Bereits 30 Bergtote

„Das Gebirge ist keine sichere Spielwiese“

Tirol
26.08.2018 09:50

Beim Versuch, Schafe zu retten, stürzte am Freitag ein 45-jähriger Flughelfer in Längenfeld rund 150 Meter in den Tod. Im Zillertal entdeckten Flugretter bei der Bergung eines Toten eine weitere Leiche - die "Krone" berichtete. Der Berg-Trend hält an, das bedeutet aber leider auch: Viele Unfälle und eine Zerreißprobe für die Retter.

Ein Mutterschaf samt zwei Lämmern hatte sich am Freitag in Längenfeld in unwegsames Gelände verstiegen, heißt es im Polizeibericht. Die Besatzung eines Helikopters brach deshalb gegen 17 Uhr auf, um die Tiere zu retten. Der Pilot des österreichischen Unternehmens setzte seine beiden Flughelfer in einer Seehöhe von 2500 Meter ab. „Beim Versuch, das Mutterschaf zu erfassen, verlor einer der beiden Retter den Halt und rutschte auf dem nassen mit Gras und Fels durchsetzen Gelände über eine Felskante“, schildert die Polizei. Der 45-Jährige aus dem Bezirk Imst stürzte rund 150 Meter in die Tiefe und verunglückte tödlich.

Sicherung
Auf die Frage nach der Sicherung des Mannes, sagt Peter Veider, Geschäftsführer der Tiroler Bergrettung: „Ich kenne die genauen Umstände dieses Absturzes nicht, aber grundsätzlich können Retter nicht immer gesichert sein - wir würden ansonsten oft viel zu spät kommen.“ Auch ein Beamter der Polizeiinspektion Oetz schildert: „Ob und wie gesichert wird, kann nur individuell entschieden werden. Im Vorfeld ist das kaum einschätzbar.“ Grundsätzlich sagt Veider aber: „Im Gebirge kann es einfach sehr schnell gehen - das ist keine sichere Spielwiese.“

41 Bergtote im Sommer 2017
Eine Tatsache, die sich auch in Zahlen widerspiegelt: Während im gesamten Sommer des vergangenen Jahres 41 Menschen bei Alpinunfällen ums Leben kamen, sind es heuer bereits rund 30 - der Spätsommer noch folgend. „Die Unfallstatistik ist noch nicht zusammengestellt, aber aufgrund der vielen Wanderer in diesem Jahr ist nicht mit einem Rückgang zu rechnen“, erklärt Veider.

Retter stoßen an Grenzen
Für die vielen freiwilligen Retter ist das eine ständige Zerreißprobe. Mehr als 4200 Ehrenamtliche sind 24 Stunden täglich, 365 Tage im Jahr dort zur Stelle, wo andere an ihre Grenzen stoßen. In Hotspots wie im Stubai- oder Zillertal heißt das teilweise zwischen drei und fünfmal täglich auszurücken - zusätzlich zum ganz normalen Job. „Die Schmerzgrenzen sind schon ziemlich erreicht“, gibt Peter Veider zu. „Ich bin ein starker Verfechter der Freiwilligkeit - bisher hat das ja auch immer gut funktioniert. Aber man muss sich auch überlegen, ob das in Zukunft so weiter gehen kann.“ Ein Pilotprojekt gibt es schon: In der „Bike Republic Sölden“ sind drei hauptberufliche Bergretter angestellt.

Situation einschätzen
Denn der Hype um den Berg reißt nicht ab - und auch das Wetter trieb gerade heuer sehr viele Wanderer auf die Gipfel. Der Sonnenschein birgt aber auch Gefahren: „Die Leute dehydrieren, wenn sie nicht genug trinken. Zudem sollte man früh genug aufbrechen - sonst geht man in der ärgsten Hitze“, schildert Veider. Vor allem aber sollte man Situationen richtig einschätzen - siehe Interview. 

Anna Haselwanter
Anna Haselwanter
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Tirol



Kostenlose Spiele