Gas statt Bremse

Bericht zu Toyota-Unfallserie: Fahrer oft selber schuld

Motor
14.07.2010 13:42
Nach einer beispiellosen Pannenserie bei Toyota, deren tragische Höhepunkte 75 schwere Unfälle mit insgesamt 93 Toten bildeten, entlasten erste Untersuchungsergebnisse den japanischen Autohersteller. Nicht klemmende Gaspedale oder rutschende Fußmatten hätten in den meisten Fällen zu den gefährlichen Situationen geführt, sondern viele Fahrer hätten in heiklen Situationen einfach falsch reagiert - und wären statt zu bremsen aufs Gas gestiegen. Weltweit acht Millionen Autos wurden wegen der Mängel zurückgerufen.
(Bild: kmm)

Zwar würden Studien noch laufen, doch das "Wall Street Journal" berichtete am Dienstag über erste Ergebnisse zur Pannenserie, dass es eher die Ausnahme gewesen sei, dass technische Defekte zu den zahlreichen Unfällen mit Toten geführt hätten. Mehr noch: Bisher habe die US-Behörde für Verkehrssicherheit nur einen einzigen Fall sicher ausmachen können, bei dem eine rutschende Fußmatte das Gaspedal verklemmte und zu einem Unfall führte. Im August vergangenen Jahres starben dabei in Kalifornien ein Polizist und drei seiner Verwandten. Der Fall erregte in den USA großes Aufsehen und brachte die Mega-Rückrufwelle bei Toyota ins Rollen.

Wegen des nationalen Aufschreis hatte Toyota weltweit mehr als acht Millionen Wagen wegen klemmender Gaspedale und rutschender Fußmatten zurückgerufen. Das Unternehmen erlitt einen massiven Imageschaden, die Verkäufe brachen ein, der Schaden geht in die Milliarden. Toyota musste überdies in den USA eine Rekordstrafe von 16,4 Millionen Dollar zahlen, weil der Hersteller die Probleme nicht rechtzeitig gemeldet hatte.

Keine Fehler bei der Elektronik gefunden
Insbesondere Verkehrsminister Ray LaHood hatte Toyota unterstellt, der Konzern verheimliche den wahren Grund für das ungewollte Beschleunigen in Dutzenden Fällen, etwa ein Versagen der Elektronik. Doch: "Wir haben es in der Tat nicht geschafft, einen Defekt im elektronischen Gaspedal-Kontrollsystem zu finden", gab Dan Smith von der Verkehrssicherheitsbehörde Anfang Juli zu, als er die Mitglieder eines Ausschusses der National Academy of Sciences über den Stand der Ermittlungen unterrichtete. Damit decken sich die Erkenntnisse der staatlichen Ermittler mit den Aussagen von Toyota.

LaHood hatte sogar die Raumfahrtbehörde NASA bei der Suche nach elektronischen Defekten eingespannt. Auch die National Academy of Sciences stellt ein Expertenteam. Diese Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen. Zum Spätsommer soll ein endgültiger Bericht vorliegen.

Die Ergebnisse der nun bekannt gewordenen Studie basieren auf der Auswertung Dutzender Datenrekorder in Toyota- und Lexus-Wagen. Allerdings hat auch die Verkehrssicherheitsbehörde ihre Untersuchungen noch nicht abgeschlossen. Sie nimmt insgesamt 75 schwere Unfälle unter die Lupe, bei denen 93 Menschen starben.

Toyota: In Zukunft mehr auf Qualität achten
Zumindest in den anstehenden Gerichtsverhandlungen über Schadenersatz für die Unfallopfer und Hinterbliebenen dürften die Ergebnisse der Studie Toyotas Position stärken. Der Hersteller hält sich bei Schuldzuweisungen auffällig zurück und vermeidet es, Fahrer anzuschwärzen. Das Unternehmen befürchtet weiteren Imageschaden und hat nun auch angekündigt, nach den zahlreichen Rückrufaktionen mehr auf Qualität zu achten und bei der Entwicklung neuer Fahrzeuge in Zukunft sorgfältiger und langsamer vorgehen.

Die Entwicklungsdauer neuer Modelle solle um vier Wochen verlängert werden, sagte Toyota-Topmanager Takeshi Uchiyamada in Tokio (derzeit braucht der Autohersteller etwa 24 Monate zur Entwicklung eines neuen Modells). Die Firma habe viel aus den zahlreichen Rückrufen der vergangenen Monate gelernt. Erst Anfang Juli musste Toyota 270.000 Autos wegen Motorproblemen zurückrufen. Wie es heißt, soll der Motor grundlos ausgehen und sich nicht wieder starten lassen.

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(Bild: kmm)



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