Erste Opfer beigesetzt

Ärger über Erdogan nach Christchurch-Anschlägen

Ausland
20.03.2019 06:26

Nach dem Attentat auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch sind am Mittwoch die ersten der insgesamt 50 Opfer beigesetzt worden. Als erste wurden ein syrischer Flüchtling und sein Sohn zu Grabe getragen. Australien Regierungschef Scott Morrison lud unterdessen aus Verärgerung über Äußerungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zu den Angriffen den türkischen Botschafter vor.

Neuseeland will am Freitag mit zwei Schweigeminuten der 50 Todesopfer des rassistisch motivierten Anschlags von Christchurch gedenken. Eine Woche nach dem Massaker eines mutmaßlich rechtsextremistischen Täters in zwei Moscheen soll das ganze Land stillstehen. Dies kündigte Premierministerin Jacinda Ardern am Mittwoch bei einem weiteren Besuch in der Stadt an.

Hunderte trauerten um syrische Flüchtlinge
Zur Beerdigung der beiden ersten Opfer fanden sich hunderte Trauernde auf dem Friedhof unweit der Linwood-Moschee, dem zweiten Anschlagsort, ein. Nach Gebeten wurden Khalid Mustafa und sein 15-jähriger Sohn bestattet. Ihre Namen wurden über Lautsprecher bekannt gegeben. Die Familie der beiden war erst im vergangenen Jahr aus Syrien nach Neuseeland gekommen. Der 44-jährige Khalid war bei dem Angriff auf die erste Moschee erschossen worden. Er hinterlässt eine Frau und Tochter sowie einen weiteren Sohn, Zaid, der ebenfalls angeschossen wurde, aber überlebte.

Bisher übergaben die neuseeländischen Behörden erst die sterblichen Überreste von sechs Opfern des Christchurch-Attentats an ihre Angehörigen. Bis Dienstag seien alle 50 Autopsien abgeschlossen worden, allerdings hätten nur zwölf Opfer „zur Zufriedenheit des Gerichtsmediziners identifiziert“ werden können, teilte die Polizei am Dienstag mit.

Unmut wegen verzögerter Überführung der Leichname
Die Verzögerung bei der Überführung der Leichname an die Familien sorgte für Unmut: Viele Hinterbliebene hätten die Toten gerne binnen 24 Stunden beigesetzt, wie es muslimischer Brauch ist. Der 23-jährige Mohamed Safi, dessen Vater Matiullah Sadi in der Al-Noor-Moschee getötet wurde, äußerte seinen Ärger über die Behörden, die den trauernden Familien keinen Hinweis darauf gegeben hätten, wann sie die Leichen freigeben würden. „Sie sagen uns nichts“, sagte der afghanische Flüchtling vor dem Familienhilfezentrum in Christchurch.

„Rücksichtsloser“ Erdogan sorgt für Verärgerung
Für Verärgerung sorgten auch Äußerungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Erdogan hatte im türkischen Wahlkampf die Anschläge als Angriffe auf den Islam und auch auf die Türkei verurteilt. Zugleich drohte er Australiern mit antimuslimischer Gesinnung, sie würden „in Särgen zurückgeschickt“, wie ihre Großväter aus den Reihen der Truppen der Ententemächte aus Großbritannien und Empire-Ländern wie Australien, Neuseeland sowie Frankreich im Ersten Weltkrieg bei der Schlacht von Gallipoli gegen eine vor allem osmanische Streitmacht.

Australiens Regierungschef Scott Morrison lud daraufhin den türkischen Botschafter in Canberra vor. Die Äußerungen Erdogans bezeichnete er als „sehr beleidigend für Australier“ und „rücksichtslos in dieser sehr sensiblen Situation“. Die angebotene Entschuldigung lehnte Morrison ab und forderte eine Klarstellung und Rücknahme der Äußerungen. Erdogan sorgte nicht nur mit seinen Äußerungen für Ärger, sondern zeigte sogar das Video des Anschlags unzensiert auf einer Leinwand.

Mehr als 100.000 Tote bei Schlacht von Gallipoli
Bei der Schlacht von Gallipoli zwischen Februar 1915 und Jänner 1916 starben mehr als 8.000 Australier und mehr als 2.000 Neuseeländer. Insgesamt kamen auf beiden Seiten mehr als 100.000 Soldaten ums Leben. Die osmanischen Truppen siegten mit Unterstützung von Deutschland und Österreich-Ungarn.

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