Empörung in Spanien

Mädchen vergewaltigt: Milde Urteile für fünf Täter

Ausland
01.11.2019 17:56

Der Urteilsspruch im Fall der Gruppenvergewaltigung eines bewusstlosen 14-jährigen Mädchens hat in Spanien für Empörung gesorgt. Frauenrechtlerinnen und Juristen forderten am Freitag eine Reform des Strafrechts, das nach Einschätzung von Experten härtere Strafen gegen die Angeklagten verhinderte. In dem Prozess war das Urteil am Donnerstag wegen des Straftatbestandes des sexuellen Missbrauchs ergangen, nicht wegen Vergewaltigung - die Länge der Haftstrafen fiel daher sehr viel geringer aus.

Insgesamt sieben Männer waren wegen der Gruppenvergewaltigung angeklagt, zu der es im Oktober 2016 am Rande einer Party auf einem verlassenen Werksgelände in Manresa in Katalonien gekommen war. Zwei wurden von dem Gericht in Barcelona freigesprochen, fünf müssen wegen sexuellen Missbrauchs zwischen zehn und zwölf Jahre ins Gefängnis.

„Keinerlei Gewalt angewandt“
Den Vorwurf der sexuellen Gewalt - die Entsprechung für den Vorwurf der Vergewaltigung im spanischen Recht - ließ das Gericht fallen. Zur Begründung erklärte es, dass das Opfer nach Drogen- und Alkoholkonsum „in bewusstlosem Zustand“ gewesen sei und die Angeklagten „keinerlei Einschüchterung oder Gewalt angewandt“ hätten. Dies sorgte im ganzen Land für Empörung.

Strafrecht sofort ändern
„Das Problem ist nicht das Urteil, das Problem ist unser Strafrecht“, sagte am Freitag die Sprecherin der Vereinigung Richter für Demokratie in Katalonien, Montserrat Comas. Dem Strafrecht zufolge müsse für den Anklagepunkt Vergewaltigung immer nachgewiesen werden, dass es zu Einschüchterung oder Gewalt gekommen war. Das spanische Recht müsse schnellstmöglich dahin gehend geändert werden, dass jeder Sex ohne Einwilligung als Vergewaltigung behandelt werde. „Die Sache ist besonders schrecklich, weil wir über eine Minderjährige im Alter von 14 Jahren sprechen“, fügte Comas hinzu.

Video: Proteste nach Gruppenvergewaltigung in Pamplona

Proteste nach Fall in Pamplona 
Der Fall erinnert an einen anderen im nordspanischen Pamplona aus dem vergangenen Jahr, der in Spanien für große Empörung gesorgt und Zehntausende Frauen zu Protesten auf die Straßen getrieben hatte. Nach der Vergewaltigung einer 18-Jährigen beim Stierfest San Fermin im Jahr 2016 waren die fünf Männer ebenfalls nicht wegen Vergewaltigung verurteilt worden, sondern wegen sexuellen Missbrauchs - obwohl sie die Tat gefilmt hatten.

 krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele