Inn-Anrainer in Angst

„14 Jahre nach Flut weiterhin ohne Schutz“

Tirol
15.06.2019 09:00

Sprichwörtlich auf Nadeln saßen viele Inn-Anwohner in den vergangenen Tagen, vor allem im Unterland. 14 Jahre nach der Flutkatastrophe ist der Baustart für den Hochwasserschutz trotz Fortschritten nicht absehbar. „Es ist ein Trauerspiel, wir mussten wieder zittern“, schnauft Erwin Molnar aus Wörgl.

1,2 Meter unterhalb des Höchststandes am Mittwoch (6,32 Meter) lag gestern Nachmittag der Inn-Pegel bei Innsbruck. Nach 2900 Einsätzen und 3300 Alarmierungen bei der Leitstelle Tirol hat sich die Lage vorerst beruhigt. Die Schneeschmelze sorgt aber weiter für einen hohen Wasserstand, nun blicken die Experten auf Gewitter. „Der Schwerpunkt liegt am Samstag am Alpennordrand und im Unterland, also nicht im Einzugsgebiet des Inns“, heißt es von der ZAMG. Auch der Regen am Sonntag sollte den Inn nicht entscheidend beeinflussen.

Keller schon ausgeräumt
Für ehemalige Flut-Geschädigte ist diese Momentaufnahme nur ein schwacher Trost. Die Bewohner im Wörgler Ortsteil Gießen waren zuletzt mehr am Innufer als in ihren Häusern, um die Lage zu diskutieren. „Ich habe Sachen vom Keller in höhere Stockwerke getragen. 14 Jahre nach der Flut von 2005 konnten wir wieder nicht richtig schlafen, weil der versprochene Hochwasserschutz noch immer fehlt“, ärgert sich Molnar.

Vor vier Jahren hieß es: „Baustart im Jahr 2018“
Mehrfach standen Politiker den Flutgeschädigten bei Versammlungen Rede und Antwort. Etwa 2015, als LHStv. Josef Geisler ankündigte: „Der Baustart für den Hochwasserschutz ist 2018 geplant.“ Worauf Wörgls Stadtchefin Hedi Wechner entsetzt antwortete: „Dann sind wir ja erst 2022 sicher.“ – Aussagen, die von der Zeit längst überholt wurden.

Ringen mit Gemeinden und Grundeigentümern
Aber auch die Schwierigkeiten zeigen, mit denen die Politik zu kämpfen hat. Etwa mit widerspenstigen Gemeinden (Radfeld soll nun in den Wasserverband gezwungen werden) oder mit den Landwirten, die um jeden Quadratmeter und jeden Euro ringen. Insgesamt soll das Megaprojekt (Kosten bis zu 250 Millionen Euro) sicherstellen, dass rund 8,5 Millionen Kubikmeter Wasser auf dafür vorgesehenen Flächen in Kramsach, Radfeld/Kundl und Angath „zwischengeparkt“ werden. Innaufwärts wird an einem weiteren Wasserverband gearbeitet, der dann die Gemeinden vom vorderen Zillertal bis Terfens umfasst.

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