Talk zu Saudi-Arabien

„Khashoggi ist nicht plötzlich in Säge gestürzt“

Österreich
24.10.2018 20:37

Der Mord am Journalisten Jamal Khashoggi, Exekutionen, keine Demokratie: Auf krone.at wurde am Mittwochabend unter anderem die Frage diskutiert, ob und wie Österreich Saudi-Arabien kritisieren soll. Die Gäste von Moderatorin Katia Wagner waren Peter Pilz (Liste Pilz), „Krone“-Außenpolitik-Experte Kurt Seinitz, Wien-Tourismus-Chef Norbert Kettner sowie Beate Meinl-Reisinger (NEOS). Meinl-Reisinger stellte gleich zu Beginn klar, dass Khashoggi wohl nicht „plötzlich in eine Knochensäge gestürzt“ sein dürfte, wie von Vertretern Saudi-Arabiens sinngemäß behauptet. Die Diskussionsrunde im krone.tv-Studio war sich einig: Es muss jetzt endlich Konsequenzen geben, sowohl auf internationaler Ebene als auch seitens der österreichischen Politik. Die Highlights sehen Sie oben im Video, den kompletten Talk gibt‘s hier zum Nachsehen.

Peter Pilz erklärte ziemlich deutlich, was er von der Nähe Österreichs zu Saudi-Arabien und dem auch dafür gegründeten „König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog“ hält. „Ich traue diesen Menschen, die die Gegend dort verwüsten und die Bevölkerung unterdrücken, mittlerweile alles zu. Sie fühlen sich als Herren über Leben und Tod und finanzieren den internationalen Terror“, betonte der Listengründer und ehemalige Grüne im Studio. Man werde am Donnerstag im Parlament einen Dringlichen Antrag zur Schließung des Abdullah-Zentrums als auch bezüglich eines Verbotes von Waffenlieferungen aus Österreich nach Saudi-Arabien einbringen. „Für mich ist der Kurs sehr klar. Erstens: keine Waffen in dieses Gebiet. Zweitens: Mit Mördern führen wir keine Scheindialoge.“ Pilz: „Wenn wir immer sagen, wir brauchen eine europäische Lösung, dann kann man genauso gut warten und es passiert nichts.“

Diskussion im krone.tv-Studio (v.l.): Wien-Tourismus-Chef Norbert Kettner, Peter Pilz (Liste Pilz), Moderatorin Katia Wagner, Beate Meinl-Reisinger (NEOS), „Krone“-Außenpolitik-Experte Kurt Seinitz (Bild: Gerhard Bartel)
Diskussion im krone.tv-Studio (v.l.): Wien-Tourismus-Chef Norbert Kettner, Peter Pilz (Liste Pilz), Moderatorin Katia Wagner, Beate Meinl-Reisinger (NEOS), „Krone“-Außenpolitik-Experte Kurt Seinitz

Seinitz: „Der Skandal ist das Wegschauen“
Auch „Krone“-Außenpolitik-Experte Kurt Seinitz ging mit der westlichen Politik hart ins Gericht. Vor allem die USA, die Saudi-Arabien nach wie vor protegieren würden, seien hier gefordert. „Der Skandal ist das Wegschauen.“ Der langjährige „Krone“-Journalist und Autor appellierte allerdings auch an den Realitätssinn: „Man soll auf Saudi-Arabien Druck ausüben, aber nicht zu stark blasen. Sonst fällt das Ganze nämlich um. Und wenn wir Erdöl nur von Demokratien kaufen würden, würden wir bald auf dem Trockenen sitzen.“ Dennoch sagt Seinitz: „Das offizielle Österreich darf nicht reaktionslos an diesem ‚Ereignis‘ vorbeigehen. Die Regierung wird von uns bezahlt, die soll sich was einfallen lassen.“

(Bild: krone.at)
(Bild: krone.at)

Meinl-Reisinger: „Scheinheilige Politik“
Beate Meinl-Reisinger, die im Juni den NEOS-Chefsessel von Matthias Strolz übernommen hatte, pochte darauf, dringend die Zusammenarbeit Österreichs und Europas mit Saudi-Arabien zu überdenken und insbesondere die Waffenlieferungen zu stoppen. Nicht zuletzt durch den Fall Khashoggi habe „Saudi-Arabien jegliche Glaubwürdigkeit verspielt“. „Wir können nicht sagen: Wasch mich, aber mach mich nicht nass! Wir geben diplomatische Statements ab und verurteilen Dinge - und gleichzeitig exportieren wir Waffen. Das ist einfach eine Politik, die scheinheillig ist.“ Nachhaltige Politik könne die Abhängigkeit vom Öl verringern.

Kettner: „Zivilgesellschaft nicht den Rücken kehren“
Wien-Tourismus-Chef Norbert Kettner erklärte: „Wir sehen, dass das Land in einer tiefen Krise ist“ - dennoch sollte man „nicht alle Bande kappen“. „Saudi-Arabien hat eine Jugendarbeitslosigkeit von 25 Prozent, die jungen Menschen dort sind zornig, wütend.“ Es nützt niemandem, wenn das Land jetzt implodiert. Der Zivilgesellschaft sollte man dort nicht den Rücken zukehren.“ Vielmehr sollte man versuchen, einen Wertetransfer hinzubekommen, sagt Kettner. „Das ist das, was der Tourismus machen könnte oder sollte.“

(Bild: krone.at)
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(Bild: krone.at)

Kneissl: „Unabhängige Aufklärung!“
Außenministerin Karin Kneissl sagte in einem zuvor aufgezeichneten Interview (Video unten): „Das war Barbarei, deshalb fordert auch Österreich eine unabhängige Aufklärung.“ Die Diplomatie müsse aber fortgesetzt werden. Kneissl: „Natürlich habe ich den saudischen Botschafter bereits zu mir ins Außenamt gebeten.“

Diskutieren Sie mit!
 Die Sendung startete wie immer pünktlich um 19 Uhr - und Sie konnten und können weiterhin mitdiskutieren! Wir sind gespannt auf Ihre Facebook-Postings, Storykommentare auf krone.at und Tweets unter dem Hashtag #brennpunkt!

Sämtliche Ausgaben des Talk-Formats mit Moderatorin und krone.at-Kolumnistin Katia Wagner zum Nachsehen sowie Highlight-Videos finden Sie unter krone.at/brennpunkt.

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