„Wie ein Halbstarker“

Spott und Hohn aus dem Iran nach Trumps Drohungen

Ausland
24.07.2018 12:19

US-Präsident Donald Trump wird für seine jüngsten Twitter-Drohungen gegen den Iran - Stichwort: „Bedrohen Sie nie wieder die USA, seien Sie vorsichtig“ - von der iranischen Staatsspitze mit Spott und Hohn überschüttet. Ein Berater von Präsident Hassan Rouhani etwa ätzte am Dienstag: „Dieser Mann ist die größte Bedrohung für sein eigenes Land sowie für die gesamte internationale Gemeinschaft. Seine Rolle besteht darin, Lügen zu verbreiten und weltweit den Halbstarken zu spielen.“ In dieselbe Kerbe schlugen auch Außenminister Mohammed Javad Zarif und sogar der seit Jahren unter Hausarrest stehende Oppositionsführer Mir Hussein Mussawi, der meinte, dass sich „Ausländer nicht in Familienangelegenheiten einmischen sollen“.

Trump hatte am Montag getwittert: „An Irans Präsident Rouhani: Bedrohen Sie niemals wieder die USA, oder Sie werden Konsequenzen von der Art zu spüren bekommen, wie sie wenige zuvor in der Geschichte erleiden mussten. Wir sind nicht länger ein Land, das Ihre wahnsinnigen Worte von Gewalt und Tod hinnehmen wird. Seien Sie vorsichtig!“ Trump bezog sich damit offensichtlich auf Aussagen Rouhanis, der den US-Präsidenten mit Blick auf das Öl-Embargo und die Wirtschaftssanktionen davor gewarnt hatte, mit dem Feuer zu spielen. Zudem drohte Rouhani mit einer Schließung der Ölexport-Routen am Persischen Golf, was die gesamte Ausfuhr aus der Region blockieren könnte.

Neben Rouhanis Berater hatte auch Außenminister Mohammed Javad Zarif mit spöttischer Herablassung auf die Drohgebärden Trumps reagiert. „Sie sehen uns unbeeindruckt“, schrieb Zarif am Montagabend auf Twitter - in gleicher Großbuchstaben-Manier wie zuvor der US-Präsident.

Zarif an Trump: „Uns gibt es schon seit Jahrtausenden“
„Uns gibt es schon seit Jahrtausenden, und wir haben den Niedergang von Imperien gesehen, unser eigenes eingeschlossen, die länger währten als die Existenz mancher Länder.“ Seine Twitter-Replik schloss Zarif mit derselben Warnung, die Trump an Irans Präsidenten Rouhani gerichtet hatte: „Seien Sie vorsichtig!“

Präsident Rouhani hat sich bisher nicht zu Trumps Tweet geäußert, will dies aber demnächst im Staatsfernsehen tun. In dem jüngsten Konflikt hat Rouhani sowohl die Hardliner als auch Regimekritiker im Iran auf seiner Seite. Die Revolutionsgarden versprachen Rouhani Widerstand gegen Trumps „psychologische Kriegsführung“.

Oppositionsführer: „Familienangelegenheit, die Ausländer nichts angeht“
Auch der seit mehr als sieben Jahren unter Hausarrest stehende Oppositionsführer Mir Hussein Mussawi stellte sich gegen Trump und die USA. „Wir haben zwar ein bitteres Problem mit dem Regime, aber das ist eine Familienangelegenheit, die Ausländer nichts angeht“, sagte Mussawi. Zahlreiche Iraner äußerten sich auf Twitter unter dem Hashtag #StopMeddlingInIran ähnlich.

Krisenstimmung seit US-Austritt aus Atomabkommen
Hintergrund des Schlagabtausches ist der einseitige Ausstieg der USA aus dem internationalen Atomabkommen mit dem Iran. Die 2015 erzielte Vereinbarung soll die Islamische Republik am Bau von Atombomben hindern. Der Iran hatte sich im Gegenzug für wirtschaftliche Lockerungen und mehr Investitionen ausländischer Unternehmen dazu bereit erklärt, sein Atomprogramm aufzugeben und sich Kontrollen zu unterwerfen.

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