Unter Hochspannung

Netzentgelte: Wer am Ende wirklich zahlt

Wirtschaft
19.09.2025 19:17

Die Frage, wer zukünftig die Kosten für die Stromnetze tragen soll, sorgt seit der Novelle des Elektrizitätswirtschaftsgesetzes (ElWG) im Juli für hitzige Diskussionen. Die heimische Stromwirtschaft schlägt Alarm und warnt vor einem „kompletten Systembruch“.

Wegen der geplanten Änderungen des E-Gesetzes könnten laut einer neuen Studie der Interessensvertretung „Oesterreichs Energie“ die Kosten für die Einspeisung von Strom ins Netz immens steigen. Das hätte gravierende Folgen für heimische Erzeuger und deren Wettbewerbsfähigkeit und mindert möglicherweise Investitionsanreize.

Das E-Gesetz regelt, wie die Stromversorgung in Österreich funktioniert – von der Erzeugung über den Transport bis hin zum Verkauf. Kern der Kritik ist die erstmalige Beteiligung der Stromeinspeiser an den Netznutzungsentgelten, die bisher allein von den Verbrauchern getragen wurden. „Das wäre ein kompletter Systembruch“, stellt Barbara Schmidt, Generalsekretärin von „Oesterreichs Energie“, unmissverständlich fest.

Den Berechnungen zufolge könnten die Gesamtkosten für die Einspeisung um das Siebenfache von derzeit 4,00 Euro je Megawattstunde auf bis zu 27,90 Euro je Megawattstunde explodieren. Dieses Szenario tritt bei einer Gleichverteilung der Kosten auf Verbrauch und Erzeugung ein. 
Wie hoch die Belastung für die Produzenten tatsächlich ausfällt, hängt vom Grad der Entlastung für die Verbraucher ab, der im Gesetzesentwurf jedoch nicht definiert ist. Bei einer Reduzierung bei den Konsumenten um 25 Prozent läge der Wert für Einspeiser bei 14,60 Euro. „Diese Unsicherheit führt schon jetzt zu Unruhe im Markt“, so Barbara Schmidt.

Österreichs Stromerzeuger zahlen EU-weit am zweitmeisten
Schon heute sind die Erzeuger in Österreich im EU-Vergleich stark belastet und liegen bei den Kosten auf dem zweiten Platz, wie die Studie belegt. In den meisten Nachbarstaaten müssen diese kaum oder überhaupt keine Abgaben leisten. Österreich ist aufgrund der zentralen Lage in Europa einem stärkeren Wettbewerb ausgesetzt. In Österreich verursacht ein Kraftwerk – etwa eine Photovoltaik-Anlage – bereits effektiv fünf Prozent höhere Produktionskosten als ein entsprechendes Kraftwerk in Deutschland. Dadurch sinkt die Bereitschaft zu investieren, und der Bedarf an Speicherkapazitäten steigt.

Im Jahr 2025 wurde das Elektrizitätswirtschaftsgesetz neu überarbeitet. Unter anderem auch deshalb, um den Anforderungen der Europäischen Union zu entsprechen und mögliche Strafen zu vermeiden. Die Gesetzesreform soll nun bis Jahresende durchgebracht werden. Da bei Energiethemen im Parlament eine Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig ist, reichen die Stimmen der Regierungskoalition allein nicht aus. Intensive Diskussionen mit der Opposition sind daher zu erwarten.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt