Die Republik gedenkt

Mauthausen: Verantwortung, Menschlichkeit, Pflicht

Politik
05.05.2020 13:40

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat am 75. Jahrestag der Befreiung des KZ Mauthausen an die historische Verantwortung Österreichs „für die dunkelsten Seiten der Geschichte“ erinnert. „Mauthausen steht wie kein zweiter Ort in unserem Land für die Schrecken des NS-Terrorregimes. Umso wichtiger ist es, sich auch heute der Verantwortung der Geschichte zu stellen“, sagte Kurz. Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der bereits am Montag eine Videobotschaft veröffentlicht hatte, legte am Dienstag auf dem Appellplatz des ehemaligen Lagers einen Kranz nieder. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner mahnte kollektive Wachsamkeit ein: „Menschlichkeit ist unsere Pflicht.“ FPÖ-Chef Norbert Hofer nannte die Befreiung Mauthausens eine Warnung: „Vor 75 Jahren wurde ein Schreckensregime in die Knie gezwungen. Wir alle müssen daran arbeiten, dass sich dieses dunkle Kapitel der Geschichte nicht wiederholt.“

„Es ist 75 Jahre nach der Befreiung unerlässlich, sich an die Gräueltaten und Verbrechen, die im Nationalsozialismus begangen wurden, zu erinnern. Wir erinnern uns daran, dass Österreicherinnen und Österreicher nicht nur Opfer, sondern auch Täterinnen und Täter waren“, sagte Kanzler Kurz. „Unsere Verantwortung gilt den 100.000 Menschen, großteils jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger, die Mauthausen zum Opfer fielen. Menschen mit Behinderung, Roma und Sinti, Homosexuelle, Widerstandskämpfer und Menschen mit anderen Meinungen verloren an diesem Schicksalsort für Österreich ihr Leben. Ihnen allen sind wir in der Pflicht.“

Bundespräsident Alexander Van der Bellen gedenkt des 75. Jahrestages der Befreiung des KZ Mauthausen. (Bild: APA/BUNDESHEER/PETER LECHNER)
Bundespräsident Alexander Van der Bellen gedenkt des 75. Jahrestages der Befreiung des KZ Mauthausen.
Innenminister Karl Nehammer betonte an der ehemaligen Gestapo-Leitstelle in Wien, dass es wichtig sei, „die Emotion zum Begreifen von Geschichte zu wecken und zu erhalten“. (Bild: BMI/Jürgen Makowecz)
Innenminister Karl Nehammer betonte an der ehemaligen Gestapo-Leitstelle in Wien, dass es wichtig sei, „die Emotion zum Begreifen von Geschichte zu wecken und zu erhalten“.

Rendi-Wagner: „Am Anfang standen Ausgrenzung und Diffamierung“
Rendi-Wagner mahnte, nicht zu vergessen, „dass der Nationalsozialismus in vielen kleinen Schritten kam. Am Anfang standen Ausgrenzung und Diffamierung, Entmenschlichung war die Folge.“ Das Gedenken an die Mauthausen-Befreiung zeige, dass eine offene und solidarische Gesellschaft nichts Selbstverständliches ist. „Freiheit und Demokratie jeden Tag aufs Neue aktiv einzufordern, zu verteidigen und zu stärken, ist unsere Aufgabe.“

Pamela Rendi-Wagner (Bild: APA/Hans Punz)
Pamela Rendi-Wagner

Hofer: „Verführungen keinen Nährboden bieten“
FPÖ-Chef Hofer sagte, wer heutzutage in der Politik tätig ist, trage „die große Verantwortung und Verpflichtung, immer darauf zu achten, dass Respekt im Mittelpunkt der politischen Arbeit steht“. Die Politik müsse Rahmenbedingungen schaffen, die Extremismus und Verführungen keinen Nährboden bieten.

FPÖ-Chef Norbert Hofer (Bild: APA/Herbert Neubauer)
FPÖ-Chef Norbert Hofer

Grüne: Aufarbeitung blieb lange im Dunkeln
Grünen-Vizeklubchefin Ewa Ernst-Dziedzic verwies darauf, dass während der Zeit des Nationalsozialismus besonders auch Menschen verfolgt wurden, die nicht dem heterosexuellen Lebensmodell entsprachen. „Lange blieb auch die historische Aufarbeitung im Dunkeln - gerade in Bezug auf LGBTI-Personen“, sagte Ernst-Dziedzic. „So wurden Lesben und Schwule lange nicht als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt und bis weit in die Zweite Republik strafrechtlich verfolgt.“

(Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)

NEOS: „Leicht, in alte Muster zu verfallen und Sündenböcke zu suchen“
NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger stellte neben das Gedenken an die Opfer des NS-Regimes einen Vergleich mit der Gegenwart. „Mauthausen konnte passieren, weil sich Österreicherinnen und Österreicher gegen ihre eigenen Nachbarinnen und Nachbarn sowie Freundinnen und Freunde gewandt haben“, erklärte sie. Es gelte, „jeden Tag überzeugt gegen jede Art von Ausgrenzung, Einschränkung von Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten einzutreten - ganz besonders in schwierigen Zeiten, in denen es leicht ist, in alte Muster zu verfallen und Sündenböcke zu suchen“.

Beate Meinl-Reisinger (Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)
Beate Meinl-Reisinger

Van der Bellen: „Offene Wunde in der Geschichte Österreichs“
Die traditionelle Mauthausen-Befreiungsfeier wurde heuer wegen der Corona-Pandemie online auf der Website des Mauthausen Komitees abgehalten. Gedenkaktionen im kleineren Rahmen fanden schon davor statt. Bundespräsident Alexander Van der Bellen hatte bereits am Montagabend in einer Videobotschaft von einer „offenen Wunde in der Geschichte Österreichs“ gesprochen

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