Ingolstattliches SUVpé

Audi Q8: Hightech-Dominanz-Ansage mit Bling-Bling

Motor
05.06.2018 17:04

Jetzt schafft sich auch Audi sein SUV-Coupé und krönt damit die Modellpalette: Im Juli 2018 kommt der Audi Q8 auf den Markt. Weltpremiere feierte der Große mit dem flachen Dach am Dienstag in Shenzhen, der geradezu explodierenden Hightech-Metropole Chinas. Und das aus gutem Grund.

(Bild: kmm)

Er ist eine mächtige Ansage, der Audi Q8, den die Ingolstädter sogar als ihr erstes Premium-SUV überhaupt bezeichnen (was auch immer dann der Audi Q7 sein soll). Sein Auftritt strahlt Dominanz aus, was kein Zufall ist, denn das ist chinesischen Kunden bei Weitem wichtiger als Sportlichkeit. Und China ist mittlerweile Audis wichtigster Markt weltweit, seit Jahren sitzt ein Teil der Ingolstädter Forschung und Entwicklung hier, sogar ein eigenes Designstudio, das seinen Input auch für den Q8 geliefert hat.

Der Kühlergrill ist riesig, plastisch und leicht nach vorn geneigt, daneben fallen fette Lufteinlässe auf. Leider handelt es sich - wie bei den Auspuffblenden - nur um Attrappen. Eine Designtendenz, die seit einiger Zeit geradezu grassiert und an der sich im Kreis der Premiummarken eigentlich nur BMW nicht wirklich beteiligt.

Eigenständiges Design
Natürlich denkt man bei jedem neuen großen SUVpé an den Segmentserfinder BMW X6, doch anders als der Mercedes GLE Coupé wirkt der Audi Q8 nicht wie eine umgebrandete Kopie, sondern komplett eigenständig. Chef-Designer Marc Lichte erklärt den Unterschied: „Anders als beim BMW verläuft die Dachlinie bis zur C-Säule gerade, statt schon vorher nach hinten abzufallen. Erst dann kommt die schräge C-Säule dazu. Dadurch ist auch die Kopffreiheit hinten viel besser.“ Tatsächlich sitzt man auf der Rückbank auch mit 1,88 Meter Körpergröße in jeder Hinsicht entspannt.

Die Fahrzeughöhe liegt mit 1,705 Meter auf BMW-X6-Niveau, Fahrzeuglänge und Radstand liegen knapp zehn Zentimeter über der Konkurrenz aus München und Stuttgart. Trotzdem ist der Q8 mit 4,99 Meter knapp sieben Zentimeter kürzer als der Q7. Statt sieben Personen kommen hier deren fünf unter. Der Kofferraum fasst 605 Liter, mit umgeklappten Rücksitzlehnen 1755 Liter.

Licht und Spiele
Die LED-Scheinwerfer sind serienmäßig an Bord, HD-Matrix-Scheinwerfer mit jeweils 24 Einzel-LEDs optional erhältlich. Am Heck geht das LED-Feuerwerk weiter: Hier dient die Beleuchtung nicht nur der Sicherheit, sondern auch dem Spieltrieb. Mit der myAudi-App lassen sich einige lustige Lichtfunktionen abrufen, mit denen man den Nachwuchs begeistern kann. Oder das Kind im Manne, das mag es bisweilen auch, wenn es bling-blingt.

Offroad ist auch drin
Das ganze Fahrzeug wirkt trotz aller Massivität athletisch und einem flotten Tanz auf dem Asphalt nicht abgeneigt. Nach Offroad sieht das SUV im Wesentlichen nur vorne aus, wo ein Unterfahrschutz die Front ziert. Der hinten angedeutete geht auch als Diffusor durch. Dennoch dürfte einem Ausflug ins Gelände wenig entgegenstehen, abgesehen von den bis zu 22 Zoll großen Felgen, die wegen schmaler Reifenflanken entsprechend empfindlich sind (285/40 R22, Serie 19 Zoll). Bis zu 25,4 Zentimeter Bodenfreiheit bieten durchaus Möglichkeiten. Standard ist ein Fahrwerk mit regelbaren Dämpfern (und 22 Zentimeter Bodenfreiheit), optional gibt es eine in der Höhe um neun Zentimeter variierbare Luftfederung, wahlweise in komfortabler oder sportlicher Abstimmung.

Dynamisches Versprechen
Der Allradantrieb ist serienmäßig und verteilt die Kraft über ein mechanisches Mittendifferenzial prinzipiell im Verhältnis 40:60 auf Vorder- und Hinterachse, das verspricht dank Heckorientierung eine Extra-Portion Fahrspaß. Je nach Bedarf kann der Großteil des Drehmoments auch an eine Achse gehen, ganz variabel.

