Deutsche Medien warnen

Zittern könnte Merkel „bis ans Amtsende verfolgen“

Ausland
11.07.2019 13:15

Der Gesundheitszustand der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel sorgte in den vergangenen Wochen nicht nur für unzählige Schlagzeilen, sondern hat sich bereits zum (Medien-)Mysterium entwickelt. „Man muss sich keine Sorgen machen“, sagte Merkel am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. Auf die genaue Ursache des Zitterns ging sie aber erneut nicht ein. Genau das könnte der deutschen Kanzlerin zum Verhängnis werden, berichten mehrere deutsche Medien.

„Es ist ein eigenartig verdruckster Umgang mit den Vorfällen, die Erklärungen sind auch nicht stimmig“, schreibt etwa die „Elbe-Jeetzel-Zeitung“. Dehydriert sein passe als Erklärung nicht zu dem, was nach Vorfall zwei folgte: der ,psychologischen Verarbeitung‘. Die Debatte um ihre Gesundheit könne die Kanzlerin bis ans Ende ihrer Amtszeit verfolgen, heißt es weiter. „Sie sollte die Fragen, die nach ihrem dritten Zitteranfall immer lauter werden, dringend beantworten.“

Deutsche Medien wünschen sich mehr Aufklärung
„Mehr Aufklärung täte gut, damit aus einer möglichen Bagatelle kein Politikum wird“, schreibt auch die „Neue Osnabrücker Zeitung“. „Viele Spitzenpolitiker, von Konrad Adenauer bis Helmut Kohl, haben gesundheitliche Probleme vertuscht aus Angst, abgestraft zu werden. Eine Kanzlerin wie Merkel sollte solche Tricks nicht nötig haben.“ In der „Mitteldeutschen Zeitung“ heißt es: „Krankheiten sind Politikern gestattet, sie haben ein Recht auf Regeneration von ihren kräftezehrenden Aufgaben. Aber eine Krankheit wird zu einem Politikum, wenn nicht mehr gewährleistet ist, dass der Politiker die Aufgaben in voller Energie ausfüllen kann.“

Schmerz oder Schwäche habe sich Merkel in ihrer Amtszeit generell kaum anmerken lassen, schreibt der „Spiegel“.

Die „Welt“ berichtet, dass Merkel vor mehr als 20 Jahren gegenüber einer Fotografin gesagt habe, sie wünsche sich, nicht als „halbtotes Wrack“ aus der Politik auszusteigen. „Nach den Zitter-Szenen der vergangenen Wochen kann sich auch die Kanzlerin eigentlich kaum wundern, wenn sich nun viele Menschen fragen: Hat sie sich im Dauer-Krisenmodus der vergangenen Jahre zu viel zugemutet?“, so die „Welt“ weiter.

„In Verarbeitungsphase“
Merkel hatte beim Empfang des finnischen Ministerpräsidenten Antti Rinne mit militärischen Ehren während des Abspielens der Nationalhymnen auf dem Podium vor dem Kanzleramt erneut am ganzen Körper gezittert. Sie begründete den Anfall damit, dass sie noch immer in der „Verarbeitungsphase“ des Anfalls Mitte Juni beim Empfang des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sei. „Die ist offensichtlich noch nicht ganz abgeschlossen, aber es gibt Fortschritte“, sagte Merkel. Auf die Nachfrage, ob die Öffentlichkeit nach dem dritten Vorfall innerhalb weniger Wochen Anspruch habe, zu erfahren, wie es ihr gehe, antwortete Merkel zurückhaltend: „Ich denke, dass meine Aussage, dass es mir gut geht, Akzeptanz finden kann.“

Besuchsprotokoll nach Zitteranfällen sitzend absolviert
Das Zeremoniell am Donnerstag hat Angela Merkel dann teilweise im Sitzen absolviert - wohl um neuerliche öffentliche Zitteranfälle zu vermeiden. Sie und die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen saßen beim Abspielen der Nationalhymnen auf Sesseln mit weißem Stoffbezug vor dem Kanzleramt. Die Sessel standen auf einem kleinen Podest, von dem aus die Kanzlerin und ihr jeweiliger Gast die Nationalhymnen normalerweise im Stehen anhören.

Mitte Juni hatte Merkel beim Empfang des neuen ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj heftig gezittert. Nur neun Tage später erlitt sie bei der Ernennung der neuen deutschen Justizministerin Christine Lambrecht durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue erneut einen solchen Anfall.

Gesundheitstests bei Politikern teils medialer Alltag
Die Gesundheit von Politikern wird in manchen Ländern grundsätzlich intensiver thematisiert. In den USA etwa gehören Gesundheitschecks zum politischen Alltag. Donald Trump unterzog sich am Jahresanfang bereits zum zweiten Mal in seiner Amtszeit einem Gesundheitscheck, der dem US-Präsidenten eine mehr oder weniger glaubwürdige, aber dennoch „außergewöhnlich gute Gesundheit“ attestierte. In Russland zeigt sich Präsident Wladimir Putin gerne öffentlich mit nacktem Oberkörper und präsentiert so das Bild eines körperlich starken Präsidenten. Im jüngsten ukrainischen Präsidentschaftswahlkampf unterzogen sich die Kandidaten sogar einem Drogentest, weil über beide Männer Gerüchte über Missbrauch im Umlauf waren.

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