Kaum eine Auto-Neuheit wurde derart mit Spannung erwartet: BMW hat in München mit dem neuen iX3 das erste Serienmodell der „Neuen Klasse“ präsentiert - und damit nicht nur irgendein Auto, sondern gleich einen elektrischen Hoffnungsträger, der eine ganze Ära einläuten soll.
Im Herbst 2025 startet die Produktion im neuen Werk im ungarischen Debrecen, ab Frühjahr 2026 rollt der Stromer zu den Kunden in Europa. Die USA und China folgen kurz darauf.
Das große Versprechen: mehr Reichweite, mehr Effizienz, mehr Intelligenz – und ein Design, das gleichzeitig modern und typisch BMW sein will. Klingt nach heiligem Gral? Schauen wir uns das genauer an:
BMW spricht selbstbewusst von einem Entwicklungssprung, der gleich eine ganze Fahrzeuggeneration überspringt. Tatsächlich liest sich das Datenblatt des frisch präsentierten BMW iX3 50 xDrive wie die Wunschliste vieler E-Auto-Fahrer:
Das alles in einem SUV, das zwar mit 4,78 Meter Länge satt in der Einfahrt steht, aber dank Aerodynamik-Feinschliff einen beachtlichen cW-Wert von 0,24 erreicht. Damit spielt der iX3 in einer Liga, in der Stromverbrauch nicht mehr nach Verzicht, sondern nach Durchbruch klingt.
Große technische Sprünge sind bei BMW traditionell auch Anlässe für Design-Neuanfänge. So auch hier. Die „Neue Klasse“-Sprache soll das Gesicht der Marke für die nächsten Jahrzehnte prägen: klare Flächen, wenige Linien, betonte Räder.
Vorn thront eine vertikal gestreckte BMW-Niere, die eher an die 60er-Jahre erinnert als an die Hypersomie der Gegenwart. Chrom? Raus. Stattdessen eine neue Lichtsignatur, die mit vier horizontalen Balken Front und Heck unverwechselbar macht.
Von der Seite wirkt der iX3 aufgeräumt, mit bündigen Türgriffen und scharf geschnittenen Proportionen. Am Heck: breite Rückleuchten mit moderner Interpretation der L-Form. Das Ganze soll „zeitlos und zugleich im Zeitgeist“ sein – was im Klartext heißt: kein Spielzeug-Look, sondern ernsthafte Präsenz.
Während andere Hersteller ihre Kunden mit Touchflächen erschlagen, setzt BMW auf eine Mischung aus digitalem Showeffekt und physischer Bodenhaftung. Stichwort: Panoramic iDrive.
Das System projiziert Infos über die gesamte Breite der Windschutzscheibe. Ergänzt wird es von einem „frei schwebenden“ Zentraldisplay und optional einem 3D-Head-up-Display. Klingt nach Science Fiction, ist aber so gedacht, dass man die wichtigsten Informationen sieht, ohne im Menü-Labyrinth zu versinken. Das Ganze wirkt ungewöhnlich und so gar nicht klassisch, scheint aber extrem praktisch zu sein.
Bedient wird der iX3 mit einer Kombination aus klassischen Schaltern (Scheibenwischer, Blinker, Lautstärke etc.), Touch und Sprachsteuerung. BMW ruft also Motto „Hands on the Wheel, Eyes on the Road“ aus – was übersetzt bedeutet: Bloß nicht so irre werden wie Tesla.
SUV bleibt SUV – das zeigt der iX3 auch innen. Mit 4,78 Meter Länge und 1,90 Meter Breite bietet er viel Platz für fünf Erwachsene. Die Rückbank ist als durchgehende Sitzfläche geformt, „wie ein Sofa“, sagt BMW. Dahinter warten 520 Liter Kofferraum, die auf bis zu 1750 Liter erweiterbar sind. Plus 58 Liter Frunk für Kabel oder Kleinkram.
Optional gibt’s Anhängerkupplung (bis 2000 Kilo), 22-Zoll-Räder, M-Sport-Paket, schicke Ambientebeleuchtung – und, wenn man will, Merino-Leder statt Recycling-Stoff. Aber auch in der Grundausstattung wirkt der Innenraum wohnlich: Textilien mit Hinterleuchtung, Wrap-around-Design und ein Panorama-Glasdach, das UV-Strahlen blockt.
Unter der Haube – besser gesagt unter dem Boden – steckt mehr als nur eine neue Batterie. BMW nennt das Ganze eine „Superbrain“-Architektur. Vier Hochleistungsrechner übernehmen alles, von Fahrdynamik über Assistenzsysteme bis zum Infotainment.
Highlight ist das „Heart of Joy“: eine Steuerungseinheit, die Antrieb, Rekuperation, Bremsen und Lenkung verknüpft. Sie rechnet zehnmal schneller als bisherige Systeme und soll dafür sorgen, dass sich der iX3 trotz knapp 2,3 Tonnen DIN-Gewicht agil und präzise anfühlet. 98 Prozent aller Bremsmanöver erledigt das Auto über Rekuperation – die Scheibenbremsen bleiben fast arbeitslos.
Dazu kommen neue Features für automatisiertes Fahren: Autobahnassistent mit Hands-off-Funktion, City-Assist mit Ampelerkennung, und ein „Symbiotic Drive“, das Fahrerwunsch und KI-Regelung verschmelzen lässt. Klingt nach Technik-Blabla, könnte im Alltag aber schlicht heißen: Das Auto macht vieles selbst – und zwar unauffällig.
