Der Spieler taucht in "Dragon Age Origins" in die Welt Ferelden ein. Diese wird von der so genannten "Dunklen Brut" bedroht – ein Monsterheer unter Führung des Erzdämon, das die Welt unterjochen will. So weit – so klassisch für ein Rollenspiel. Aber gleich zu Beginn wird klar, dass die Entwickler viel Zeit und Mühe in das Erzählen der Geschichte investiert haben.
Der Gamer erstellt zu Anfang seinen Charakter und wählt die Rasse (Elf, Zwerg oder Mensch) sowie Klasse (Krieger, Schurke oder Magier) aus. Erweitert werden die Möglichkeiten durch die Wahl der Gesellschaftsschicht. Wählt ein Spieler etwa den Weg eines adligen Zwerges, so sieht er sich danach mit anderen Problemen konfrontiert, als etwa ein Mensch aus der Unterschicht. Insgesamt hat Bioware hier sechs verschiedene "Starts" gebastelt, die jeder für sich durch eine packende Story überzeugen kann und dem Spieler auch bereits einiges an Geschick abverlangt.
Entscheidungsfreiheit großgeschrieben
Denn bereits hier zeigen sich einige der größten Stärken von "Dragon Age: Origins". Durch abwechslungsreiche Handlung und viele Gespräche lernt der Gamer bereits im ersten Spielabschnitt die wichtigsten Hintergründe des Abenteuers kennen. Die dichte Atmosphäre zieht den Rollenspielfan dabei regelrecht in das Abenteuer hinein. Außerdem macht sich hier auch erstmals die große Wahlfreiheit bemerkbar, die das Game bietet: Die Story nimmt unterschiedliche Wendungen, abhängig von den Entscheidungen des Spielers. Fordert er als adliger Zwerg etwa Genugtuung für einen versuchten Betrug, oder lässt er den Intriganten davonkommen? Im ersten Fall tötet er den Sohn des Betrügers in der Arena. Im zweiten Fall zieht der Gauner beleidigt ab, schickt aber seinen Sohn gemeinsam mit der Hauptfigur auf ein Quest.
Nach diesen Vorgeschichten landet der Charakter des Spielers jeweils auf die eine oder andere Weise beim Orden der "Grauen Wächter" um gegen die "Dunkle Brut" zu kämpfen. Die Spielwelt wirkt dabei auf den ersten Blick riesig. Da diese aber nicht frei begehbar ist, sondern auf der Karte zu den unterschiedlichen Punkten "gesprungen" wird, relativiert sich das Ganze wieder etwas. Nach den ersten bestandenen Abenteuern bekommt der Spieler auch zahlreiche Gefährten, die in einem Lager auf ihn warten. Der Hobby-Monstermetzler kann ab dann jeweils drei von ihnen zur Unterstützung auf seine Abenteuer mitnehmen. Dabei gilt es genau abzuwägen, wer für welche Mission der Richtige ist, da alle Figuren durch unterschiedliche Stärken und Schwächen glänzen.
Auch was diese NPCs angeht, hat Bioware enorme Arbeit geleistet und alle Gefährten der Hauptfigur mit einzigartigen und genau durchdachten Charaktereigenschaften ausgestattet. Und je nachdem, wie diese beschaffen sind, reagieren die Party-Mitglieder unterschiedlich auf die Taten und Entscheidungen des Spielers. Das schlägt sich sogar in einem "Zuneigungssystem" nieder, das festlegt, wie die Hauptfigur mit seinen Mitstreitern auskommt und bestimmt wiederum deren Verhalten ihm gegenüber. Auch dieses komplexe Beziehungssystem trägt einen guten Teil zur gewaltigen Atmosphäre des Games bei.
Blutige Echtzeit-Gemetzel
Gespielt wird "Dragon Age: Origins" zum überwiegenden Teil mit der Maus: Mit ihr schickt man die Gefährten durch die Landschaft und befiehlt ihnen, anzugreifen oder Zauber zu wirken. Dabei blickt der Gamer den Helden von hinten über die Schulter oder wechselt in die Vogelperspektive, um vor allem bei Kämpfen eine bessere Übersicht zu haben. Diese laufen übrigens in Echtzeit ab, der Spieler kann aber immer mit einem Druck auf die Leertaste eine Pause einlegen, um neue Befehle zu erteilen. Und je länger das Spiel dauert, desto wichtiger wird es, die richtige Taktik anzuwenden – mit der einfachen "Hau drauf"-Methode wird der Rollenspieler jedenfalls nicht weit kommen. Hilfreich ist dabei auch das Taktik-Menü, mit dem das Verhalten der Charaktere äußerst genau über ein Variablen-System (wenn Fall x eintritt, reagiere mit y darauf) festgelegt werden kann.
Die Metzeleien sehen dabei wirklich gut aus: Sie sind äußerst detailliert animiert und glänzen durch große Abwechslung – je nach Waffen und Gegnertyp starten die Figuren andere Aktionen, aber auch die Gegner wehren sich in optischer Pracht. Zudem ist das Ganze äußerst blutig ausgefallen – nicht umsonst leuchtet ein "Ab 18"-Aufkleber von der Verpackung. Auch die Dialoge und Zwischensequenzen sehen toll aus und überzeugen mit einer äußerst realistischen Darstellung der Protagonisten. Leider kann die restliche Grafik mit dieser Qualität nicht mithalten. So sind die Spiellandschaften leider etwas flach geraten.
Der Sound ist hingegen wieder auf Top-Niveau: Sowohl deutsche als auch englische Sprachausgabe können überzeugen und die Musik unterstützt die Handlung mit mal dramatischen, mal verträumten Klängen.
Fazit: Endlich wieder mit einer Party in die Fantasy-Schlacht ziehen! Welchem Rollenspiel-Fan dabei nicht warm ums Herz wird, dem ist wohl nicht zu helfen. "Dragon Age: Origins" lädt außerdem durch seine perfekt erzählte Geschichte dazu ein, sich voll und ganz in dieser fremden Welt zu verlieren. Neben der dichten Atmosphäre machen die herausfordernden Kämpfe und abwechslungsreichen Quests regelrecht süchtig. Dabei erreicht das Game zwar nicht ganz die Klasse von "Baldur’s Gate", ist aber auf jeden Fall nahe dran. Für Rollenspielfans ist "Dragon Age: Origins" absolut Pflicht.
Plattform: PC (getestet), PS 3, Xbox 360
Publisher: Electronic Arts
krone.at-Wertung: 9/10 Punkten
von Stefan Taferner
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