschlossen habe, wurde schnell enttäuscht: Die Mitteilungen, die unter dem Namen @georgwinckler gepostet worden waren, wurden umgehend von mehreren Usern als Fälschung demaskiert. Wer sich tatsächlich hinter diesem User- Namen verbarg, war vorerst nicht bekannt.
Hörsaal in eine Tanzfläche verwandeltWie im vergangenen Jahr begannen die Studenten auch diesmal unmittelbar nach Beginn der Hörsaal- Besetzung damit, eine Infrastruktur aufzubauen. So wurden eine "Organisationsgruppe" und eine "Volxküche" eingerichtet, ein DJ legte die ganze Nacht über Musik auf und etliche Studenten verwandelten den Hörsaal kurzerhand in eine Tanzfläche.
Die Audimax- Besetzung im vergangenen Jahr dauerte vom 22. Oktober bis 21. Dezember, zeitweise waren damals um die Tausend Personen anwesend. Von diesen Zahlen war man diesmal weit entfernt. Um 3.45 Uhr waren lediglich einige Dutzend Studenten anwesend - Tendenz fallend.
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