Unter dem Blech steckt das volle Programm: zwei E-Motoren, ein stromerregter Synchronmotor an der Hinterachse mit besonders hohem Wirkungsgrad, und eine besonders kompakte und günstige Asynchronmaschine vorn für zusätzlichen Schub – zusammen 469 PS und 645 Newtonmeter Drehmoment. Das reicht, um das 2,3-Tonnen-SUV in 4,9 Sekunden auf Tempo 100 zu katapultieren. Schluss ist bei 210 km/h. Offiziell gibt BMW den Verbrauch mit 15,1 bis 17,0 kWh/100 km an – ein Topwert in dieser Leistungsklasse. Dank 108,7 kWh nutzbarer Batteriekapazität sind bis zu 805 Kilometer Reichweite im WLTP-Zyklus drin. Realistisch dürften es rund 600 Kilometer im Alltag werden, was den iX3 zu einem der ausdauerndsten Strom-SUVs am Markt macht.
Mit der für die Neue Klasse entwickelten Antriebstechnologie der 6. Generation werden die Energieverluste um 40 Prozent, das Gewicht um 10 Prozent und die Herstellungskosten um 20 Prozent gegenüber der BMW-eDrive-Technologie der 5. Generation reduziert.
Die sechste Generation der BMW-eDrive-Technologie bringt eine neue Rundzellen-Batterie mit 108,7 kWh nutzbarem Energiegehalt. Vorteil: 20 Prozent mehr Energiedichte, 30 Prozent schnelleres Laden, 20 Prozent weniger Kosten.
An 800-Volt-Schnellladern zieht der iX3 bis zu 400 kW. Heißt: in zehn Minuten gibt’s Energie für 372 Kilometer. Von 10 auf 80 Prozent dauert es 21 Minuten. AC-Laden geht serienmäßig mit 11, optional 22 kW.
Spannend: Bidirektionales Laden ist ab Werk möglich. Der iX3 kann also nicht nur Strom tanken, sondern auch ins Hausnetz zurückspeisen (bis zu 11 kW) oder unterwegs als Powerbank für Kaffeemaschine und E-Bike dienen (optional, bis zu 3,7 kW).
BMW betont, dass der CO₂-Fußabdruck des neuen iX3 über den gesamten Lebenszyklus 34 Prozent kleiner ist als der des Vorgängers. Ein Drittel der Materialien ist recycelt, vom maritimen Kunststoff in Abdeckungen bis zum PET-Garn für Dachhimmel und Fußmatten. Aluminium-Teile bestehen zu 70 bis 80 Prozent aus Sekundärmaterial.
Produziert wird im Werk Debrecen, das komplett ohne fossile Brennstoffe auskommen soll. Beim Laden mit Ökostrom gleicht der iX3 seinen CO₂-Rucksack nach etwa 17.500 Kilometern aus – also nach einem Jahr Durchschnittsnutzung.
Ab Frühjahr 2026 kommt der iX3 in Europa auf die Straße, im Sommer folgt Nordamerika, parallel läuft in China eine lokal angepasste Version an. Die Preisliste startet in Österreich bei 69.950 Euro, der iX3 ist bereits konfigurierbar. Weitere Versionen - darunter auch ein Einstiegsmodell – folgen später. Der letzte Preis für den ausgelaufenen iX3 lag bei 59.988 Euro (Modell M Sport mit 210 kW/286 PS und bis zu 471 km Reichweite).
Zur Markteinführung gibt’s eine Uni- und fünf Metallic-Lackierungen, Felgen von 20 bis 22 Zoll und verschiedene Interieurdesign-Welten (Essential, Contemporary, M Sport und BMW Individual). Elektrisch verstellbare, beheizte Sitze sind ebenso serienmäßig wie Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Komfortzugang, E-Heckklappe und drahtloses Handyladen. 3-Zonen-Klimaautomatik, adaptive Scheinwerferfunktionen mit intelligenter Lichtsteuerung, das Iconic Glow Paket einschließlich beleuchteter BMW Niere, Harman Kardon mit 13 Lautsprechern, Lenkradheizung oder Panoramadach mit 100% UV-Schutz kosten extra.
Der neue BMW iX3 ist nicht einfach die nächste Generation eines bestehenden Modells – BMW verspricht mit der „Neuen Klasse“ das erste greifbare Stück Zukunft. Reichweite, Ladeleistung, Technik und Design markieren einen echten Quantensprung. Dieser bleibt übrigens nicht der Neuen Klasse vorbehalten: Bis 2027 sollen die Technologien der Neuen Klasse in insgesamt 40 neuen Modellen und Modellupdates integriert werden.
Ja, der BMW iX3 ist ein großer Wurf. Ob er aber tatsächlich ein „neues Kapitel Freude am Fahren“ aufschlägt, hängt weniger an Datenblättern als daran, ob er im Alltag überzeugt – und ob Kunden weltweit bereit sind, BMWs Elektro-Versprechen zu kaufen.
Fest steht: Mit dem iX3 startet eine Phase, die über Erfolg oder Misserfolg der ganzen Marke entscheiden wird. So, wie in den Sechziger-Jahren – damals hat’s funktioniert.
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