Ebenfalls gut für die Dynamik ist die optionale Allradlenkung. Die Hinterräder schlagen bis zu 5 Grad ein, je nach Tempo mit den Vorderrädern oder entgegengesetzt.

48 Volt in Serie
Alle Antriebe sind als Mildhybride mit 48-Volt-Bordnetz angelegt, mit Lithium-Ionen-Batterie und Riemen-Starter-Generator. Beim Verzögern kann er bis zu 12 kW zurückgewinnen und in den Akku einspeisen. Das System soll zwischen 55 und 160 km/h lange Segelphasen mit deaktiviertem Motor und einen Start-Stopp-Bereich erlauben, der bereits bei 22 km/h beginnt. Der Alltagsverbrauch soll dadurch um 0,7 l/100 km sinken.

Auf den europäischen Märkten startet der Audi Q8 mit dem 3.0 TDI (Q8 50 TDI). Der V6-Diesel bietet 286 PS und 600 Nm Drehmoment. Damit beschleunigt der 2145 kg schwere Wagen in 6,3 Sekunden von null auf 100 km/h und weiter bis 232 km/h Spitze. Das Triebwerk ist an schaltbaren hydraulischen Lagern aufgehängt, die je nach Betriebszustand unterschiedliche Vibrationen herausfiltern und für besondere Laufkultur sorgen sollen. Anfang 2019 folgen ein kleinerer Dreiliter-Diesel mit 231 PS (Q8 45 TDI) und ein 3.0 TFSI Benziner mit 340 PS (Q8 55 TFSI).

Bedienung wie im Audi A8
Der Innenraum wirkt klar und elegant, die über die ganze Breite der Konsole laufende Leiste mit den integrierten Lüftungsdüsen erinnert an en VW Passat. Besonders edel: das nahtlos integrierte obere Display, das zum „MMI touch response“-Bedienkonzept gehört. Nach Einführung im Audi A8 weiterer Bewährung in A6 und A7 hat es nun auch den Weg in den Q8 gefunden. Es beinhaltet zwei Touchscreens, die haptisches Feedback geben; auf dem unteren kann man handschriftliche Eingaben tätigen, die besser erkannt werden als erwartet. Der obere Bildschirm misst bis zu 10,1 Zoll, der untere 8,6 Zoll. Darüber hinaus hat Audi die Spracheingabe mittlerweile ziemlich optimiert, sie wird aus der Cloud unterstützt.

Ein weiteres Display, 12,3 Zoll groß, übernimmt als virtuelles Kombiinstrument die Funktionen von Tacho & Co., ergänzt vom Head-up-Display, das Infos in die Windschutzscheibe projiziert.

Serienmäßig an Bord ist MMI Navigation plus, zu dem das „Audi connect“-Datenübertragungsmodul mit dem Standard LTE Advanced sowie ein WLAN-Hotspot gehören. Die Navigation erkennt die Präferenzen des Fahrers auf Basis der gefahrenen Strecken und soll ihm dadurch intelligente Vorschläge machen können. Die Online-Services von Audi connect ergänzen die Routenplanung vorausschauend. So profitieren Verkehrszeicheninformation und Gefahreninformation von der Schwarmintelligenz der Audi-Flotte. Optional kann das Fahrzeug über ein kompatibles Android-Smartphone verriegelt, entriegelt und gestartet werden.

Volle Assistenzbreitseite
Zu den Assistenzsystemen, die im Audi Q8 verfügbar sind, gehören der adaptive Fahrassistent, der Kreuzungsassistent, die Spurwechselwarnung, die Bordsteinwarnung und die Umgebungskameras. Anfang 2019 folgen Remote Garagen- und Parkpilot. Damit steuert das SUV bei gleichzeitiger Überwachung durch den Fahrer selbsttätig in eine Garage/Parklücke und wieder heraus. Der Fahrer steigt vorher aus und aktiviert den Vorgang auf dem Smartphone. Das machen bis zu fünf Radarsensoren, sechs Kameras, zwölf Ultraschallsensoren und der Laserscanner möglich.

Preise gibt Audi noch nicht bekannt, sie dürften aber deutlich über dem Q7 liegen.

So ein großes und teures, aber doch so junges und verspieltes SUVpé - wer soll das kaufen, wenn der durchschnittliche Käufer nicht mehr lange bis zur Pension hat? Bei uns wohl nicht so viele. Doch in China wächst die obere Mittelschicht extrem und vor allem sind die Käufer jünger als bei uns. Der durchschnittliche Audi-A6-Kunde ist in Europa 58,5 Jahre alt - in China 36,8 Jahre. Und steht auf Bling-Bling.

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(Bild: kmm)



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