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Rasche Corona-Impfung: Anschober bremst Optimismus

Politik
22.07.2020 12:31

Während das Coronavirus derzeit - mit Ausnahme einiger Cluster - ganz gut unter Kontrolle ist, bereiten der Herbst und der Winter da schon mehr Sorgen. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) informierte daher am Mittwoch gemeinsam mit Monika Redlberger-Fritz von der Meduni Wien und mit Christa Wirthumer-Hoche vom Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen über die bevorstehende Influenza-Saison, über Impfstoffe und wichtige Verhaltensweisen. Zugleich bremste er Erwartungen, dass ein Corona-Impfstoff schon sehr rasch auf dem Markt sein könnte.

Grundsätzlich gilt festzuhalten, dass die nun schon „gewohnten“ Hygiene- und Abstandsregeln jedenfalls eine Erleichterung bringen werden. Denn die Maßnahmen wirken sowohl gegen das Coronavirus als auch gegen die Influenza, hieß es am Mittwoch. Allerdings sei in Österreich kaum jemand gegen die Grippe geimpft, die Durchimpfungsrate liegt generell bei durchschnittlich fünf bis acht Prozent, wie Anschober erklärte.

Daher werde jetzt auf Information gesetzt, denn immerhin könne man sich für die Influenza wappnen, so der Tenor der Pressekonferenz. Bezüglich eines Coronavirus-Impfstoffes bremste der Gesundheitsminister überaus optimistische Erwartungen, denn er rechne nicht „vor Ende des zweiten Quartals“ des Jahres 2021 damit. „Ich drücke die Daumen für die forschende Industrie. Aber ich glaube es noch nicht so ganz“, so Anschober, der selbst seine Schätzung noch als zuversichtlich bezeichnete.

Innovationen bei Influenza-Impfung
Bei der Influenza-Impfung dagegen gebe es heuer einige Innovationen, wie der Gesundheitsminister hervorhob: Erstmals wurde sie ins Gratis-Kinderimpfprogramm (200.000 Dosen) aufgenommen, zudem werden 100.000 Dosen für Personen über 65 zur Verfügung stehen. Außerdem sei erstmals ein EU-weiter Beschaffungsvorgang im Versuchsstadium. Denn derzeit sei jedes Land bemüht, seine Influenza-Vorräte aufzustocken, um gut durch den Winter zu kommen. In Österreich verfüge man bereits über 1,1 Millionen Dosen, so Anschober. Das sei in etwa ein Drittel bis 40 Prozent mehr als in der vergangenen Grippesaison.

Impfstoffherstellung äußerst komplex und langwierig
Der Planungs- und Herstellungsprozess für Influenza-Impfstoff sei jedenfalls äußerst komplex, wie Christa Wirthumer-Hoche näher ausführte. Dieser Prozess dauere mindestens ein Jahr, so die Expertin. Zum einen würden die Grippeviren mutieren, was jedes Jahr berücksichtigt werden müsse, zudem bestehe für die Influenza-Impfstoffe ein enormer Eierbedarf, der sich in Summe auf mehr als 500 Millionen Hühnereier belaufe, und „das geht nicht auf einmal, das bedeutet eine lange Planung“, so Wirthumer-Hoche. Auch zu berücksichtigen seien weiters Änderungsanträge bei Behörden, Impfstoff-Chargen, die noch geprüft, analysiert und freigegeben werden müssten - und erst dann komme ein Produkt auf dem Markt.

Influenza-Welle kommt meist im Jänner
Da es bei der Influenza unterschiedliche Typen und Subtypen gibt und man diese nicht vorhersagen könne, „muss eine Impfung alle vier Typen abdecken“, so die Medizinerin Monika Redlberger-Fritz. Ebenso unvorhersehbar ist, ob es eine starke oder schwache Saison wird.

Was jedoch relativ gut planbar ist, ist der Beginn der Grippesaison. „In der Regel kommen erste Fälle im November, Dezember, dann im Jänner beginnt die Grippewelle normalerweise“, so die Expertin. Bis dahin werden respiratorische Viren für Schnupfen, Fieber und Husten in der Bevölkerung sorgen - doch auch da werden die Corona-Maßnahmen (Abstand, Maske, Händedesinfektion) zur Linderung beitragen.

Doppelinfektionen vermeiden
Das größte Problem im heurigen Winter dürfen Doppelinfektionen sein, also Corona und Influenza, warnt Redlberger-Fritz. Sie pocht daher auf gute Überwachung, wann genau die Influenza-Welle startet, auf Hygienemaßnahmen (Stichwort: Maske, Handhygiene) und auf das Impfen.

Beim Impfen sollten vor allem die richtigen Gruppen bedacht werden, so die Medizinerin. „Zuerst kommen die Kinder, die einen großen Stellenwert bei der Übertragung darstellen, dann die älteren Altersgruppen, die vor allem bei Vorerkrankungen mit schweren Folgen wie Herzinfarkten oder Schlaganfällen zu rechnen haben“, wie Redlberger-Fritz erklärte.

Influenza nicht auf die leichte Schulter nehmen
Influenza dürfe jedenfalls nicht auf die leichte Schulter genommen werden, denn immerhin gäbe es hierzulande jährlich rund 90.000 bis 440.000 Influenza-Erkrankte, je nach Stärke der Saison. Bei den Grippe-Toten liegt Österreich bei etwa 1300, mit einer Schwankungsbreite von 400 bis 4000 Fälle, so Redlberger-Fritz.

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