„Nicht Europas Wuhan“

Reisefreiheit: Venetien warnt vor Italien-Boykott

Ausland
29.05.2020 16:56

Der Hotelierverband der norditalienischen Region Venetien fordert Klarheit über die Grenzöffnung und die Wiederherstellung der Reisefreiheit. Zugleich wurde vor einem „Boykott“ gegenüber Italien gewarnt. „Italien darf nicht als Europas Wuhan betrachtet werden“, sagte der Präsident der Region, Luca Zaia, der eine europäische Regie für die Grenzöffnung fordert. 

„Wir wissen nicht, wann es zu einer Lösung kommt. 60 Prozent unserer Kundschaft in Venetien sind Ausländer. Damit ein Hotel wieder öffnen kann, benötigt man mindestens drei oder vier Wochen Vorbereitung“, sagte der Präsident des Hotelierverbands Federalberghi in Venetien, Marco Michielli, in einer Presseaussendung. Italien zähle zu den EU-Gründungsmitgliedern und sollte ein Mitspracherecht haben, wenn es um Grenzöffnung gehe.

Die italienische Regierung prüft die Aufhebung der Reisebeschränkungen innerhalb Italiens Grenzen. Die Wiederherstellung der Reisefreiheit sei ein weiterer Schritt in Richtung Normalisierung des Landes nach der Coronavirus-Epidemie, sagte Zaia. In seiner Region seien in den vergangenen 24 Stunden lediglich neun neue Infektionsfälle gemeldet worden.

„Es gibt keine gesamteuropäische Strategie“
„Italien darf nicht als Europas Wuhan betrachtet werden“, sagte Zaia, der eine europäische Regie für die Grenzöffnung förderte. „Warum kann Österreich entscheiden, mit welchen Ländern es seine Grenzen öffnen kann? Es gibt keine gesamteuropäische Strategie“, bemängelte er bei einer Pressekonferenz am Freitag.

Aufregung Quarantänepflicht für Reisende von Italien nach Griechenland
Für Aufregung sorgte in Italien, dass Touristen und Reisende aus 29 Staaten ab 15. Juni ohne Quarantänepflicht nach Griechenland reisen können. Italiener müssen sich dagegen noch der Quarantäne unterziehen, teilte das griechische Tourismusministerium am Freitag mit. Am 1. Juli will Griechenland erneut die Lage mit der Corona-Pandemie in anderen Staaten prüfen und entsprechend neue Staaten der quarantänefreien Liste hinzufügen, hieß es in Athen.

Postkarten aus Friaul für Bundeskanzler Kurz
Unterdessen hat die Handelskammer von Friaul am Freitag angekündigt, dass die regionalen Tourismusunternehmen den österreichischen Regierungschef Sebastian Kurz mit einer symbolischen „Postkarten-Aktion“ darauf aufmerksam machen möchte, wie sicher ein Urlaub in Kärntens Nachbarregion sei. „Wir wollen Kurz beweisen, wie rigoros unsere Sicherheitsprotokolle sind und wie effizient wir uns organisiert haben, um österreichische Gäste zu empfangen“, erklärte die Handelskammer.

Alle Touristiker wurden aufgefordert, Kurz eine Postkarte zu senden, um ihn beim Thema Grenzöffnung zu sensibilisieren. Es handle sich um eine „sympathische Initiative“, mit der das Friaul auf politischer Ebene etwas bewirken wolle, erklärte Handelskammer-Präsident Antonio Paoletti.

Jesolo schickte bereits Brief an Van der Bellen
Die Badeortschaft Jesolo hatte am vergangenen Samstag bereits einen offenen Brief an Bundespräsident Alexander Van der Bellen gerichtet. „Wir sind bereit, österreichische Touristen wieder willkommen zu heißen. Die Beziehung zwischen Österreich und Italien ist viel mehr als nur geografische Nähe“, hieß es darin.

Italiens Experten warnen vor neuer Infektionswelle
Der Präsident von Italiens Oberstem Gesundheitsinstitut (ISS), Silvio Brusaferro, hat am Freitag unterdessen vor der Gefahr einer zweiten SARS-CoV-2-Infektionswelle im kommenden Herbst gewarnt. „Im Herbst vermehren sich Infektionen der Atemwege, man verbringt weniger Zeit in der Sonne und im Freien“, sagte der Experte.

Für Italien beginne mit einer stärkeren Reisefreiheit eine neue herausfordernde Phase. „Das Virus ist noch im Land präsent und das Verhalten der Einzelnen muss dazu beitragen, seine Auswirkungen zu verringern“, sagte Brusaferro. Die Behörden müssten in der Lage sein, noch effizienter auf mögliche Infektionsherde zu reagieren.

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