Urteil steht bevor

Heute Finalakt im Prozess um Davids tragischen Tod

Salzburg
03.09.2020 07:00

Am 27. April 2018 starb der damals 17 Monate alte David in Folge einer Mini-Operation im Landesspital. Heute endet aller Voraussicht nach der Prozess zu der tragischen Causa.

Ein wenige Millimeter großer Tumor auf der Wange des Kindes war der Beginn der Tragödie, die das Leben der beiden Eltern Edda P. und Thomas G. veränderte: An dem folgenschweren Abend des 16. April vor zwei Jahren hatte sich ein Blutschwamm nach dem Abendessen gelöst. Die Eltern riefen die Rettung und fuhren ins Kinderspital der Landeskliniken. Eine Verödung unter Narkose wurde besprochen. Die erste Ärztin, die den damals 17 Monate alten Buben begutachtete, wollte den Eingriff auf den nächsten Tag verschieben. David war zum damaligen Zeitpunkt nicht nüchtern. Doch ein leitender Kinderchirurg soll entschieden haben, sofort zu operieren und zog einen Anästhesisten hinzu.

Während des Eingriffs erbrach der kleine Bub und atmete sein Erbrochenes ein. Eine Ärztin reanimierte ihn daraufhin. Doch elf Tage nach dem Eingriff starb der kleine Patient. Diagnose: Hirntod. Laut Gutachten sei der Eingriff zu rasch durchgeführt worden, auch die Dosierung des Narkosemittels sei zu stark gewesen. Die Ärztin, die David reanimiert hatte, blieb dem Prozess bei der Verhandlung am Landesgericht am 4. Februar fern - die „Krone“ berichtete. Richterin Gabriele Glatz vertagte.

Opferanwalt rechnet mit Schuldspruch
Heute soll nun der letzte Prozesstag in der Causa über die Bühne gehen. Im Mittelpunkt stehen die Verlesung zweier medizinischer Gutachten sowie die Anhörung der Ärztin, die beim vergangenen Verhandlungstag ferngeblieben war. Bei Verurteilung wegen grob fahrlässiger Tötung droht dem betroffenen Chirurgen und dem Anästhesisten eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren. Opferanwalt Stefan Rieder rechnet mit einer „anklagekonformen“ Verurteilung.

Der Verteidiger des Chirurgen, Rechtsanwalt Helmut Hüttinger, wollte sich am Mittwoch vor der „Krone“ nicht zum Ausgang des Strafverfahrens äußern. Für die Eltern ist der Fall bereits seit Langem klar. „Gewissenlos und selbstüberschätzend haben die Ärzte unser Kind in größte Gefahr gebracht“, ließen sie das Gericht bereits am ersten Prozesstag wissen. Die zwei Mediziner wurden im Juni 2019 vom Dienst suspendiert. Edda P. und Thomas G. erhielten von den Kliniken jeweils 50.000 Euro Entschädigung. Ein Zivilverfahren ist noch anhängig.

Nikolaus Pichler
Nikolaus Pichler
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