„Sanktionen nahen“

Trump droht Welt im Stil von „Game of Thrones“

Ausland
03.11.2018 14:40

Donald Trump als rächender Gott über der Welt: Ein offizielles Foto des Präsidenten auf Twitter erinnert jetzt in martialischer Art und Weise an die neuen Sanktionen gegen das iranische Mullah-Regime - ausgerechnet mit einem Bild in Anlehnung an die weltweit derzeit erfolgreichste TV-Serie „Game of Thrones“, in der regelmäßig die Köpfe rollen. Alle Staaten und Firmen, die nicht gehorchen und den US-Sanktionen nicht folgen wollen, werden ab dem 5. November, dem Tag vor den bevorstehenden US-Kongresswahlen, bestraft. Das betrifft besonders Europa.

Der Tweet zeigt ein Foto des Präsidenten mit einem Schriftzug über dem Oberkörper: „Sanctions are coming - November 5“ („Die Sanktionen nahen - 5. November“). Der Schriftzug und überhaupt das Design des Bildes erinnern ganz bewusst an die Werbeplakate des Fantasy-Epos von Autor George R.R. Martin. Selbst die Formulierung gleicht dem „Game of Thrones“-Slogan „Winter is coming“ („Der Winter naht“).

TV-Sender will nicht klagen
Der Sender HBO, der die weltweiten Rechte für die Blockbuster-Serie innehat, versuchte Trumps „Game of Thrones“-Kopie mit Humor zu nehmen. Im offiziellen Twitter-Kanal von HBO hieß es: „Wie sagt man Markenmissbrauch auf Dothraki?“ (Dothraki ist eine Fantasie-Sprache eines nomadisch lebenden Kriegervolks in „Game of Thrones“). Eine Klage des Senders gegen den US-Präsidenten, wie von einigen Medien angedeutet, werde es definitiv nicht geben, wie der HBO-Senderchef bestätigte. Zumal der Spruch „Winter is coming“ nicht von den Serienmachern sondern bereits von Buchautor Martin formuliert wurde.

Maisie Williams, die Arya Stark in der Serie verkörpert, antwortete Trump mit der „Game of Thrones“-Formel: „Not today“ („Nicht heute“). Es ist die berühmte Antwort auf die Frage, was man dem Gott des Todes sagt, sollte man ihm plötzlich gegenüberstehen.

Übrigens war Trump schon einmal in Verbindung mit der Blut-und-Beuschel-Serie gebracht worden: Eifrige YouTube-User machten sich die Mühe und schnitten seinen Kopf aus Videoaufnahmen in diverse Szenen aus „Game of Thrones“ - und posteten es unter dem Titel “Winter is Trumping" (siehe Video unten) auf der Internetvideoplattform.

Trumps Gnadenfrist endet am Sonntag Schlag Mitternacht
Spaß hin oder her: Am Sonntag Schlag 23:59 ostamerikanischer Zeit endet die Gnadenfrist von Trump. Mit dem Glockenschlag um Mitternacht werden die USA Würgesanktionen gegen den Iran in Kraft setzen und in einem Ultimatum an die ganze Welt alle Regierungen und Firmen bestrafen, die dem Iran Erdöl abkaufen.

Länder und Firmen, die den US-Sanktionen zum Sturz des iranischen Regimes nicht Folge leisten, dürfen keine Geschäfte mehr mit den USA machen. Allerdings sind davon acht Staaten ausgenommen, denen Trump keine Gefolgschaft aufzwingen kann: darunter China, Indien, Japan und Südkorea. Die Namen von weiteren vier Staaten sollen am Montag veröffentlicht werden. EU-Länder sind nicht darunter - Trump will Europa hart bestrafen, weil es am Atom-Deal mit dem Iran festhält.

USA wollen Druck auf Iran maximieren
Die Maßnahme ist eine Folge des Austritts der USA aus dem Atomabkommen, das die USA, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Russland und China sowie die EU mit dem Iran 2015 geschlossen hatten. Washington will den Druck auf Teheran mithilfe der Sanktionen maximal erhöhen. Trump und seine strammen Mannen wollen das iranische Regime mit Zwang zur Räson bringen. Teheran soll sein Raketenprogramm aufgeben und die Unterstützung von Organisationen wie der Hisbollah im Libanon beenden.

Die USA folgen der - international allerdings umstrittenen - Darstellung Israels, dass der Iran weiter heimlich an einem Atomwaffenprogramm arbeite. Eine iranische Atomwaffe wäre der Albtraum Washingtons. Nun holt Washington zum bisher schwersten Schlag aus: Der Ölsektor und der Bankensektor - die beiden Lebensadern der iranischen Volkswirtschaft - sollen praktisch ausgetrocknet werden. Erklärtes Ziel ist es, die Ölexporte des Iran auf null zu reduzieren. Saudi-Arabien hat nach Angaben von US-Außenminister Mike Pompeo zugesichert, zumindest einen Teil des iranischen Erdöls durch Mehrproduktion auszugleichen.

Druckmittel der Amerikaner sind Strafen: Wer mit dem Iran nach Eintritt der Sanktionen Geschäfte macht, kann mit den USA keine Geschäfte mehr machen. Da für die meisten vor allem großen Unternehmen der US-Markt deutlich wichtiger ist als der iranische, beugt man sich dem Diktat der Politik.

Iran auf Scheitern des Atom-Deals vorbereitet
Nach dem Austritt der USA steht die Zukunft des Atom-Deals auf des Messers Schneide. Der Iran hat sich nach Angaben seines Atomchefs technisch schon darauf vorbereitet. Dann würde die Regierung innerhalb von einem Monat die Zentrifugen-Fabrik Ahmadi-Roshan in Natans im Zentraliran betriebsbereit machen, sagte Ali-Akbar Salehi in einem Interview des Staatsfernsehens. Er betonte, die Vorbereitungen hätten weder gegen den Deal noch gegen die Vorschriften der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA verstoßen.

Die Vereinigten Staaten verdächtigen den Iran, Vorbereitungen zur Herstellung von atomwaffenfähigem Material zu treffen. „Wir werden es dem Iran nicht erlauben, eine Atomwaffe zu entwickeln“, sagte US-Außenminister Pompeo.

Kurt Seinitz, Kronen Zeitung/krone.at

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