Kampf gegen Macron

Sie will die „Gelbwesten“ ins EU-Parlament führen

Ausland
24.01.2019 09:38

Die „Gelbwesten“ sind eine sehr heterogene Bewegung, die nach wie vor keine wirklich Führungsfigur hervorgebracht hat. Es gibt mehrere Sprecher und Anführer, die abwechselnd im medialen Fokus stehen. Zu diesen Persönlichkeiten gehört auch Ingrid Levavasseur. Allerdings könnte die 31-jährige Krankenpflegerin zur größten Gegenspielerin des immer unbeliebteren Präsidenten Emmanuel Macron werden. Levavasseur wird die „Gelbwesten“ als Spitzenkandidatin bei der EU-Wahl vertreten - mit einer eigenen Liste.

„Die am 17. November 2018 in unserem Land geborene soziale Bürgerbewegung unterstreicht die Notwendigkeit, Wut in ein menschliches politisches Projekt zu verwandeln“, heißt in ihrer Erklärung. Derzeit bestehe die Liste aus zehn Namen, bis Mitte Februar soll eine Liste mit 79 Namen entstehen. Bereits seit Wochen wird über eine „Gelbwesten“-Liste bei der EU-Wahl am 26. Mai spekuliert. Der italienische Vizepremier Luigi Di Maio hatte Anfang des Jahres ein gemeinsames Wahlbündnis mit den „Gelbwesten“ und anderen populistischen Parteien aus Polen, Kroatien und Finnland angekündigt.

„Die Menschen um mich herum leiden“
Levavasseur kennt als Krankenpflegerin die Sorgen und Alltagsprobleme vieler Franzosen. „Die Menschen um mich herum leiden. Sie können ihren Kindern keine neue Kleidung kaufen. Sie essen oft nur eine richtige Mahlzeit pro Tag. Sie schalten auch im Winter selten die Heizung an“, meinte die junge rothaarige Frau, die viele schon als moderne „Jeanne d‘Arc“ bezeichnen, im Dezember gegenüber Reportern des „Spiegel“. Die 31-jährige erlangte nach zahlreichen Fernsehdebatten, in denen sie ihre Kontrahenten in Grund und Boden geredet hatte, Berühmtheit. Nun will sich Levavasseur auf der europäischen Bühne bewähren und eine Änderung des politischen Systems erwirken.

Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Elabe zufolge könnte die Liste bei der Europawahl am 26. Mai in Frankreich mit rund 13 Prozent auf den dritten Platz kommen - hinter Macrons La Republique en Marche und der rechtspopulistischen Nationalen Sammlungsbewegung (Rassemblement National, früher Front National) von Marine Le Pen.

Macron will „Gelbwesten“ mit „Bürgerdialog“ besänftigen
Die „Gelbwesten“ demonstrieren seit Mitte November in Frankreich - die Forderungen sind vielfältig. Sie reichen vom Rücktritt Macrons über den Ausbau der direkten Demokratie bis zu einer Stärkung der von vielen als zu niedrig empfundenen Kaufkraft. Nach ersten milliardenschweren Zugeständnissen versucht Macron über einen „Bürgerdialog“ die Wut der sozial Schwachen zu besänftigen und ihnen im Rahmen der wochenlangen Diskussions-Tour quer durch das ganze Land, bei der es laut dem Elysee-Palast „keine verbotene Fragen gibt“, die Möglichkeit geben, Reformideen einzubringen.

Allerdings gibt es auch rote Linien. So könne etwa das Recht auf Asyl nicht in Frage gestellt werden, auch die teilweise Streichung der Vermögensteuer werde nicht zurückgenommen, erklärte Macron in einem Brief ans Volk vor Beginn des „Bürgerdialogs“. Die Vermögenssteuer ist jedoch eine der Forderungen der „Gelbwesten“. Kritiker in ihren Reihen und viele Oppositionspolitiker sehen die Debatten lediglich als „Ablenkungsmanöver“ und „Vernebelungstaktik“. Die Proteste gehen weiter. Nach einem Rückgang bei den Teilnehmerzahlen zu Weihnachten waren an den vergangenen beiden Wochenenden erneut über 80.000 Menschen landesweit auf die Straßen gegangen.

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