Vorzeitig entlassen

London-Attentäter war verurteilter Terrorist

Ausland
30.11.2019 10:23

Neue Details zum blutigen Terrorangriff im Herzen Londons: Bei dem am Freitag erschossenen Attentäter handelt es sich um einen verurteilten 28-jährigen Terroristen, der vor einem Jahr vorzeitig aus der Haft entlassen wurde. Der Mann, bei dem es sich aktuellen Erkenntnissen zufolge um einen Einzeltäter gehandelt haben dürfte, hatte mit einem Messer am Freitagnachmittag auf der London Bridge zwei Passanten getötet und drei weitere verletzt. Nach einer Rangelei mit Passanten erschoss ihn dann die Polizei.

Der 28 Jahre alte Usman Khan hatte der Tageszeitung „The Times“ zufolge einen Anschlag auf die Londoner Börse geplant, bevor er 2012 zu 16 Jahren Haft verurteilt wurde. Außerdem wollte er demnach im pakistanischen Teil Kaschmirs ein Trainingscamp für Terroristen aufbauen. Er war bereits im Dezember 2018 unter Bewährungsauflagen auf freien Fuß gekommen, wie die Polizei mitteilte. Dem „Times“-Bericht zufolge trug er eine elektronische Fußfessel.

Bombenattrappe am Körper getragen
Bei seinem Angriff auf Passanten, bei dem am Freitag zwei Menschen - ein Mann und eine Frau - getötet wurden, bevor der Attentäter selbst von der Polizei ausgeschaltet wurde, habe der 28-Jährige eine Bombenattrappe am Körper getragen, sagte der Chef der britischen Anti-Terror-Polizei, Neil Basu. Sicherheitsminister Brandon Lewis sagte am Samstag, die Polizei fahnde nicht nach weiteren Verdächtigen. Die Zahl der Polizeistreifen in der britischen Hauptstadt wurde indes erhöht. Es werde mehr sichtbare Präsenz von Beamten am Wochenende geben, sagte Bürgermeister Sadiq Khan.

Der Täter habe vor dem Angriff an der Veranstaltung „Zusammen lernen“ in der nahe der London Bridge gelegenen Fishmongers‘ Hall teilgenommen. Laut Medienberichten handelt es sich dabei um ein Resozialisierungsprogramm für Ex-Häftlinge, organisiert von der Cambridge-Universität. „Wir gehen davon aus, dass der Angriff innen begann, bevor der Täter das Gebäude verließ und auf der London Bridge weitermachte, wo er festgehalten und schließlich von bewaffneten Polizisten gestellt und erschossen wurde“, sagte Basu. Die „Times“ berichtete, Usman Khan habe in der Halle gedroht, das denkmalgeschützte Gebäude in die Luft zu jagen.

Johnson kritisiert vorzeitige Haftentlassungen
Der britische Premier Boris Johnson sagte der BBC, er sei immer dagegen gewesen, dass Schwer- und Gewaltverbrecher vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen würden, insbesondere wenn es sich um Terroristen handle. „Es ist sehr wichtig, dass wir solche Gepflogenheiten hinter uns lassen und dass wir die angemessenen Strafen für gefährliche Kriminelle durchsetzen, besonders für Terroristen.“ Johnson berief eine Krisensitzung mit Kabinettsmitgliedern ein. Am 12. Dezember ist in Großbritannien eine vorgezogene Parlamentswahl angesetzt. In Umfragen schneidet Johnsons Konservative Partei bisher am besten ab. Allerdings schrumpfte zuletzt ihr Vorsprung auf die Labour-Partei.

Ein Augenzeuge sagte der PA, ihm habe einer der Männer, die den Täter niedergerungen hätten, gesagt, dieser sei offenbar wegen Terrorismus im Gefängnis gewesen: „Einige der Typen, die auf ihm gewesen waren, waren Ex-Gefangene und sie alle waren in der Fishmongers‘ Hall.“

Aufnahmen in sozialen Medien zeigten laut PA, dass die bewaffneten Polizisten einen Mann aufforderten, vom Attentäter wegzugehen, bevor dieser aus nächster Nähe erschossen wurde. Nach dem Schuss habe der Täter seine Arme in Richtung seines Kopfs gehoben - dabei habe man ein zweites Messer am Boden in der Nähe seines Körpers sehen können.

Angriff weckt Erinnerungen an Anschlag von 2017
Der Angriff weckt Erinnerungen an den Anschlag vom 3. Juni 2017, als drei Attentäter auf der London Bridge mit einem Lieferwagen in eine Menschenmenge gerast waren und anschließend im angrenzenden Ausgehviertel rund um den Borough Market wahllos auf Menschen eingestochen hatten. Acht Personen starben, 48 weitere wurden verletzt. Die Polizei erschoss die drei Attentäter.

Angriff auch in Den Haag - Täter auf der Flucht
Am Freitag ereignete sich auch in den Niederlanden ein ähnlicher Vorfall wie zuvor in London. Bei einem Angriff mit einem Messer in einem Kaufhaus in Den Haag wurden nach Angaben der Polizei drei Minderjährige verletzt, die aber mittlerweile aus dem Krankenhaus entlassen werden konnten. Nach dem flüchtigen Angreifer werde gefahndet, teilte die niederländische Polizei am Freitagabend mit. Die Hintergründe der Tat blieben zunächst offen. Nach einem Bericht der niederländischen Nachrichtenagentur ANP werde in diesem Fall aber nicht von einem „terroristischen Motiv“ ausgegangen.

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