"Alles ist offen"

War Mord in Nickelsdorf Werk von Serienkiller?

Burgenland
23.07.2010 09:44
Gerichtspsychiater Reinhard Haller hält es angesichts der am Dienstag in Nickelsdorf (Bezirk Neusiedl am See) gefundenen verbrannten Leiche einer ermordeten Frau und bis zu vier ähnlich gelagerten Fällen seit 2005 durchaus für möglich, dass ein Serientäter am Werk ist. In Österreich würden pro Jahr statistisch durchschnittlich 0,5 bis eine Prostituierte getötet – da nun eine gewisse Häufung auftrete, sei die Möglichkeit eines Serienmörders nicht auszuschließen, so Haller.

Auch die Beseitigung der Leichen in einer bestimmten Weise – in allen fünf Fällen wurden die Körper angezündet – würden auf einen Serienkiller hinweisen. Allerdings wüssten auch andere Täter, dass Verbrennen die Ermittlungen erschweren.

Die Identität der etwa 50-jährigen Ermordeten war auch am Donnerstagabend weiter unklar. Wenn es sich bei der Toten wie bei den zwei Leichen, die Ende Mai bzw. 2007 in Niederösterreich gefundenen wurden, um eine Prostituierte handelt, würde dies die Serienkiller-Theorie bekräftigen. Allerdings sprach Oberstleutnant Norbert Janitsch vom Landeskriminalamt davon, dass das Erscheinungsbild der Toten eher nicht dem idealtypischen einer Prostituierten entspreche.

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit
"Warum auch immer, aber wir haben bis jetzt keine Hinweise. Es ist immer noch alles offen - so offen wie noch nie zuvor", so  Janitsch. Weder ein Beziehungsverbrechen noch ein Serientäter können dem Ermittler zufolge "zur Stunde ausgeschlossen werden". Aus Erfahrung schätze er, dass es etwa einen Monat dauern werde, bis alles ausgearbeitet sei. Durch die grenzüberschreitende Kooperation mit anderen Kriminalisten könne sich die Dauer um ein weiteres Monat verlängern, denn "wir müssen in sämtlichen Ländern ermitteln, ob dort eine Frau, auf die die Beschreibung passt, abgängig ist", erläuterte Janitsch.

Frau wurde erschlagen und angezündet
Die Leiche war am Dienstagvormittag an der Bundesstraße 10 entdeckt worden. Das ausführliche Obduktionsergebnis wurde am Mittwochabend bekannt gegeben: Demnach sei die etwa 50-jährige, 1,55 Meter große Tote laut Exekutive ein "europider" Typ. Die Naturhaarfarbe sei braun, die Haare waren blond gefärbt. Die Frau sei wahrscheinlich am Dienstagvormittag getötet worden, hieß es. Später habe sie der Täter dann mit Brandbeschleuniger übergossen und angezündet. Nach der Obduktion sei nun auch klar, dass zwischen der Ermordung und dem Anzünden der Leiche mehrere Stunden lagen.

Die Ermordete weist am linken Knie eine Y-förmige und am linken Unterbauch eine etwa vier bis fünf Zentimeter große OP-Narbe auf. Am rechten Handgelenk wurde eine kreuzförmige Narbe entdeckt. Die Tote hatte keine Zähne mehr, neben ihr lag eine Zahnprothese.

"Stumpfe Gewalt gegen den Kopf" war Todesursache
Die genaue Todesursache wurde laut gerichtlichem Obduktionsergebnis als "massive stumpfe Gewalt gegen den Kopf der Frau", also Erschlagen, bezeichnet. Unterhalb der toten Frau, die nur noch mit einer Bluse und einem BH bekleidet war, loderte zum Zeitpunkt des Auffindens noch das Feuer. Neben der Leiche fand die Polizei eine Armbanduhr sowie eine Brille, Schuhe und Schmuckstücke (siehe Bild). Die Frau trug weiße Sandaletten, um den Hals hing ein Kettchen mit einem goldfarbenen, etwa drei Zentimeter großen Delfinanhänger.

Parallelen zu Prostituierten-Morden
Parallelen gibt es unter anderem zu dem Mord an der in Wien als Prostituierte registrierten Tschechin Katerina Vavrova. Im August 2007 fanden Radfahrer ihre Leiche an einer aufgelassenen Bahnstrecke in Asparn an der Zaya (Bezirk Mistelbach). Sie war mit Messerstichen getötet und angezündet worden.

Noch ähnlicher wirkt der Mord an der 24-jährigen bulgarischen Prostituierten Petya Filkova, die am 30. Mai 2010 bei Hohenruppersdorf (Bezirk Gänserndorf) gefunden wurde. Sie starb an einem Schädel-Hirn-Trauma, dass sie durch drei wuchtige Schläge mit einem stumpfen Gegenstand auf den Kopf erlitten hatte. Das Opfer wurde im Weinviertel abgelegt, mit Benzin überschüttet und angezündet. Bei zwei weiteren in Völkermarkt (Kärnten) im Oktober 2008 bzw. im Jänner 2005 an der Südautobahn in der Steiermark gefundenen Frauenleichen steht die Identität der Opfer bisher nicht fest.

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