Ritsch im Interview

„Ich glaube, wir sind im Spiel dabei“

Vorarlberg
19.01.2020 15:00

Michael Ritsch startete diese Woche in den Wahlkampf. Sein Ziel: das Bürgermeisteramt in Bregenz. Zum vierten Mal bewirbt er sich um den Posten - und heuer rechnet sich der Sozialdemokrat echte Chancen aus. 

Eine offene Bürgerliste, 71 Kandidaten, 35 davon neu und keine Erwähnung der SPÖ: So startet Michael Ritsch in seinen Wahlkampf. Punkten will er mit direkter Demokratie, dem Spiel der freien Kräfte und einem neuen Konzept für das Seestadtareal in Bregenz. „Krone“-Redakteurin Angelika Drnek bat den 51-Jährigen zum Interview.

Sie treten zum vierten Mal an, bisher hat es nicht geklappt. Wieso soll es gerade jetzt funktionieren? Und schaffen Sie bewusst Abstand von der SPÖ, indem Sie Ihre Liste „Michael Ritsch: Team Bregenz“ nennen und nicht „SPÖ Bregenz“?

Abstand von der SPÖ ist das nicht, denn es ist ja klar, dass ich Sozialdemokrat bin und auch als SPÖ-Abgeordneter im Landtag sitze. Wir sind nun aber ein Team mit 71 Kandidaten, die aus allen politischen Lagern kommen. Wir sind der Überzeugung, dass die Parteien auf kommunaler Ebene nicht wichtig sind. Bei der Wahl am 15. März geht es darum, ob Markus Linhart nach 22 Jahren immer noch Bürgermeister sein soll oder ob es Michael Ritsch wird, der in den nächsten zehn Jahren noch etwas in der Stadt verändern kann - auch vom Alter her. Sonst steht ja niemand zur Diskussion. Weder Sandra Schoch noch Philipp Kuner oder Alexander Moosbrugger haben eine reale Chance, Bürgermeister zu werden. Und ich habe jetzt diese Chance - mit einem Team, das viele neue Wähler ansprechen wird, weil die Kandidaten aus grünen, schwarzen und auch freiheitlichen Familien stammen. Ich möchte eine Politik, die sich nicht mehr um das Begriffspaar Regierung und Opposition dreht, sondern die das Spiel der freien Kräfte fördert. Sollte ich Bürgermeister werden, werde ich keine Koalition bilden, sondern wir werden bei jeder Abstimmung mit dem Spiel der freien Kräfte arbeiten. Wenn von den 36 Stadtvertretern nicht 19 für eine Idee zu gewinnen sind, dann ist die Idee vielleicht einfach nicht so gut. Und bei großen Entscheidungen bin ich der Meinung, dass die Bevölkerung darüber abstimmen sollte. Und zwar in Form einer wirklichen Volksabstimmung und nicht in irgendwelchen Bürgerbeteiligungsprozessen, die dann am Ende keine sind. Ich würde auch die Stadtrat-Ressorts nach Kompetenz vergeben und nicht nach Parteizugehörigkeiten.

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Bei großen Entscheidungen bin ich der Meinung, dass die Bevölkerung abstimmen sollte. Und zwar in einer wirklichen Volksabstimmung.

Bürgermeister-Kandidat Michael Ritsch

Ihr Wahlprogramm liest sich wie eine Weihnachtswunschliste. Bei vielen der einzelnen Punkte wird kaum jemand widersprechen. Doch wie soll das finanziert werden - auch in Hinblick auf das angespannte Stadtbudget?

Neben dem Budget wird ja nun auch eine Vermögensaufstellung gemacht. Durch diese doppelte Buchhaltung sieht man auch die Vermögenswerte der Stadt. Und diese Darstellung ist für Bregenz nicht so schlecht. Darum ist es wichtig, so viel Volksvermögen wie möglich in der Hand zu behalten. Dieses Volksvermögen wird natürlich teils mit Krediten finanziert. Auch kein Privater kauft eine Wohnung und zahlt diese bar. Und wenn eine Stadt etwa ein neues Hallenbad baut, ist das doch eine sinnvolle Investition.

Eine der größten Fehlplanungen in Bregenz war die Seestadt. Wollen Sie das Areal rückkaufen, damit die Stadt wieder darüber entscheiden kann?

Ich habe mit den Eigentümern Gespräche geführt - und sie werden das Areal nicht mehr verkaufen. Das hat Bürgermeister Linhart wirklich verbockt. Ich denke, man muss mit den Eigentümern ein Projekt entwickeln, von dem sowohl die Eigentümer als auch die Bürger und die Stadt einen Nutzen haben. Im Februar werden wir auch ein Projekt vorstellen, das all diese Kriterien erfüllt.

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Wir könnten uns einen „Nachtbürgermeister“ vorstellen, der die Wünsche der Gastronomen erfüllt, aber auch die Anrainer befriedet.

Michael Ritsch

Bregenz ist in den vergangenen Jahren etwas langweilig geworden. Hat man sich zu sehr auf dem Image der Festspiele ausgeruht?

Die Bregenzer Festspiele darf man sich nie wegdenken, aber natürlich gibt es auch ein Bregenz außerhalb der acht Wochen Festspielzeit. Und dieses Bregenz war vor zehn, 15 Jahren lebendiger als jetzt. Und dorthin wollen wir zurück. Wir haben einige Kandidaten im Team, die zum Beispiel die Gastroszene wieder beleben wollen. Wir könnten uns einen „Nachtbürgermeister“ vorstellen, der sich aktiv um die Gastroszene kümmert, der die Wünsche der Gastronomen erfüllt, aber auch die Anrainer befriedet. Es reicht einfach nicht, bei einer Lokaleröffnung dabei zu sein und zu gratulieren. Auch in Sachen Finanzen muss die Stadt aktiv werden. In Bregenz gibt es keine Fördersysteme für Jungunternehmer oder Gastronomen, die sich trauen, etwas zu tun. Das braucht es aber. So kann man Firmengründungen aktivieren - und nicht nur ein Stadtmarketing für ein paar Großevents in der Stadt führen.

Bürgermeisterkandidaten sollten ihr Ohr ganz nah am Volk haben. Was hören Sie da?

Unser Wahlprogramm ist aus Gesprächen mit den Menschen entstanden. Gezeigt hat sich unter anderem, dass sich die Vereine eine Räumlichkeit wünschen, in der sie selbst bewirten dürfen. Das fehlt. Auch ein Jugendzentrum fehlt. Und man trifft auch viele Menschen, die sich denken, dass Linhart jetzt lange genug Bürgermeister war - und dass in letzter Zeit nicht mehr viel passiert ist.

Welches Ergebnis ist Ihr Wunsch?

Wir müssen über 30 Prozent erreichen, wenn wir in die Stichwahl kommen wollen. Und dort müssen wir dann zeigen, dass wir die bessere Wahl sind. Wir wollen für Bregenz wirklich noch etwas umsetzen.

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Man trifft viele Menschen, die sich denken, dass Linhart jetzt lange genug Bürgermeister war – und dass in letzter Zeit nicht mehr viel passiert ist.

Michael Ritsch

Und was sagt das Bauchgefühl?

Ich glaube, wir sind im Spiel dabei.

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